So können Sie einen geeigneten Psychologen finden

Eines ist Ihnen klar: Sie wollen einen Psychologen finden. Nur wie gehen Sie vor? Zunächst möchte ich wichtige Begriffe klären. „Nur“ ein Psychologe kann Ihnen nicht weiterhelfen. Denn das ist einfach jemand, der eine wissenschaftliche Ausbildung hat und innerhalb seines Studiums keinerlei therapeutische Kompetenz erworben hat. Sie sollten einen Psychologen finden, der zusätzlich eine therapeutische Ausbildung besitzt. Die Sache wird noch schwieriger dadurch, dass es auch Ärzte gibt, die eine nach dem Psychotherapeutengesetz anerkennte Ausbildung absolviert haben.  Was Sie suchen ist also ein Therapeut.

Und damit es auch richtig kompliziert wird, gibt es nicht nur eine Art von theapeutischen Ausbildungen, sondern eine ganze Menge. Ich beschränke mich hier auf die, die nach dem Psychotherapeutengesetz anerkannt sind. Dazu zählen:

  1. Verhaltenstherapie – das ist das am weitesten verbreitete Verfahren
  2. Tiefenpsychologie und Psychoanalyse
  3. Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie nach Rogers – dieses Verfahren ist zwar zugelassen, hier gibt es jedoch keine Kassenzulassung

Eine Zulassung nach dem Psychotherapeutengesetz erhält ein Verfahren dann, wenn es möglich ist, damit alle gängigen Krankheitsbilder zu behandeln.

Dann benötigt der Therapeut natürlich auch noch eine Heilberechtigung. Die erhält er, wenn er beim Gesundheitsamt eine Prüfung abgelegt hat. Diese Heilberechtigung erhalten folgende Personen:

  • Jeder Arzt durch seine Approbation, was ihn auf eigenen Wunsch dazu berechtigt, eine Psychotherapeutische Zusatzausbildung zu absolvieren.
  • Jeder Psychologe, der in einem anerkennten Verfahren vor dem Gesundheitsamt geprüft wurde, erhält auch eine Approbation und ist berechtigt, sich Psychologischer Psychotherapeut zu nennen.
  • Jeder, der vor dem Gesundheitsamt die Heilpraktikerprüfung absolviert hat (in vollem Umfang zum Medizinischen Heilpraktiker oder beschränkt auf das Fachgebiet der Psychotherapie). 

Wenn Sie also wollen, dass die Krankenkasse die Kosten übernimmt, dann suchen Sie entweder nach einem Psychologischen Psychotherapeuten oder nach einem Arzt, der eine therapeutische Weiterbildung besitzt. Das können entweder Neurologen sein oder Psychiater, manchmal auch Anästhesisten oder auch Allgemeinmediziner. Die zugrundeliegende Ausbildung ist hier gar nicht so zentral, sondern die therapeutische Weiterbildung. Wichtig ist hier zu wissen: Neurologen, die keinerlei psychologische Zusatzausbildung besitzen, verschreiben nur Medikamente und bieten Ihnen keine Psychotherapie an!

Jetzt wünsche ich Ihnen viel Erfolg beim Psychologen finden. 

Psychologen finden: So wirds gemacht!

1

Kostenfrage klären (Kassentherapeut oder Privatpraxis)

Die erste Entscheidung, die Sie treffen sollten, ist die Finanzierung. Es gibt Therapeuten, die besitzen eine Kassenzulassung und die Krankenkasse übernimmt die Behandlung. Und es gibt Privatpraxen, dort bezahlen Sie die Kosten selber. Beides hat Vor- und auch Nachteile. In der Kassenpraxis sind Sie dann richtig, wenn Sie an einer psychischen Störung von Klinischer Ausprägung leiden. Deshalb stellt der Therapeut eine Klinische Diagnose und beantragt bei der Krankenkasse die Kostenübernahme. Der Nachteil ist, dass hier die Wartezeiten bis zu einem Jahr betragen können und die Behandlung oft erst verzögert nach dem ersten Termin stattfindet. Behandlungsdauer beträgt hier 25 Sitzungen wenn eine Kurzzeittherapie beantragt wurde und mindestens 50 Sitzungen, wenn eine Langzeittherapie beantragt wurde (also 1/2 oder mindestens 1 Jahr). Das hängt natürlich von der Ausprägung der Beschwerden ab. Therapeuten, die eine Privatpraxis führen, haben sich meistens auf ein bestimmtes Fachgebiet spezialisiert und werden deshalb ausgewählt. Außerdem ist die Behandlungszeit dort viel kürzer und es gibt meistens keine oder kürzere Wartezeiten als beim Kassentherapeuten. 

2

Überweisung ausstellen lassen

Wenn Sie einen Kassentherapeuten aufsuchen möchten, lassen Sie sich von Ihrem behandelnden Arzt eine Überweisung ausstellen und fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach der Therapeutenliste. Hier sind alle zugelassenen Kassen-Therapeuten aufgelistet.

3

Behandler aussuchen

Nun suchen Sie sich einen Behandler, einen geeigneten Therapeuten aus. Entweder Sie gehen so vor, dass Sie sich als erstes das Therapieverfahren aussuchen, nach dem Sie arbeiten möchten (das steht alles auf der Liste der Krankenkasse). Hier empfehle ich Ihnen weitere Lektüre im Internet, weil diese Informationen den Rahmen dieses Beitrages sprengen würden. Oder Sie nehmen die Hilfe einer Beratungs-Stelle in Anspruch. Diese helfen oft auch, einen geeigneten Therapieplatz zu finden.

