Agnieszka Hollands neuer Film „In Darkness“ schildert als Buchverfilmung eine wahre, doch wenig bekannte Episode aus der Zeit der Nazi-Herrschaft in Polen: Zwischen 1943 und 1945 versteckten sich zwanzig Juden in den Abwasserkanälen von Lvov, weniger als ein Dutzend von ihnen überlebte in den gefährlichen, dreckigen und rattenverseuchten Schächten, geplagt von Klaustrophobie, Krankheiten und Angst vor Entdeckung und Verrat.
In Darkness: Die wahre Geschichte jüdisch-polnischer Überlebender
Leopold Socha (Robert Wieckiewicz) verdingt sich als Kanalarbeiter und hält sich mit Diebereien über Wasser. Als der reiche Ignacy Chiger (Herbert Knaup) ihn bittet, seine Frau (Maria Schrader), ihn und weitere jüdische Flüchtlinge (unter anderen Benno Fürmann, „Dinosaurier“) aus dem Ghetto von Lvov zu verstecken, wittert Leopold eine weitere Einnahmensquelle und da er sich gut in den Abwasserkanälen auskennt, verfrachtet er die Verfolgten kurzerhand und für hohe Tagessätze dorthin. Doch im Laufe der über einjährigen Tortur wandelt sich der geldgierige Kleinkriminelle zum Beschützer der Versteckten und muss sich immer neuen Gefahren stellen, um sein Geheimnis vor den Besatzern und ihren Verbündeten zu bewahren.
„In Darkness“ basiert auf der wahren Geschichte der Überlebenden von Lvov und der Buchvorlage von Robert Marshall. Für die Produktion wurden bei Leipzig die Kanalisationsgänge nachgebaut, aber auch an Originalschauplätzen gedreht. Der über Strecken mit geringsten Lichtquellen ausgestattete Film vermittelt dabei die bedrückende Situation der Versteckten, die 14 Monate im Untergrund überlebten, auf beinahe physische Weise. Die Regisseurin Agnieszka Holland verzichtet darauf, plumpe Moralansätze oder übersentimentale Lösungen anzubieten, sondern zeigt die Ambivalenz und den täglichen Überlebenskampf authentisch und spürbar.
[youtube rp1HNUr16-E]Beklemmendes Holocaust-Drama von Agnieszka Holland
Agnieszka Holland drehte bereits mit Andrzej Wajda (dessen „Generation“ ebenfalls die Untergrundbewegung und die Kanalisation behandelte) und Krzystof Zanussi („Persona non grata“), bevor sie 1986 für „Bittere Ernte“ (mit Armin Müller-Stahl) für den Oscar nominiert wurde. In „Hitlerjunge Salomon“ verarbeitete sie 1992 bereits eine Überlebensgeschichte aus dem Holocaust, das Drehbuch wurde ebenfalls für den Oscar nominiert. Mit Francis Ford Coppola als Produzent setzte sie „Der geheime Garten“ in Hollywood um und nun steht „In Darkness“ als polnischer Beitrag für den besten fremdsprachigen Film erneut auf der Liste der Nominierungen für die Acadamy Awards.
Das beklemmende Drama „In Darkness“ läuft am 09. Februar 2012 in den deutschen Kinos an.
In Darkness
Regie: Agnieszka Holland
Buch: David F. Shamoon
Buchvorlage: Robert Marshall
Mit: Robert Wieckiewicz, Benno Fürmann, Agnieszka Grochowska, Maria Schrader, Herbert Knaup
Produktion: Schmidtz Katze Filmkollektiv, The Film Works, Studio Babelsberg
Kinostart: 09.02.2012