Das Miami Vice ? Missverständnis

Der größte Fehler, den Regisseur Michael Mann bei Miami Vice gemacht hat, war der, den Film eben genauso zu nennen wie er ihn genannt hat: Miami Vice. Denn dieser Titel weckt Erinnerungen an eine der erfolgreichsten Serien der 80er, die mit ihrem Pastell- und Musikvideo-Look neue Maßstäbe setzte. Somit hat man als Fan natürlich eine gewisse Erwartung bezüglich der Kinoversion. Doch schon die Trailer und Kinoplakate hätten eine Warnung sein müssen an all jene, die einen pastellbunten und massenkompatiblen Film erwartet hatten, wie es die ebenso flachen wie poppigen Kinoversionen von 3 Engel für Charlie, Ein Duke kommt selten allein und Starsky & Hutch waren. Doch Miami Vice ist eben keine simple Neuauflage des alten Konzepts geworden und mehr als nur ein zeitgemäßes Update. Und genau dies ist Fans und Kritikern wohl übel aufgestoßen – nachzulesen beispielsweise hier. Denn bis auf den Titel und die Namen der Hauptfiguren hat der Film so gut wie nichts mehr mit der Serie zu tun – zum Glück!

Das ist nicht böse gemeint, schließlich bin auch ich Fan der Serie (zumindest der ersten zwei Staffeln). Aber ein weiterer stylisher Miami-Copfilm hätte nicht wirklich funktioniert. Da hätte man den Film ja auch Bad Boys 3 nennen können.

Miami Vice ist düster geworden. Und brutal real. Keine lustigen Sprüche. Keine Zeitlupen-Action. Keine stylishe Hochglanzoptik. Dafür wunderschöne Nachtaufnahmen mit neuesten HD-Kameras, die das spärliche Licht ganz natürlich einfangen, was – verwöhnte DVD-Fans seien gewarnt – aber auch zu Lasten der Schärfe geht. Es gibt kaum Action, aber viele Dialoge. Wenn es dann aber mal zur Sache geht, dann so richtig: die Shootouts sind ungeheuer brachial: hier wird schmerzlich gezeigt, was ein Projektil alles anrichten kann. Die Schießereien wirken auch durch die fantastische – weil realistische – Vertonung so real. Dass ansonsten viel geredet wird, muss man dem Film nicht ankreiden, kann man aber. Mach‘ ich aber nicht. In Michael Manns Filmen ging es schon immer eher um die Figuren und deren Konstellationen und weniger um Action. Und es war sehr angenehm, mal wieder einen Film zu sehen, dessen Story nicht in 2 Minuten erzählt und hektisch geschnitten ist. Als Cop-Drama ist Miami Vice ganz großartig geworden, nur Fans, die eben ein simples Remake erwartet hatten, dürften enttäuscht sein.

Vielleicht hätte Mann den Film besser nicht Miami Vice nennen sollen…

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