Und meine Mutter. „Keine Stapelchips – Priggels – mehr essen! Sind hoch belastet mit Schadstoffen, Name habe ich nicht wiedergefunden in der Zeitung.Schönen Abend noch! Gruß“ – diese Nachricht war nicht so einfach zu verdauen. Schließlich gehört zu meiner Fernsehausrüstung nicht selten eine Dose oben erwähnter „Priggels“. Nun also keine Chips mehr – wovon soll ich mich bloß ernähren?! Selbstversuche mit magen-, darm- und haut-freundlichen Gemüsesticks an einem Dip von Quark und Kräutern haben sich leider bereits als vergleichsweise wenig befriedigend erwiesen.
Der Schadstoff, der die Chips, andere Kartoffelprodukte und Cerealien so ungesund macht, heißt „Acrylamid“ und soll Krebs erregend sein. Das hat der „foodwatch Kartoffelchips-Test 2006 (Werte 2003-2006)“ ergeben. Und wer steht als Testsieger auf dem 17. Platz, hat also den höchsten Acrylamid-Wert? Genau. Und zwar ziemlich genau 1.080 Mikrogramm pro Kilogramm Chips, das sind 80 mehr als der Signalwert von 1.000. Die Folge ist, dass man mit einer Dritteldose Priggels schon die Tageshöchstmenge Acrylamid zu sich genommen hat. Und eine Dritteldose putzen Vielesser und –seher wie ich natürlich in einer Stunde „24“ weg wie nix. Aber noch mal zur Ersatz-Frage. Man könnte natürlich auf den anderen Testsieger, den mit dem geringsten Acrylamid-Wert (110) zurückgreifen. Doch leider sind die Chips der Marke „Tra’fo“ echt „Bio“ und folgerichtig auch zweieinhalb mal so teuer wie andere.
Wie die Priggels die Chupslatten ablösten
Dass es meine Mutter war, die mich vor der Gefahr aus der Dose warnen wollte, überrascht mich nicht. Erstens ist es nun mal eine mütterliche Eigenschaft, alles Übel von ihren Schützlingen abwenden zu wollen, auch wenn einem selbst bei einer Überdosis Schutz auch einmal etwas übel werden kann. Nicht übel ist mir – wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht – damals geworden, als meine Mutter zum familialen Fernseh-Samstagabend na, was reichte? Genau, eine Dose Stapelchips. Aber nicht die, die ich heute esse, so weit ich weiß gab’s die hier damals noch nicht. Nein, eine andere Marke, nennen wir sie „Chupslatten“ (im Test auf Rang 13), die dann von uns genüsslich verspeist wurde.
Die Paprika ist schuld
Umgestiegen bin ich dann, als ich alt genug war, mir meine Knabbereien selbst auszusuchen. Es mag sein, dass ich mir das nur einbilde, aber die Priggels sind wesentlich kartoffeliger als die Chupslatten. Klar, schließlich gab es die damals ja auch nur in der Geschmacksrichtung ‚Paprika’. Was mich wiederum zu dem Grund führt, aus dem mir die Acrylamid-Studie herzlich egal ist: Getestet wurde die Priggels-Geschmacksrichtung ‚Paprika’. Die von mir bevorzugte ‚Classic’-Variante ist bestimmt gesünder, was ich nicht weiß macht mich nicht krank, ich gucke einfach weiter in die Röhre(n), esse in aller Seelenruhe weiter, das sich die „Priggels“ in meinem Magen nur so stapeln, spüle sie mit Unmengen auch nicht so ganz gesundem Bier runter und rauche danach die eine oder andere Zigarette.