Wie wird man Millionär?

Als ich erfuhr, dass ich bald in der Zehner-Auswahlrunde sitzen könnte, war ich spontan doch etwas überrascht. Mein Hirn hatte dann auch ganz gut zu tun: Was tun mit dem eventuellen Gewinn? Wie weit könnte ich wohl kommen? Und noch wichtiger: würde ich es überhaupt schaffen, die Ausgangsfrage zu beantworten und dem Meister gegenüber Platz zu nehmen? Und wenn man dann gewinnt, gibt’s dann eine Aftershow-Party, wo man dann mit dem Kölsch in der Hand mit Herrn Jauch Brüderschaft trinkt und einander das Du anbietet? Da ich weiß, was sich gehört, würde ich natürlich nicht selbst die Initiative ergreifen, sondern auf ein Angebot der Gegenseite warten. 

Das Allgemeine und das Besondere 

Apropos Gegenseite: Um überhaupt zu gewinnen muss man ja die Fragen beantworten können. In welchen Zustand ist das Allgemeinbefinden meines Wissens? Das Befinden meines Allgemeinwissens? Oder auch ganz allgemein: das Wissen um mein Befinden? Habe ich Glück und es kommen nur Klatsch-, Film-, TV-, Literatur- und Kochfragen? Habe ich die richtigen Joker ausgesucht? Und immer wieder kommt es mir in den Sinn, dass ich genauso gut einer von den neun, acht, oder gar sieben (?) Kandidaten sein könnte, die sich während der gesamten Sendung nicht bewegen dürfen, außer um die A-B-C-D-und-Enter-Fernbedienung ein, zwei oder gar drei(?)mal zu drücken, um dann doch sitzen zu bleiben und weiter nur den eigenen Sitz wärmen, welcher in geographisch geringer und doch unendlich erscheinender Entfernung zum „heißen Stuhl“ installiert ist.

Ende mol – alles mol? 

Und dann? Nach dem Sitzen bleiben, statt mit Jauch Brüderschaft zu trinken, deprimiert mit der Begleitperson im Hotelzimmer sitzen und die Minibar leeren, die man dann nicht bezahlen kann, weil die Erwartungen an den Köln-Trip dann doch nicht ganz erfüllt wurden? Wie vorbeugen? Wie üben? Vielleicht ja auf der Wwm-Seite von rtl.de. Da kann man virtuell bei der Sendung mitmachen und schon mal gucken, was so gehen könnte. Da muss man nicht mal die Auswahlfrage richtig beantworten und darf auf jeden Fall im „heißen Stuhl“ Platz nehmen und bis X Euro* mitraten. Aber will ich das? Nein, ich will ja den Ernstfall simulieren (beim „Glücksrad“ hieße der wohl „ERNSTL-Fall“) und nicht trotz falscher Reihenfolge oder ungenügender Mausbedienungskünste auf dem Stuhl Platz nehmen. Nix da, mein Ehrgeiz ist jetzt hellwach und hält mich stundenlang auf der Simulationspage gefangen und davon ab, andere Sachen zu machen, die im Zweifelsfall wichtiger sein könnten. Und dieser trifft ohne Zweifel dann ein, wenn ich an der A-B-C-D-und-Enter-Fernbedienung versage.

* wobei X ≤ 1.000.000

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