1913 von Florian Illies: Der Autor von Generation Golf legt eine Retrospektive vor

Kommentierungen, Szenenwechsel, Anmerkungen und die häufige Einflechtung von anderen Erzählsträngen – so wild geht es bei dem geschichtlich-soziologischen Panorama zu, das der Schriftsteller Florian Illies in seinem Buch „1913. Der Sommer des Jahrhunderts“ zeichnet.

Illies, Der Leiter der Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Tageszeitung, beschreibt in seinem Werk einen großen „Schicksalsreigen Jahrgang 1913“, so betitelt die Süddeutsche Zeitung dieses neue Sachbuch. Was wirklich dran ist, eine Einführung in seinen „Reigen“ gibt es hier!

Die magische Jahreszahl

So viel Politisches wurde bereits viele Male schriftlich festgehalten, doch kann man sagen, dass dieses historische Bild meist weniger mit alltäglichem Leben gefüllt wurde. Im Jahr 1913 passierten viele historische Großereignisse wie die Beendigung der Balkankriege, die Beendigung der erstes Phase der mexikanischen Revolution und die Doppelherrschaft von Ludwig III. als König und Otto I. als zweiter Herrscher von Bayern – doch weniger beschäftigte man sich mit dem alltäglichen Leben und den vielen Menschen, die dieses Leben kulturell geprägt haben.

Neben diesen geschichtlich markanten Meilensteinen, gab es nämlich auch viele kulturelle Meilensteine in diesem Jahr wie die 28. Weltausstellung in Gent in Belgien. Illies versucht eben diese Nische zu bedienen und macht sich als Beobachter der Zeit auf eine imaginäre Zeitreise in die Vergangenheit. Ob ihm das vollends gelingt, bleibt abzuwarten. Eines steht aber fest, dass seine Leser von dieser Idee ebenso fasziniert scheinen, denn als Sachbuch führt sein Buch bereits die Bestsellerliste mit dem ersten Platz an.

„1913. Ein Sommer des Jahrhunderts“

Ein Colour des bunten, kulturellen Treibens – einer Momentaufnahme einer Camera Obscura gleich – zeichnet Florian Illies in seinem neuen Sachbuch die leisen und lauten Töne nach. Ein Jahr vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird hier eine kurioser Brückenschlang aus einerseits der Schilderungen des Hochgefühls einer Blütezeit und anderseits in Vorahnung des drohenden Untergangs unternommen. Illies leuchtet dabei die kulturellen Metropolen London, Paris, Moskau und Berlin aus. In diesen Ballungszentren der Musik, der Literatur und der Kunst tobt das Leben: Es wird geliebt, gehasst und alle alltäglichen Bedürfnisse gestillt.

Ob nun ein Sigmund Freud und ein Hugo von Hofmannsthal auf einer kleinen Brücke den Eisbach überqueren und sich in die Arme fallen, oder weshalb Freud in diesem Jahr unbedingt über den „Vatermord“ schreiben musste – all diese kleinen Details einer einzigartigen Facettenhaftigkeit werden hier in kleinen Anekdoten in liebevoller Erzählung zum Leben erweckt. Dazu solche Geschichten über den unglücklich verliebten Franz Kafka oder interessante Schwänke wie „Rainer Maria Rilke hat Schnupfen.“ So berichtet Illies aus dem Leben von Größen wie Rilke, Benn, Brecht, Mann oder Else Lasker-Schüler und das ganz nah, als wäre man ein Teil ihres realen Lebens. Das fasziniert und deshalb ist dieses Buch eine wunderbare Abwechslung von unserem Alltag, der einem manchmal so öde und triste vorkommt – lies einfach nach bei Illies!

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