Landesweit gibt es immer weniger Bauvorhaben. Der Grund: Kostensteigerungen sowie ein Anstieg der Kreditzinsen. Das zeigen aktuelle Studien.
Steigende Energie- und Materialkosten
Eine Umfrage des Ifo-Instituts bringt es an den Tag: In Deutschland werden immer mehr Bauvorhaben zurückgestellt oder gar nicht mehr realisiert. Im August waren 11,6 Prozent der Unternehmen in der Baubranche von Stornierungen betroffen, im September stieg dieser Prozentsatz auf 16,7 Prozent an.
Der Grund für diese Entwicklung liegt nach Angaben der Ifo-Experten bei den stark ansteigenden Preisen für Energie und Baumaterialien. Dadurch gibt es für Bauherren keine Planungssicherheit mehr, die Folge sind Zurückstellungen oder gar das Einstellen ganzer Bauvorhaben. Ein Sinken der Preise ist laut Ifo-Institut derzeit nicht in Sicht.
Stark gedämpfte Erwartungen
Aufgrund der aktuellen Entwicklung trübt sich die Stimmung in der Baubranche ein. Die entsprechenden Index-Punkte der Ifo-Studie sind dementsprechend auf minus 53,2 Punkte gefallen, das ist der tiefste Stand seit Beginn der seit 1991 regelmäßig durchgeführten Umfrage.
Zurzeit verfügen die Bauunternehmen noch über eine große Reserve an Aufträgen, aber die Branche blickt sorgenvoll in die Zukunft.
Engpässe beim Baumaterial
Beton, Ziegel und Co werden immer teurer. Hinzu kommt eine Verknappung des Materials. Laut den Ifo-Zahlen meldeten 32,7 Prozent der befragten Firmen Engpässe beim Einkauf, gegenüber dem Vormonat mit einem Wert von 36,4 Prozent ist das nur ein geringer Rückgang.
Zudem verteuert sich das Baumaterial durch die ansteigenden Kosten für die Energie. Die Bauunternehmen müssen diese Preiserhöhungen an die Bauherrn weitergeben, so die Ifo-Experten.
Dabei ist eine positive Entwicklung beim Wohnungsbau nicht in Sicht: Für die kommenden Monate wurden weitere Preiserhöhungen angekündigt. Der entsprechende Ifo-Index erhöhte sich im September auf 49,5 Punkte, im August betrug er noch 48,4 Punkte.
Höhere Bauzinsen
Außerdem belastet der Anstieg der Bauzinsen die Gesamtsituation. Für Käufer von Immobilien und private Bauherren wird die Finanzierung zunehmend teurer. Laut aktuellen Zahlen des Baufinanzierungs-Vermittlers Interhyp liegen die Zinsen bei zehnjähriger Zinsbindung bei zurzeit fast 3,9 Prozent.
Im selben Zeitraum des Vorjahres lag dieser Wert noch bei einem Prozentpunkt.
Negative Entwicklungen auf dem Mietwohnungsmarkt
Auch Mieterinnen und Mieter sind von der Krise der Wohnungswirtschaft betroffen. So hat eine aktuelle Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft ergeben, dass etwa drei Viertel aller untersuchten Landkreise in Deutschland die Erschwinglichkeit von Mietwohnraum gesunken ist.
Steigende Wohnnebenkosten verschärfen die Lage zusätzlich. Die Folge: Viele Mieterinnen und Mieter können aus finanziellen Gründen nicht mehr umziehen. Besonders betroffen sind junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Familien mit Kleinkindern sowie Studentinnen und Studenten.
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