Die eiserne Lady: Meryl Streep als Margaret Thatcher

Sie war die erste Frau an der Spitze einer westlichen Großmacht und bestimmte für länger als ein Jahrzehnt die Politik und den Weg der Briten. Vor mehr als 20 Jahren hat sie die politische Bühne verlassen und wird nun durch ein überraschend intimes und menschliches Portrait geehrt – Großbritanniens ehemalige Premierministerin Margaret Thatcher. Von damaligen Gegnern zwar als zu unkritisch angesehen und doch gelobt, von Anhängern ignoriert und bekämpft, da sie das Vermächtnis und das Bild Margaret Thatchers angegriffen sehen, zeigt der Film „Die eiserne Lady“ einen anderen, subjektiven Blickwinkel auf den Mythos, der eine ganze Nation zu spalten vermochte.

Margaret Thatcher – Wissenschaftlerin, Politikerin und Reformerin

Geboren 1925 als Tochter eines Kolonialwarenhändlers sowie Lokalpolitikers und einer gelernten Schneiderin, bestimmte Margaret Thatchers Weg der Kampf gegen Geschlechter- und Klassengrenzen. Schon während ihres Chemie Studiums in Oxford beteiligte sie sich am politischen Geschehen und konnte sich nach der Hochzeit mit dem vermögenden Unternehmer Denis Thatcher ganz auf diese Karriere konzentrieren.

Vor allem ihre markanten Äußerungen und Kommentare unterstützten das Bild einer ehrgeizigen und prinzipientreuen Politikerin, die wusste, ihre Ziele durchzusetzen und damit die Briten in zwei Lager spaltete. Nach ihrer Wahl zur Premierministerin 1979 gab es entweder vehemente Thatcher Anhänger und Bewunderer oder oppositionelle Gegner und Andersdenkende, die oftmals vom Auftritt der souveränen Frau eingeschüchtert und verängstigt wurden. Den Spitznamen „The Iron Lady“ erhielt sie 1976 vom Radio Moskau nach scharfen Attacken gegen die „Bolschewistische Sowjetunion“. Thatcher selbst mochte diese Bezeichnung entgegen allen Ursprungs sehr, vereint er doch politische Führungskraft und Weiblichkeit miteinander und verbindet damit scheinbare Gegensätze, ebenso wie es Margret Thatcher vermochte.

Der Thatcherismus wurde neben dem gewonnenen Falklandkrieg gegen die Argentinier besonders geprägt von starken Marktreformen und Umstrukturierungen in einer Zeit der Inflation, Arbeitslosigkeit und Verschuldung. So führte Margaret Thatcher die britische Wirtschaft wieder zum Liberalismus, nahm den Gewerkschaften ihre Macht und bewies im Bergarbeiterstreik den längeren Arm. Nach dem Putsch im eigenen Kabinett trat Thatcher nach elf Regierungsjahren 1990 zurück.

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Die eiserne Lady – Die etwas andere Biografie

Der Film zeigt die oft eiskalt wirkende Staatsfrau von einer anderen Seite. Der Zuschauer betrachtet das Geschehen nicht als Außenstehender, sondern taucht ein in den subjektiven, ganz eigenen Blickwinkel der Margaret Thatcher selbst. Menschlich wird Thatcher gezeigt, die senil und einsam mit dem Geist ihres verstorbenen Mannes Denis spricht und in Erinnerungen schwelgt. Zwar auf Tatsachen aus den Memoiren der Tochter Carol beruhend, gab es doch großen Protest gegen diese Darstellung einer alten und kranken Margaret Thatcher, obwohl gerade diese Vorstellung die Möglichkeit inne hat, festgefahrene Ansichten und Meinungen neu zu bewerten und abzulegen.

Als klassisches Helden-Epos aufgebaut hangelt sich der Film so zurückblickend an den wichtigsten Stationen aus Thatchers Leben entlang und zeigt neben politischen Erfolgen, der Wahl zur Premierministerin 1979 und dem gewonnenen Krieg 1982, auch persönliche sowie gesellschaftliche Tiefpunkte, wie den gefährlichen Bombenanschlag auf ihr Leben und den schlussendlichen Rücktritt 1990.

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Meryl Streep mal wieder auf Oscarkurs

Vor allem die schauspielerische Leistung von Meryl Streep trägt für Viele zur Versöhnung mit der „Frau mit der Handtasche“ bei. Wurde zunächst gezweifelt, ob eine Amerikanerin eine solche englische Legende verkörpern könnte, so wurden diese Kritiker schnell eines Besseren belehrt. Meryl Streeps Schauspiel imitiert nicht nur Akzent und Körpersprache von Margaret Thatcher, sie mutiert erfolgreich in „Die eiserne Lady“ und adaptiert sogar ihre Aura. Die herausragende Darbietung wird von Vielen schon als Zeichen auf den nächsten Oscar als beste Hauptdarstellerin gewertet.

Regisseurin Phyllida Lloyd und Drehbuchautorin Abi Morgan spielen zudem gekonnt mit Klischees und Motiven, die Vorurteile andeuten, um das Publikum zu irritieren und zu überraschen. So beginnt der Film mit einer Einstellung auf ein volles Regal mit Milch gerichtet, so dass Viele unwillkürlich vermuten, dass nun auf Margaret Thatchers kritikwürdige Entscheidung in den 70er Jahren hingewiesen wird, damals noch als Erziehungsministerin, die kostenlose Milch für Grundschüler abzuschaffen. Jedoch stellt der Zuschauer seinen Irrtum schnell fest und bemerkt, dass die Verfilmung des Lebens von Margaret Thatcher nicht auf diese Bedeutungen und Darstellungen abzielt. Gekonnt wird zudem das Motiv des Abwaschens eingesetzt, um als roter Faden die Frau in ihrer Hausfrauenrolle zu symbolisieren. Ein Schicksal, das Thatcher selbst nie für sich wollte und das von ihrer Mutter doch so hingebungsvoll angenommen wurde.

Wir können uns ab dem 1. März 2012 von Meryl Streeps Glanzleistung überzeugen und nach „The King’s Speech“ (2010) in das Leben einer weiteren englischen Legende eintauchen.

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Die eiserne Lady
Originaltitel: The Iron Lady
Regie: Phyllida Lloyd
Drehbuch: Abi Morgan
Genre: Biografie, Drama
Darsteller: Meryl Streep, Jim Broadbent, Anthony Head
Kinostart: 01.03.2012

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