Ferne Tochter: Ein nachdenklicher Roman von Renate Ahrens

Nur wenige Minuten können mehrere Leben verändern

Ein kurzer Anruf aus Deutschland verändert Judiths Leben von heute auf morgen. Sie, die sich über viele Jahre eine perfekte Scheinwelt in Rom aufgebaut hat, muss nun zurück in ihre alte Heimat, die sie nie wiedersehen wollte. Muss sich auseinandersetzen mit den Gespenstern der Vergangenheit, mit dem Tod ihres Vaters, dem Leiden ihrer Mutter und der Tatsache, dass sie ihrem Mann seit rund zwanzig Jahren verheimlicht, dass sie bereits eine Tochter hat. Ihm, der sich doch so sehr ein Kind von ihr wünschte und dieses nie bekam. Sie wird konfrontiert mit all dem Verdrängten und Versteckten, ihre Lebenslüge wird mit einer solch immensen Wucht an die Oberfläche gespült, dass zunächst einmal alles andere mitgerissen wird. Ähnlich wie in ihrem letzten Roman mit dem Titel „Fremde Schwestern“ gelingt es Renate Ahrens auch in „Ferne Tochter“ genau den Momenten nachzuspüren, die die Welt eines Einzelnen ins Wanken bringen können.

Renate Ahrens: Ferne Tochter, erschienen im Oktober 2012 bei Knaur TB, Preis: 9,99 Euro.

Gernot Gricksch, der Meister der leisen Töne

Ein ähnlich feinfühliges Gespür für Menschen und die Irrungen und Wirrungen der menschlichen Seele hat auch Gernot Gricksch, dessen Bücher sich besonders gut für Film und Fernsehen zu eignen scheinen. Kein Wunder, begann er seine Karriere selbst als Filmjournalist und Theaterautor. Er liebt Figuren, die nicht ganz rund sind, deren Ecken und Kanten einen hohen Wiedererkennungswert beim Leser hervorrufen und die oft Mitleid bzw. Mitgefühl erzeugen. Unglaublich, wie es dem Autor gelingt, eine Geschichte, die zunächst an Traurigkeit kaum zu überbieten ist, so mit einem Zuckerguss aus Humor zu überziehen, dass man sie einfach mit anderen Augen betrachten muss. Es geht um Kim, deren Mutter erst vor kurzem gestorben ist und die mit ihren fünfzehn Jahren daran ganz schön zu knabbern hat. Und es geht um ihren Vater, der nicht in der Lage ist, sich selbst zu helfen, geschweige denn seiner Tochter. Auch diese Tochter ist eine 'Ferne Tochter', allerdings auf eine so ganz andere Weise. Ein neuer Volltreffer aus der Feder des Autors. Eine Tragikkomödie vom Feinsten mit dem Titel „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ – im kommenden Jahr auch im Kino hier der Tailer zu dem Film.

Gernot Gricksch: Das Leben ist nichts für Feiglinge, ebenfalls erschienen bei Knaur TB im November 2012, der Preis liegt bei 8,99 Euro.

Be- und Erkenntnisse eines gnadenlos überforderten Vaters

Eine ganz andere Vater-Tochter-Beziehung beleuchtet Clemens Hagen in seinem Buch mit dem witzigen Titel „Hilfe, ich habe Teenitus“. Immer wieder kommentiert von seiner vorwitzigen und extrem pubertären Tochter Valerie gibt er sich den einzelnen Episoden im Leben mit einer 16-Jährigen hin und erzählt mit viel Humor von gemeinsamen Konzertbesuchen, peinlichen Momenten, den jungen Männern, die plötzlich auf- und wieder abtauchen und der Schule. Der Vater mit seinem 'Früher war alles besser-Scheiß', der seine Partyeinladungen einst noch mit der Brieftaube bekam, geht seiner Tochter bisweilen gewaltig auf den Keks. Dass die beiden direkt Spaß an der „gemeinsam“ erlebten Pubertät haben, sich von ganzem Herzen lieben und sich auch die Störgeräusche in den Ohren meist als reale Quellen herausstellen, das zeigt dieses Buch ganz deutlich. Ein netter Zeitvertreib für alle, denen ihre Teenager manchmal gehörig auf den Geist gehen. Spätestens hier findet man seinen Humor und sich selbst wieder.

Clemens und Valerie Hagen: Hilfe, ich habe Teenitus, erschienen bei Schwarzkopf & Schwarzkopf im September 2012, zu haben für 14,95 Euro.

Artikelbild: emmi – Fotolia

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