Das Konzept von Infernal Affairs ist so genial wie einfach: Der Polizist Chan Wing Yan (Tony Leung) arbeitet als Undercovercop und hat sich mühsam in die Nähe des Triadenboss Sam (Eric Tsang) hochgearbeitet. Gleichzeitig hat der Gangster Lau Kin Ming (Andy Lau) Karriere bei der Polizei gemacht und arbeitet nun in der Spezialeinheit von Inspektor Wong (Anthony Wong). Wechselseitig versuchen sie den jeweils anderen Maulwurf zu enttarnen und ihrer Seite zum Sieg zu verhelfen, vor allem aber, nicht entdeckt zu werden. Aus dieser Konstellation holen die Regisseure Andrew Lau und Alan Mak das Optimum an Spannung heraus. Auf visueller Ebene ist der Film für Hong Kong-Verhältnisse zurückhaltend, was vielleicht auf den Einfluss von Wong Kar-Wais langjährigem Kameramann Christopher Doyle zurückzuführen ist, der als visueller Berater mitgearbeitet hat. So versagt sich der Film die ansonsten im Hong Kong-Kino oft üblichen Albernheiten und Fäkalwitze und auch auf übertriebene optische Spielereien wird verzichtet. Noch interessanter als die exzellenten Actionszenen und Verfolgungsjagden, ist allerdings die psychologische Dimension des Films. Besonders Tony Leung – der in fast allen Wong Kar-Wai Filme die Hauptrolle spielte – versteht es dabei seine immanente Melancholie einzusetzen und die Verlorenheit seiner Figur, von dessen wahrer Identität nur sein Vorgesetzter weiß, zu zeigen. Andy Lau dagegen spielt wie so oft den smarten, selbstbewussten Typen, doch auch unter dieser glatten Fassade lauern Abgründe.
Diese werden besonders in der Fortsetzung ausgelotet, der auf narrativer Ebene das seltene Kunststück gelingt, das Original zu übertrumpfen. Statt einfach eine banale Fortsetzung zu drehen, wie es sonst in Hollywood und auch in Hong Kong üblich ist, ist Infernal Affairs 2 sowohl Fortsetzung als auch Vorgeschichte. In seinen epischen Dimensionen, die vom Aufstieg des Triadenbosses Sam erzählt, ähnelt die Trilogie nicht zufällig Coppolas Paten-Trilogie. Hier wie da werden die Verflechtungen von Unterwelt und Politik sowie legaler Geschäftswelt beleuchtet, wobei im Hong Kong Film dem Jahr 1996 eine besondere Bedeutung zukommt. Seit Anfang der 80er Jahre die Rückgabe der britischen Kolonie an China beschlossen wurde, hat das Hong Kong-Kino immer wieder dieses magische Datum und die erwarteten und befürchteten Folgen thematisiert. Und auch in Infernal Affairs 2 spiegeln sich die Ängste vor der ungewissen Zukunft in den Figuren, was dem Ganzen eine zusätzliche Dimension verleiht.
Auch wenn der abschließende dritte Teil nicht mehr die Qualität der Vorgänger erreicht, zählt die Infernal Affairs-Trilogie fraglos zu den Höhepunkten des modernen Kinos, was beschämenderweise dennoch keinen deutschen Verleih dazu veranlasste die Filme auch hier zu Lande ins Kino zu bringen.
Teil 1 und 2 gibt es auf zwei schönen DVDs von McOne – momentan für günstige €9,99.