Harolds Hobby sind inszenierte Selbstmorde. Um seine Mutter aus ihrem oberflächlichen Gefühlskokon und ihrer Gleichgültigkeit herauszureißen, wird der junge Mann dabei immer kreativer – doch seiner Erzeugerin ist das völlig egal. Sie sieht nur, was sie sehen will.
Maude trifft Harold bei seiner zweiten Lieblingsbeschäftigung: dem Besuch von Beerdigungen wildfremder Menschen. Die alte Dame nimmt sich vom Leben, was geht. Sie ist arm und sie hat einiges mitgemacht, aber das ist ihr egal.
Die beiden grundsätzlich gegensätzlichen Charaktere werden Freunde. Und sie verlieben sich ineinander, was zu einem bittersüßen Ende führt.
Colin Higgins ist keiner, der mit Adjektiven nur so um sich schmeißt. Der Schriftsteller, Filmregisseur und Drehbuchautor, der mit Größen wie Gene Wilder zusammenarbeitete, bevorzugt den „sprachlichen Minimalismus". Sein Stil ist eher spartanisch, er überlässt vieles äußerst geschickt der Phantasie des Lesers. Das Buch lebt von seinen Dialogen und ist von seiner Art her nicht allzu weit von (s)einem Drehbuch entfernt. Der Film, 1971 unter der Regie von Oscarpreisträger Hal Ashby gedreht, hat einen Kultstatus. Aber das Buch ist definitiv noch besser. Und es ist perfekt für einen verregneten, tristen, grauen Herbsttag.
Und wer dabei auch noch die Augen zumachen und total relaxen will: das Hörbuch in ungekürzter Lesung (Sprecher: Max von Thun) erschien zeitgleich.
Colin Higgins: „Harold und Maude", neu übersetzt von Marcel Keller, erschienen in einer hübschen kleinen Hardcover-Ausgabe beim Pendragon-Verlag und zwar jetzt erst im August. Ein Buch, das sich bei den Klassikern im Schrank recht gut macht. Preis für rund 160 Seiten morbides Vergnügen: 14,80 €.
Guter Inhalt! Ich finde das Buch hat ‚was Positives. Harolding im Englischen bedeutet ja seit dem Buch, wenn jemand auf dem Friedhof umherlungert. Marcel Keller als Übersetzer kenne ich noch nicht.Interessieren Sie sich auch für walisische Literatur? Ich schreibe einen Post dazu. Ich liebe internationale Literatur. Das ist für mich wie Verreisen.Liebe Grüße, Annette Strauch aus Wales
Sehr schönes Buch. Ich habe es mir gekauft, nachdem ich den Film gesehen habe. Die englische Version kenne ich nicht, aber das Buch in Deutsch war jedenfalls in Ordnung.
Wunderbar auch in Eric Romer’s Verfilmung!
Einfach empfehlenswert