Schlafkrankheit: Deutscher Berlinale-Film, based in Africa

Ulrich Köhler versucht sich an einem Zeitsprung inmitten des Films. Ein gern gewähltes Stilmittel, das auch in diesem Fall die Handlung etwas aufrüttelt und auf Besserung hoffen lässt. Einzig: Es bleibt – größtenteils – eine Hoffnung. Dabei ist „Schlafkrankheit“ ein eigentlich spannendes Portrait über Afrika, über Entwicklungshelfer und deren Schwierigkeiten, sich nach getaner Arbeit dem ganz normalen Lebensalltag in der Heimat zu widmen.

In Leben mit der Schlafkrankheit

Der erste Teil des Films handelt von Ebbo Velten und dessen Frau. Sie leben in Kamerun, und der niederländische Arzt hilft bei der Bekämpfung der Schlafkrankheit. Die Zeit des Aufenthalts läuft ab, seine Frau Vera zieht es zurück in die deutsche Heimat, nicht zuletzt, da die 14-jährige Tochter dort im Internat auf ihre Eltern wartet. Ebbo aber ängstigt die Vorstellung einer Rückkehr. Seine Frau reist zunächst alleine ab, er soll nachkommen. Er tut es augenscheinlich nicht.

Die Handlung springt einige Jahre und dreht sich zuvorderst nun um den Arzt Alex Nzila, der von der WHO geschickt wird, um Ebbo Veltens (ja, er lebt weiterhin in Kamerun) Arbeit zu kontrollieren. Dies erweist sich jedoch als schwierig, der niederländische Arzt lässt sich anfangs stets entschuldigen. Letztlich treffen sie aber aufeinander, zudem bekommt Veltens neue afrikanische Frau ein Kind von ihm. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, eine Reise in ein von der Schlafkrankheit befallenes Dorf aber erweist sich in vielerlei Hinsicht als Augenöffner.
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Entwicklungshilfe, Heimat, Geborgenheit, Glück: Ein wenig viel für 1 ½ Stunden

Ulrich Köhler verarbeitet viel eigene Erfahrungen in diesen 90 Minuten. Seine Eltern waren einst selber Ärzte in Afrika. Als Drehorte wurden teils jene gewählt, in denen die Eltern tatsächlich selber arbeiteten. Vielleicht ist der autobiografische Bezug das Problem, vielleicht gelingt es Köhler daher nicht gänzlich, den Blick freizulegen auf die zerrütteten Protagonisten. So richtig nah kommen die Zuschauer weder Ebbo noch Alex. Und das ist schade, zumal die Rahmenhandlung eindringlichen Charakteren eigentlich eine ideale Plattform gibt. Der Kritikerliebling Köhler, der sich durch seine kleineren Filme „Bungalow“ und „Montags kommen die Fenster“ Vorschusslorbeeren erarbeitete, überhebt sich an seinem neuesten Werk.

Und dennoch: Der Film ist nie platt, hat Anspruch und Aussage. Und Fans des unaufgeregten Dramas werden nicht enttäuscht den Saal verlassen. Aber begeistert, das wird der Großteil auch nicht sein. Nur noch soviel: Bei der Pressevorführung der Berlinale wurde anschließend gebuht…

Der Kinostart ist der 23. Juni 2011

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