Auf der Insel wird seit Jahren am britischen Gesundheitssystem gespart. Seitdem das Coronavirus dort angelandet ist, kann das für die Menschen des Landes katastrophale Folgen haben.
Eine Nation unter Druck
Erst der Brexit, dann die Flut, dann das Virus: Es sieht so aus, als ob das Jahr 2020 für die Briten zu einem neuen „annus horribilis“ wird. Nachdem die jahrelang währende Brexit-Kontroverse die Nation fast entzweit hatte, kam es im Frühjahr in einigen Landesteilen zu großen Überflutungen infolge von Frühjahrsstürmen, mit zum Teil schweren Schäden.
Und spätestens nachdem Brexit-Premier Boris Johnson sowie ausgerechnet der Gesundheitsminister Matt Hancock positiv auf das neuartige Coronavirus getestet wurden, dürfte vielen Briten klar sein: Sie haben jetzt ein Problem mehr – und es ist ein dramatisches.
Der NHS am Limit
Im Gegensatz zu anderen Gesundheitssystemen wird der National Health Service (NHS) ganz aus dem staatlichen Haushalt finanziert, für Patienten sind die medizinischen Leistungen deshalb grundsätzlich gratis. Eine gesetzliche Krankenversicherung wie in Deutschland gibt es nicht.
Für erkrankte Briten scheint das zunächst ein Vorteil zu sein. Allerdings: Die regierenden Tories haben in den letzten Jahren beim NHS immer wieder den Rotstift angesetzt. Das hat zur Folge, dass zurzeit für 100.000 Bürger auf der Insel etwa 228 Krankenhausbetten zur Verfügung stehen. Zum Vergleich: In Deutschland sind es ungefähr dreimal so viel.
Die Folge dieses langjährigen Sparkurses: Schon während der jährlichen Grippewelle kommt der NHS schnell an seine Leistungsgrenze. Patienten liegen zum Teil auf den Fluren der Krankenhäuser, Notfallpatienten werden nicht angenommen. Die Sterberate ist entsprechend.
Mangel an Beatmungsgeräten
Gerade bei den für die Behandlung von COVID-19-Patienten so wichtigen Beatmungsgeräten ist der NHS ebenfalls dramatisch unterversorgt. Schon vor der Coronavirus-Pandemie hatten die Krankenhäuser des Landes lediglich 5.000 Beatmungsgeräte – das sind nicht einmal sieben für 100.000 Briten. In Deutschland gab es im selben Zeitraum fast 30 Geräte für dieselbe Anzahl an Einwohnern – und das war, bevor diese Zahl nach den ersten Krankheitsfällen in Deutschland aufgestockt wurde.
Zwischenzeitlich versucht auch der NHS, an mehr Beatmungsgeräte zu kommen. Ob auf dem Höhepunkt der Krise genug verfügbar sein werden, bleibt allerdings fraglich.
Die Situation eskaliert durch den Brexit
Die Mängel im NHS werden durch den Brexit noch verschärft: Früher arbeiteten viele Ärzte und Pflegepersonal aus osteuropäischene EU-Ländern in Großbritannien. Seit dem Brexit sind Tausende von ihnen in ihre Heimatländer zurückgekehrt, denn sie fühlen durch die latente Ausländerfeindlichkeit im Land nicht mehr wohl. Sie werden in den nächsten Wochen und Monaten auf der Insel fehlen.
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auch das britische Gesundheitssystem wurde jahrelang totgespart…die haben noch ein System aus dem 20. Jahrhundert…kein Wunder, dass es so viele Gegner davon gibt.