Verblendung, Verdammnis und Vergebung – kurz, die Verfilmungen der Millennium-Trilogie von Stieg Larsson sind noch nicht so lange her und die schwedischen Versionen weder schlecht noch billig, dass sich an diesen Merkmalen eine dermaßen schnelle Entscheidung zur Neuauflage erklären ließe. Hier ist eher die Frage nach einer grundsätzlichen Hollywood-Vorgehensweise zu stellen, bei dem erfolgreiche europäische Filme innerhalb kürzester Zeit für das amerikanische Publikum neuverfilmt werden, sei es aus der Überzeugung heraus, es prinzipiell besser machen zu können, mit bekannteren Schauspielern mehr Kinokarten zu verkaufen oder einfach der Unlust, untertitelte Filme im Kino anzusehen.
Verblendung (2011): David Finchers Remake
Nun, im Fall von Verblendung kann das Remake immerhin auf einen visionären Regisseur hoffen: David Fincher, der uns ebenso geniale wie verzwickte Werke, wie „Sieben“, „The Game“ und „Fight Club“ bescherte, auf dessen Konto allerdings auch „Benjamin Button“ und „The Social Network“ gehen (zumindest für Freunde seiner Thriller und bei allen Oscar- und weiteren Preis-Nominierungen nicht eben die Sternstunden des ansonsten visuell und narrativ anspruchsvollen Regisseurs), nimmt sich Stieg Larssons Geschichte um Intrigen, Familiengeheimnisse, Altnazis und investigativem Journalismus an und konnte für die Dreharbeiten in Schweden den aktuellen James Bond Daniel Craig (zuletzt in „Ein Quantum Trost“) als Mikael Blomkvist gewinnen.
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Noomi Rapace, die im schwedischen Original Lisbeth Salander gab, wird bei Fincher durch Rooney Mara ersetzt, Christopher Plummer wird der ehemalige Großindustrielle Vanger und Hollywoods Lieblingsskandinavier Stellan Skarsgard darf in der Neuverfilmung auch nicht fehlen. Ebenso mit von der Partie sind Robin Wright und Julian Sands, „Nine Inch Nails“-Frontmann Trent Reznor übernimmt wie schon bei der Facebook-Story den Soundtrack.
Verblendung (2011): Für Hollywood untypische Version der Millennium-Trilogie
Ob es ein amerikanisches Remake der Millennium-Trilogie nun wirklich gebraucht hätte, lässt sich schwer entscheiden: Die bislang veröffentlichten Trailer zumindest lassen Großes hoffen und tatsächlich strebte Paramount Pictures schon 2008, etwa zur gleichen Zeit wie in Schweden, eine Verfilmung der Buchvorlage an, bevor sich Columbia die Rechte sichern konnte.
Man wird also bis zum 12. Januar 2012 warten müssen, um sich ein klares Bild von David Finchers „Verblendung“ machen zu können. Bis dahin sei auf die Langfassung der Millennium-Trilogie aus Schweden hingewiesen, die man momentan für wenig Geld auf DVD und Blu-Ray bekommen kann.
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Verblendung
(OT: The Girl with the Dragon Tattoo)
Regie: David Fincher
Land: USA, Schwede, UK, Deutschland 2011
Darsteller: Daniel Craig, Rooney Mara, Christopher Plummer, Robin Wright,
Genre: Thriller, Krimi, Drama
Länge: 158 min.
Facebook: http://www.facebook.com/girlwiththedragontattoobook
Homepage
Kinostart: 12.01.2012.
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