  • Rufen Sie bei den Therapeuten auf der Liste von der Krankenkasse an und bitten Sie um einen Termin.
  • Hören Sie sich im Bekanntenkreis um. Gute Therapeuten werden weiterempfohlen.
  • Suchen Sie im Internet. Gute Praxen haben heutzutage eine Homepage.

Mein persönlicher Tipp ist, rufen Sie die Therapeuten an – und zwar am Abend oder nachts. Hören Sie sich die Stimme des Anrutbeantworters an. Wenn Ihnen diese sympathisch ist, dann fragen Sie am nächsten Tag nach einem Termin. Bei vielen hören Sie heutzutage die Stimme auch auf der Homepage. Aber immer noch nicht alle Therapeuten haben eine eigene Homepage. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn es lange Wartezeiten gibt. Falls Sie einen Therapeuten mit Kassenzulassung ausgewählt haben, wird das eher die Regel sein. Bleiben Sie dran!

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Termin vereinbaren und dann entscheiden

Wichtig ist, dass Sie zunächst einen Termin vereinbaren und erst danach entscheiden, ob Sie die Therapie auch wirklich fortführen möchten. Das Vertrauensverhältnis zu diesem Menschen ist die Grundlage, auf der Ihre Veränderung stattfinden kann. Falls aus Ihrer Sicht kein Vertrauen da ist, dann suchen Sie lieber weiter nach jemandem, bei dem dieses Vertrauen besteht! Viel Erfolg bei Ihrer Suche.

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2 Meinungen

  1. Markus Breitenberger

    Um einen guten Psychologen zu finden, können diese Hinweise wertvoll sein. Wichtig ist aber auch, sich als Laie einen Überblick zu verschaffen, was in Psychotherapie eigentlich wirkt. Wissenschaftler, die im Rahmen der Recherchen zu einem Beitrag zum Thema Psychotherapie der „Welt am Sonntag“ befragt wurden, kamen übereinstimmend zu der Einschätzung, dass im Gesundheitssystem aufgrund der falschen Behandlung psychischer Leiden mindestens fünf Milliarden Euro pro Jahr verschwendet werden, berichtet „Welt Online“. Die Berechnungen der renommierten Experten weisen dem Nachrichtenportal zufolge auf erhebliche Missstände im Bereich der psychotherapeutischen Behandlung hin. Auf die Frage, wie und wodurch Psychotherapie den Menschen hilft, antworten interessanterweise auch viele erfahrene Therapeuten mit der Vorstellung, dass es die jeweilige therapeutische Technik sei, die hauptsächlich Veränderung bewirkt. Wenngleich es kein Nachteil ist von der ausgeübten Therapieform überzeugt zu sein, stimmt diese Aussage aber nicht. Nach verlässlichen Studien aus der Psychotherapie-Forschung sind die spezifischen technischen Faktoren einzelner Psychotherapie-Schulen nur zu 10 Prozent am therapeutischen Erfolg beteiligt. Zu 40 Prozent entscheiden über den Erfolg die sogenannten Klient-gebundenen Faktoren, also beispielsweise der Schweregrad der Pathologie und die Möglichkeit sich auf den Prozess einzulassen. Bei 15 Prozent der erfolgreich beendeten Therapien findet man in Befragungen keinen Grund für die positiven Veränderungen. In 35 Prozent, also bei mehr als einem Drittel der Therapien, die von den Klienten zufrieden beendet wurden, konnte der Erfolg auf eine geglückte therapeutische Beziehung zurückgeführt werden. Das heißt eine vertrauensvolle Atmosphäre, die von Therapeut und Klienten zusammen geschaffen wurde, damit Altes und manchmal Schmerzhaftes angeschaut, gewürdigt und gelassen werden kann und man sich voll auf das aktuelle Leben, das immer in der Gegenwart stattfindet, einlassen kann.
    Einige von Ihnen haben diese Erfahrung vielleicht schon einmal selbst gemacht, dass es gerade im therapeutischen Kontext sehr darauf ankommt, dass die “Chemie stimmt” und “man gut miteinander kann”. Als Heilpraktiker in der Praxis für Homöopathie und Psychotherapie lege ich besonderen Wert auf eine gleichsam wohlwollende, wie herausfordernde therapeutische Beziehung. Lesen Sie mehr dazu unter: http://www.praxis-breitenberger.de/psychotherapie/

  2. Sehr verehrter Herr Kollege,

    ich gebe Ihnen in allen Punkten Recht. Wenn mich jemand fragt: „Können Sie mir einen Hypnosetherapeuten in meiner Nähe empfehlen?“ Dann antworte ich jeweils: „Suchen Sie sich einen Therapeuten in Ihrer Nähe, bei dem die Chemie stimmt, das Therapieverfahren ist sekundär.“ Menschen, die ihr Handwerk nicht beherrschen gibt es überall. Und was Therapien betrifft ist noch sehr viel Aufklärung notwendig. Danke, dass Sie dazu beitragen, dass im therapeutischen Kontext die Menschlichkeit waltet. Das ist sehr wertvoll.

    Schwabengrüße
    Shivani Allgaier

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