Krimi mit Superhelden: ‚Powers‘ von Bendis und Oeming

Detective Walker wird frisch mit Jungspund Deena Pilgrim in ein Team gesteckt und hat gleich einen gigantischen Fall zu bewerkstelligen: Die größte Superheldin der Stadt, Retro Girl, wurde brutal ermordet und Walker muss nun alles daran tun, den Täter zu finden. Gar nicht so leicht, wenn die Stadt nur so vor Superhelden, Superbösewichten und Freaks wimmelt.

Powers: Wer ermordete Retro Girl?

Der erste Band des Superheldenkrimis „Powers“ arbeit mit Noir Bildern und beschränkt sich damit auf das Wesentliche, während vor allem die Dialoge, bzw. das Script glänzen.
Tatsächlich hilft genau diese minimalistische Herangehensweise (viele Dialog-Panels wiederholen sich), so dass man sich auf das Gesprochene konzentrieren kann und genau das ist unglaublich fließend und belebt die Story so sehr, dass man sich gut vorstellen kann, dass Bendis schon beim Schreiben eine fertig produzierte TV Serie im Hinterkopf hatte, zumal das fiktive Universum schon im ersten Band eine überzeugende, dennoch vage gehaltene Backstory hat.

Die Vermischung von klassischen Superhelden Comics und Krimis a la CSI gelingt mit ein paar äußerst interessanten Impulsen zum Superheldenthema. Angenommen, die Superhelden haben eine andere DNA: Wie soll man da Bluttests durchführen, geschweige denn durch die stahlharte Haut der Leiche kommen?

Auch das Geheimnis um die Kräfte ist in „Wer ermordete Retro Girl“ gut gehandhabt, denn wie und warum die Helden und Schurken Kräfte haben, weiß niemand so genau, da es scheinbar eine äußerst spontane und arbiträre Sache zu sein scheint, die auch psychosomatische Gründe haben kann.
Dass Walker mehr darüber weiß, als er zugibt, treibt Deena beinahe in den Wahnsinn und so ist auch die Dynamik des neuen Teams klassisch anfangs von Konflikten durchsiebt, aber schafft es trotzdem, die Klischeekiste geschlossen zu halten.

Powers überzeugt mit cleverem Script

Powers mag nicht die hübscheste Comic Reihe sein, überzeugt trotzdem durch den Fokus auf das Wichtigste, so wie ein paar Bonmots für Kenner ( so wurden etwa die meisten Nebencharaktere von berühmten Comic-Kollegen designed.

Zudem ist sie eine der strukturell überzeugendsten Comicreihen, die den Plot mit cleveren Mitteln voran treibt und dem Leser alle Informationen auf sehr unforcierte Art und Weise gibt (also kein endlos langer, forcierter Monolog, der alles erklärt, was man wissen muss).
Kurz nachdem beispielsweise die Medien von Retro Girls Tod erfahren haben, wird seitenweise die unterste Panelreihe des Comics dafür genutzt, eine Non-Stop-Berichterstattung zu übermitteln, die – wie auch im wahren Leben – vorwiegend aus Nachrichtensprechern besteht, die die Leute mit ein und denselben Sprüchen hinhalten, da die Ermittlungen stocken und die Presse noch nicht eingeweiht wurde.

Während man also Walker und Deena bei ihrer Arbeit verfolgt, läuft der Fernseher mit, so wie er es wohl auch tun würde, wenn ein derartig großer Fall die Runde macht.

Und der Fernseher darf hoffentlich bald auch laufen, wenn Powers endlich im TV angelangt, nachdem der Pilot im Januar noch einmal nachgedreht werden sollte, sitzen Fans auf glühenden Kohlen, um sich davon zu überzeugen, dass Walkers Kinn auch im realen Leben Kinoleinwänden Konkurrenz machen könnte.

Powers: Wer ermordete Retro Girl?
164 Seiten
19,95€
Softcover
Autor: Michael Bendis
Zeichner: Michael Avon Oeming
Kolorierung: Pat Garrahy, Peter Pantazis

Image Comics/Icon Comics (Marvel/Panini Verlag)

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