Lassen Trailer und das zugrunde liegende Kinderbuch anderes vermuten, so ist Hugo Cabret kein reiner Kinderfilm. Während die Geschichte von einem kleinen Jungen handelt, offenbart sie im Laufe des Films das Geheimnis eines frühen Filmemachers und hält atemberaubende 3D-Fahrten bereit, die jeden Filmfan begeistern und noch Unentschiedenen den Weg zum Filmliebhaber ebnen.
Die Geschichte des Hugo Cabret
Hugo (Asa Butterfield) lebt als Waise in einem großem Pariser Bahnhof in den 30er-Jahren und zieht täglich die riesigen Bahnhofsuhren auf, eine Aufgabe, die früher sein verstorbener Onkel übernahm. Da Hugo dem Waisenhaus entkommen wollte, flüchtete er in diese, ihm bekannte Welt des Bahnhofsgetümmels. Als einziger Freund ist ihm ein kleiner Roboter geblieben, den sein Vater (Jude Law) ihm hinterließ. Leider funktioniert der Automatenmensch nicht, doch Hugo setzt alles daran, ihn anhand der Notizen seines Vaters zu reparieren und wiederherzustellen, denn er vermutet dahinter eine letzte geheime Botschaft, die sein Vater ihm hinterlassen hat. Dazu entwendet er notwendige Zahnräder und Kleinstteile aus einem Spielwarenladen im Bahnhof, um seine Maschine zu vervollständigen.
Der Besitzer des Geschäfts (Ben Kingsley) wird zunächst zum großen Rivalen und entwendet die wichtigen Aufzeichnungen des Vaters. Hugo lernt jedoch die bezaubernde Tochter des Eigentümers kennen (gespielt von Chloe Moretz aus Kick-Ass), die zufällig den passenden Herzschlüssel besitzt, um den Roboter zum Leben zu erwecken. Schnell stellt sich heraus, dass Zufälle nicht einfach so geschehen und der Roboter das Rätsel um Hugos wahre Herkunft offenbart.
Scorseses Liebe zum Film
Der alte Spielwarenladen-Besitzer, gespielt von Ben Kingsley, heißt nicht ohne Grund Georges Melies. Für Filmkenner ein Begriff, ist George Melies ein Pionier der Filmgeschichte und Erfinder des Science-Fiction-Films. Der Film „Hugo Cabret“ zeigt einen, in Vergessenheit geratenen, Melies, der glaubt seine Zeit des Filmemachens sei vorbei und daher das Zelluloid gemachter Werke lieber zu Frauenschuhen verarbeitet. Dank Hugo wird dies ein Ende haben.
Der echte George Melies musste 1912 aufgrund von zu starker Konkurrenz und vertriebenen Raubkopien seine Filmproduktion einstellen und eröffnete wirklich einen Spielzeugladen in der Montparnasse Metrostation. Wie vergessen scheint das Werk, das dieser Franzose der Filmindustrie hinterlassen hat: Mehr als 500 Filme drehte er zwischen 1896 und 1912, er erfand die Stop-Motion-Filmtechnik und ebnete mit seinem wohl bekanntesten Werk „Die Reise zum Mond“ den Weg für Science-Fiction und Fantasy.
[youtube 7JDaOOw0MEE]Scorsese als bekennender Filmliebhaber setzt mit „Hugo Cabret“ den Anfängen der Filmgeschichte und George Melies eine Hommage. Das wundervolle Märchen erinnert mit traumhaften Bildern und Szenerien an die Faszination, welche die ersten Filme beim Publikum auslösten und setzt dem Erfinder von Filmeffekten ein effektvolles 3D-Denkmal, das am Ende sogar überarbeitete Ausschnitte aus Melies Meisterwerk „Die Reise zum Mond“ dreidimensional zeigt. Als Gründer der Film Foundation hat Martin Scorsese es sich zum Ziel gesetzt, alte Werke für die Nachwelt zu erhalten und zu restaurieren, damit Filmgeschichte immer ein erlebbares Ereignis bleibt. Nachcolorierte Ausschnitte des Films können schon jetzt im eigenen YouTube Kanal begutachtet werden.
Die 3D-Optik des Films
Es scheint, als würden Scorsese endlich die Techniken zur Verfügung gestellt werden, die es ihm ermöglichen alle seine Ideen und Vorstellungen vollkommen umzusetzen und einen bezaubernden, einmaligen Film zu erzählen. Er setzt 3D durchdacht ein, um die Handlung zu unterstützen und um ausladende Fahrten durch den großen Bahnhof zu generieren. Es macht Spaß zuzuschauen und für viele ist es das beste 3D-Erlebnis seit Avatar.
[youtube iQNkETGfA6k]Hugo Cabret
Regie: Martin Scorsese
basierend auf: Die Entdeckung des Hugo Cabret von Brian Selznick
Schauspieler: Asa Butterfield, Chloe Grace Moretz, Ben Kingsley, Christopher Lee, Jude Law, Sacha Baron Cohen
Kinostart: 09. Februar 2012