Da hat man sich mal einen schönen Einstieg in den Text zusammengeschraubt, darüber, wie das so ist mit dem Herbst und dem dann doch lieber fernsehen, aber dann hatte sich das schon erledigt („Heute ist Feiertagszapping angesagt, nach diesem plötzlichen Herbsteinbruch das einzig Wahre.“). Das ändert aber nichts am Fernsehprogramm, das am gestrigen Feiertag zwar ein paar Highlights zu bieten hatte, insgesamt aber doch eher zum Lesen oder zum tatsächlich doch lieber Spazieren gehen verleiten konnte. Oder eben zum Texte schreiben, wenn auch irgendwie doppelt.
Was ein Glück, dass ich tagsüber anderes zu tun hatte als die Kiste einzuschalten, denn der retrospektive Blick ins Programm hat nichts wirklich interessantes gezeigt, nichts was man verpasst zu haben bereuen könnte. Aber auch die Prime Time hatte nicht unbedingt mehr zu bieten. Gut, im Ersten lief „Good Bye, Lenin!“, immerhin ein Film, der mit dem deutsch-deutschen Geburtstag zusammenhängt. Und wenn man den noch nie gesehen hat, dann kann er schon mal für einen unterhaltsamen Abend gut sein, ob in Ost oder West. Ich befürchte allerdings, dass die ARD mit diesem Film das „Dinner for One“ des Dritten Oktobers etabliert hat und wohl bis auf weiteres kein Tag der Deutschen Einheit vergehen wird, ohne dass Daniel Brühl seine Mutter nach Strich und Faden belügt.
Und auch wenn man GBL schon einmal gesehen hat und der Überzeugung ist, einmal würde reichen, ist die Wendekomödie immer noch deutlich besser als das, was die Kollegen von Sat.1 mal wieder ausgegraben haben. Denn wer „Pretty Woman“ wirklich (noch) toll findet, hat ihn doch eh schon auf DVD oder VHS (übrigens – nennt mich Spießer – gehört zu den Situationen, in denen mein Besserwissertrieb seine volle Wirkung entfaltet jene, in denen sogar Fachmänner und -frauen die Veröffentlichung eines Films „auf DVD und Video“ ankündigen). Dann doch lieber ein wenig Strom sparen oder auch die ProSieben-Hollywood-Action-Erstausstrahlung absitzen, bis was Ordentliches kommt.
Zum Beispiel „Schultze gets the blues“, dieses Kleinod der lakonischen Kinounterhaltung. Das hat man sich nach so einem Feiertag verdient: Dabei zusehen wie Schultze alias Horst Krause Sachsen-Anhalt mit den US-Südstaaten und Polka mit Cajun austauscht. Die Universalsprache Musik, das Akkordeon als Vermittler zwischen Wesen aus verschiedenen Welten, die sich ähnlicher sind als sie vielleicht vernutet hätten. Das ist ein bisschen „About Schmidt“ und jede Menge „Stranger than Paradise“, ein Film wie ein Fotoalbum, in dem echte Menschen sich selbst spielen, ohne etwas Besonderes oder gar sich selbst darstellen zu wollen. Anders zum Beispiel als Eva Padberg und Mieze, die auf arte in der meistens ziemlich interessanten Sendung „Durch die Nacht mit…“ ab null Uhr fünfunddreißig Allgemeinplätze austauschen, Galerien besuchen und Hähnchen essen. Mir war das ziemlich egal, denn mein Fernsehabend war schon wieder vorbei und ich habe mich unter anderem um meinen Text gekümmert, wenn auch irgendwie doppelt.
Ein bisschen doppelt schadet doch nicht. Ich hätte übrigens beinah auch noch auf ‚Schultze‘ hingewiesen. Schwein gehabt. 😉