Michael: Österreichisches Drama über Kindesmissbrauch

„Michael“ ist ein Versicherungsangestellter, der nicht weiter auffällt. Mit seinen Freunden geht er manchmal einen trinken, auf Frauen hat er zumindest eine gewisse Anziehungskraft. Und was keiner weiß: Wenn er abends nach Hause kommt und die Rollläden herunterlässt, darf der zehnjährige Wolfgang aus seinem Kellerverschlag ins Wohnzimmer kommen. Fünf Monate hält der geradezu langweilig normale Michael das Kind gefangen, um sein Opfer immer wieder zu missbrauchen.

Michael: kühler und beklemmender Blick in den Alltag eines Missbrauchs

Kühle, dokumentarische Bilder und Szenen aus dem Alltag. So inszeniert Markus Schleinzer, bislang vor allem für das Casting für Michael Haneke, Ulrich Seidl und Jessica Hausner bekannt, sein österreichisches Drama um den Mittdreißiger und die Auswüchse seines Verbrechens. Es sind die Momentaufnahmen, die den Umgang von Opfer und Täter charakterisieren, ohne die Taten zu zeigen. Doch das unangenehme, beklemmende Gefühl, etwas Schrecklichem beizuwohnen, stellt sich noch in den lapidarsten Szenen ein. Und hierin liegt gleichzeitig die Faszination des Films und die Gründe für die schwierigen Kritiken, die er beim Filmfestival in Cannes bekam.

Die letzten fünf Monate der Gefangenschaft werden von Markus Schleinzer mit einer gewissen Distanz gezeigt, als erschreckend normal, als Geschäft. Michael Fuith übernimmt mutig die Rolle des Peinigers, der weder zu dem Jungen eine Beziehung aufbaut, noch Einsicht in sein Treiben zeigt, und dennoch zwischen Unbeteiligung, Bedrohung, Herumalbern und, auf verquere Weise, Kümmern wechselt, David Rauchenberger spielt den missbrauchten Jungen mit einer wahrhaftigen Verletzlichkeit, dass die Zuschauer den Missbrauch ahnen, ohne ihn zu sehen.

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Österreichisches Drama spaltet Cannes-Besucher

„Michael“ ist kein einfacher Film und er sperrt sich jeglicher offener Psychologisierung (sowohl seiner Figuren und seiner Geschichte als auch als Markierungen für das Publikum), untersucht dafür eher einer Dokumentation gleich die Dynamik des alltäglichen und unfassbaren Grauens, das an die Fälle von Natascha Kampusch und Josef Fritzl erinnert.

Schleinzers Spielfilmdebüt wurde bei den Festspielen in Cannes 2011 vorgestellt und spaltete die anwesenden Kritiker und das Publikum gleichermaßen: Die Reaktionen im Zuschauerraum und die späteren Zeitungsrezensionen rangierten zwischen heftigster Ablehnung und erschütterter Begeisterung – „Michael“ löst ein Unbehagen aus, mit dem jeder anders umgeht. Am 26. Januar 2012 startet der Film in den deutschen Kinos.

Michael
Buch und Regie: Markus Schleinzer
Mit: Michael Fuith, David Rauchenberger, Ursula Strauss, Christine Kain, Gisella Salcher, Victor Tremmel
Produktion: Stadtkino Filmverleih, Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion
Verleih: Kino Kontrovers, Fugu Filmverleih
Kinostart: 26. Januar 2012

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