Superdaddys lernen das Betrügen: Zwei Bücher der anderen Art

Sören Sieg hat mit seinem Supperdaddy eine Figur geschaffen, die alles andere als realistisch ist. Aber das muss sie ja auch nicht sein. Es genügt, wenn sie sich mit neuen Väterzügen sympathisch zeigt. Dieser Mann tut alles für seine Kinder, ist immer für sie da, hat für alles Verständnis und stellt seine eigenen Bedürfnisse komplett hintenan. Der moderne Vater also – zumindest im Wunschdenken so mancher Karrierefrau. Aber eigentlich hat Philipp Kirschbaum-Vahrenholz die Nase ziemlich voll davon, seiner beruflich äußerst engagierten und reichlich wenig empathische Frau Charlotte dauernd den Rücken freizuhalten. Solange er selbst beruflich nicht wirklich vorankam und nur hie und da auf kleinen Bühnen sein komödiantisches Talent unter Beweis stellte, war das kein Problem. Aber als sich auch bei ihm eine Karriere ankündigt, wendet sich das Blatt. Dumm nur, dass Charlotte sich nicht entsprechend wenden will.

Ist Sören Sieg vielleicht gar nicht der wahre Superdaddy?

Sören Sieg ist selbst Komiker und Vater dreier Kinder. Also definitiv eines der seltenen Exemplare der wahren Superdaddys. Und sicher sind in seinen Roman so einige Selbsterfahrungsmomente eingeflossen. Teilweise ganz witzig, teilweise ganz interessant in der Durchführung, muss man aber trotzdem sagen: Es wäre auf der humorvollen Seite hier durchaus mehr drin gewesen, vor allem bei diesen Ausgangsvoraussetzungen.

Ob Sören Sieg wohl gewusst hat, dass es den beruflichen Superdaddy tatsächlich gibt? Volker Meyer-Dabisch hat übrigens genau das aufgegriffen, was auch Sören Sieg beschäftigt, ist mit diesem aber nicht zu verwechseln.

Wie passen ein so renommierter Journalist und ein so plattes Buch zusammen?

Werner Bartens hat keine Konkurrenz. Ohne Konkurrenz ist allerdings wahrlich etwas anderes. Denn der Roman „Betrügen lernen“ ist alles andere als eine Glanzleistung. Kurz skizziert geht es um Clara und Alex. Clara ist Urologin und allein daher, sozusagen schon berufsbedingt, an allem anderen mehr interessiert als am besten Stück eines Mannes. Oder um es genau zu nehmen: ihres Mannes. Der allerdings ist bockig wie ein Teenager und versucht mit allen Mitteln, sein Liebesleben auf Trab zu bringen. Und bringt es dabei so weit, dass Clara lieber fremdgeht als sich den Fisimatenten ihres Gatten zu widmen. Der selbstverständlich ebenfalls beruflich mit Sex zu tun hat. Er erforscht das Paarungsverhalten von Primaten. Und lässt sich dabei selbst zum Affen machen.

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Wahre Superdaddys sind wahrlich selten

Was das alles mit den Qualitäten eines Superdaddys zu tun hat? Das fragt man sich als geneigter Leser ebenfalls und zwar über 200 Seiten lang. Und kommt zu dem Schluss, dass dieser Mann und Vater einfach der Kontrapunkt zu Sören Siegs Übervaterfigur ist. Die Kinder kommen nämlich, wenn überhaupt, nur in der Form vor, dass sie wochenlang ausquartiert werden, damit sich der Herr Papa und Frau Doktor ihrer beider Doktorspielchen widmen können.

Wenn man bedenkt, dass es sich bei Werner Bartens (Homepage) nicht nur um den Leitenden Redakteur im Wissenschaftsressort der Süddeutschen Zeitung, sondern zusätzlich um einen mehrfach ausgezeichneten Journalist und Autor handelt, dann kann man nur davon ausgehen, dass nicht nur ein blindes Huhn auch mal ein Korn findet, sondern andersherum auch ein sehendes mal danebenpicken kann.

Sören Sieg; Superdaddy, erschienen bei List im Juni 2012 zu einem Preis von 14,99 Euro. Besser als das Buch ist definitiv das Hörbuch. Wahrscheinlich deswegen, weil es sich um eine gekürzte Lesung handelt, erschienen bei Hörbuch Hamburg (Downtown), zum gleichen Preis. Gesprochen vom Schauspieler Jörg Pohl. eine sehr angenehme Stimme.

Werner Bartens: Betrügen lernen, erschienen im Karl Blessing Verlag im März 2012. Der Preis für das gebundene Buch liegt bei 17,95 Euro.

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