„Fifty Shades of Grey“ – die Softporno-Märchenschmonzette dürfte einer der einträglichsten kommerziellen Filme des Jahres 2015 werden! Wer schamlos mitreden möchte, ohne sich den immer wieder von Kuschelrocktracks unterlegten Stöhnstreifen antun zu müssen, erfährt hier mehr.
Worum geht es eigentlich?
Die Handlung ist schnell erzählt: Die unbedarfte Jungfrau Anastasia wird vom 27-jährigen Christian Grey, einem neureichen Businessmann mit Kontrollzwang und schlechtem Geschmack aus einem drögen Literaturstudium gepflückt. Er zeigt ihr, wie junge Aufsteiger so leben und gibt nachts mit innerlich zerrissenem Gesichtsausdruck dramatische Klavierkonzerte in seinem kitschigen Wohnzimmer. Weil er eine doch sehr schwere Kindheit hatte und Frauen halt so sind, möchte Anastasia ihn retten – dabei nagt sie immer mal wieder kokett auf der Unterlippe und sieht dann sehr lernbegierig aus.
Gibt’s wirklich so viel Sex?
Äh, nein. Es wird ein wenig gefesselt, gepeitscht und sich aufgebäumt – anders als im Buch passiert Kopulation aber nur in homöopathischen Dosen. Er trägt meistens figurformende Männerjeans, sie ist dafür über weite Teile des Films nackt, was aber eigentlich auch nichts zur Sache tut, da man – wie in US-Filmen so üblich – dabei trotzdem nichts sieht. Auch wenn alle klassischen Accessoires des Sado-Maso-Genres wie Peitschen für jeden Gusto, sperrige Metallgestänge und robuste Seile zum Einsatz kommen, mutet der Film eher zahm an.
Und sonst so?
Was die Ausstattung betrifft, wird eher geklotzt, als gekleckert: Christian Greys Loft sieht aus, als wäre er bei der Einrichtung von Siegfried und Roy beraten worden. Fast bewundert man Anastasia dafür, mit welch eisernem Willen sie bereit ist, in diesem seelen-, geschmack- und buchlosen Interieur zu verharren – und das nur um des ach so einsamen Mannes willen.
Tatsache ist: Für viele steckt in jedem Bergdoktor-Roman aus dem Bahnhofskiosk mehr Erotik als in „Fifty Shades of Grey“. Und dennoch werden wir in nicht allzu ferner Zukunft mit Sicherheit das zweifelhafte Vergnügen haben, uns auch mit einem zweiten Teil der eher langweiligen Story beschäftigen zu dürfen.
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