Bislang war man (ich) froh, wenn sich einem bei all dem Comedy-Quatsch, der bei uns so durchs Fernsehen geistert, mit einer der unumstritten besten TV-Serien aller Zeiten eine verlässliche Zufluchtsstätte zur Verfügung stand. Nun aber hat der Comedy-Quatsch auch diese Bastion der Qualitätsunterhaltung infiltriert. Gut, man könnte meinen, Frau E. hätte bisher nicht nur ganz schlechte Sachen gemacht, wenn man etwa an die „Blind Dates" mit Olli „Dittsche" Dittrich denkt. Doch auch diese adeln Frau E. nur bedingt, denn – seien wir mal ehrlich -Dittrich hat sie doch gnadenlos an die Wand improvisiert.
Apropos Improvisation: Die hat Olli Dittrich ja geradezu salonfähig gemacht – vor allem als Hamburger Arbeitsloser – und damit den Weg geebnet für „Schillerstraße" und andere ach so erfolgreiches Improtainment. Also meistens eher Sendungen, in denen vielleicht ein paar gute, aber nicht unbedingt unvergleichliche Komiker mitmachen. Und, das muss man leider sagen, Frau E. ist im Vergleich zu den „Simpsons" auch nicht viel unvergleichlicher als sagen wir mal Mario Barth oder Markus Maria Profitlich.
Wie zu erwarten war, hatte Frau E. in der letzten Woche bekannt gegeben, dass sie nicht versuchen wolle, Elisabeth Volkmann zu ersetzen. Sie wolle sich vielmehr an Marges Originalsprecherin Julie Kavner orientieren. Das hat sie dann auch in dem Interview erzählt, das auf der ProSieben-Seite der Show zu finden ist und in dem sie sich ein wenig verplappert:
„'Die Simpsons' sind eine der wenigen Sendungen, bei denen ich beim Zappen hängen bleibe. Und das heißt viel bei mir!"
Soso, beim Zappen… Sollte Julie Kavner wirklich Ankes absolute Lieblingsschauspielerin sein, wie sie im nächsten Satz großspurig verkündet, dann würde sie nicht beim Zappen bei den Simpsons hängen bleiben, sondern absichtlich einschalten. Den Vogel schießt sie aber an der Stelle am Ende ab, wo sie ihre eigene Familie mit den Simpsons bzw. sich selbst mit Marge vergleicht.
Aber wie war's denn nun am Sonntag? Nun ja, halb so schlimm, denn so viel Text hatte Frau E. gar nicht aufzusagen. Und das, was sie zu sagen hatte, sagte sie mit einer Stimme irgendwo zwischen Volkmann und Kavner, also weder noch – auch nicht die schlechteste Lösung. Und man hat auch gar nicht unbedingt gehört, wer da tatsächlich am Mikro gestanden hat. Da Marge Simpson und Anke Engelke in meinen Augen zwei verschiedenen Welten angehören, sollte es mir eigentlich gelingen, den Zusammenhang gar nicht erst herzustellen. Einfach nicht dran denken.
Bis jetzt war ich immer enttäuscht, wenn eine deutsche Synchronstimme bei den Simpsons ausgetauscht wurde. Das war bei Skinner so, beim Comicbuchverkäufer und das ist jetzt bei Marge nicht anders. Allerdings habe ich mich in der Vergangenheit wirklich schnell an das Neue gewöhnt -das wird jetzt hoffentlich auch so sein.