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„2009: Wir wählen“ – mit diesem Titel besinnt sich RTL auf eine Aufgabe des Fernsehens, die eigentlich nur von ARD, ZDF und den Dritten übernommen wird. Demokratisch und politisch zu informieren steht bei den alteingesessenen Sendern sogar in der öffentlich-rechtlichen Aufgabendefinition des Rundfunkstaatsvertrages. Bei RTL kennt man das bisher eher am Rande.
RTL zeigt 2009: Wir wählen an vielen Terminen
Und so wundert es nicht, dass Oliver Welke in seiner „heute Show“ nach der Ausstrahlung der ersten Instanz von „2009: Wir wählen“ auf RTL, dem Towhnhall Meeting „Zuschauer fragen – Bundeskanzlerin Merkel“, witzelte, dass hier die wirklich interessanten Themen aufgearbeitet werden: Rezepte für Kartoffelsuppe im Bundeskanzleramt.
Aber der Sender mit Sitz in Köln ist sich seiner ungewohnten Aufgabe bewusst und inszeniert die Bundestagswahl als Event, der sogar das Public Viewing zur Fußball WM 2006 in den Schatten stellt: Auf der Webseite tickt ein Countdown, Angela Merkel wird am 11.08.2009 in den Live-Video-Chat gebeten. Unter dem Titel „Das Sommerinterview“ wird das Gespräch von Peter Kloeppel mit der Bundeskanzlerin einen Tag später bei RTL ausgestrahlt. Diese Gesprächsrunde findet ihre Fortsetzung an mehreren Terminen im August, wenn Christof Lang und Ilka Eßmüller mit Cem Özdemir, Guido Westerwelle und Oskar Lafontaine sprechen.
Der riesen Medienevent Bundestagswahl auf RTL
Es stellt sich die Frage, ob eine Boulevard-Berichterstattung nicht auch die Einstellung zur Bundestagswahl auf ein Boulevard-Niveau senkt. Letztlich wird dann der nächste Bundeskanzler oder die nächste Bundeskanzlerin nicht aufgrund der politischen Fähigkeiten gewählt, sondern nach der Fernsehwirksamkeit.
Dennoch wird der Sender mit „2009: Wir wählen“ etliche Leute erreichen, die sich ansonsten mit dem Thema vielleicht gar nicht auseinandergesetzt hätten – Hauptsache, sie schreiten dann auch zur Wahlurne.
