Der auf der Berlinale gezeigte Dokumentarfilm „Portraits deutscher Alkoholiker“ von Carolin Schmitz wählt nicht den oft gesehenen, reißerischen Weg über die Krankheit Alkoholismus zu berichten.
Bilder von übermäßig trinkenden Jugendlichen sucht man vergebens, ebenso wird darauf verzichtet, die Sucht als Problem von Unterschicht und Hartz-IV-Empfängern darzustellen. Stattdessen widmet sich die Doku alkoholkranken Mitgliedern der Mittelklasse: Drei Männer und drei Frauen, Anwälte, Hausfrauen, Beamte, Geschäftsführer, erzählen von ihrem Leben und ihrem individuellen Umgang mit der Sucht.
Portraits deutscher Alkoholiker: Zwischen Sucht und Alltag
„Portraits deutscher Alkoholiker“ ist eine Dokumentation über die Abwesenheit: Von den sechs Gesprächspartnern, die von ihrer Sucht erzählen, hört man nur die Stimme – sie selbst treten nie in Erscheinung, ebenso, wie ihre Krankheit von der Gesellschaft kaum wahrgenommen wird, zumindest nicht in den im Film gezeigten Strukturen. Dafür erfasst die Kamera Bilder einer beinahe bieder erscheinenden Mittelklassewelt, die durch die Wohnräume, Arbeitsstätten, öffentlichen Orte und Landschaften, kurz: der Umgebung der sechs Erzählenden, umrissen wird.
Regisseurin Carolin Schmitz hat Interviews mit den Betroffenen geführt, ohne sie zu filmen, und hat deren Erzählungen zu einem Dokumentarfilm geschnitten, der durch diese Auswahl und durch die Offenheit der Alkoholiker seine Kraft entfaltet. Anstelle von brachial-aufrüttelnden Anekdoten wird das Publikum mit den Mustern konfrontiert, die zum Alkoholismus führten und mit den Überlebensstrategien, die eine Entdeckung, und den damit verbundenen, gesellschaftlichen Ausschluss, vorbeugen sollen.
Dokumentation von Carolin Schmitz
Es ist der Alltag, der in „Portraits deutscher Alkoholiker“ zur Aufklärung des Problems herangezogen wird. Eine vermeintlich heile Welt, leere Passagen, Stille und darüber die Bekenntnisse aus dem Off – der Dokumentarfilm handelt nicht nur von den Einzelschicksalen, sondern auch vom gesellschaftlichen Umgang mit der Sucht an sich.
Der Debütfilm der Kölner Regisseurin lief bei der Berlinale 2010 und konnte die Kritiker auch bei anderen Festivals überzeugen. Ab dem 16. Juni 2011 wird er in den Kinos zu sehen sein, ab dem 17. Juni 2011 ist bereits die DVD erhältlich.
Portraits deutscher Alkoholiker
Regie/Buch: Carolin Schmitz
Kamera: Olaf Hirschberg
Label: GMFilms
Kinostart: 16.06.2011
Weiterführende Links
Bilder und weitere Informationen finden Sie auf der Homepage von GMFilms.
Wo finde ich den Film „Portraits deutscher Alkoholiker“ als DVD???? Es soll ihn bereits seit Juni 2011 zu kaufen geben. Aber ich finde ihn nirgends. Bei amazon ist der Link jedenfalls auch nicht mehr aktiv.
Danke für Tipp!
Linda Becker
Liebe Linda Becker,der Film „Portraits deutscher Alkoholiker“ ist ab sofort über die Seite 58filme.de oder portraits-deutscher-alkoholiker.de erhältlich.Mit bestem GrußOlaf Hirschberg