Clara Stern (Julia Maria Köhler), Ende 20, lebt in Berlin und arbeitet als Journalistin für ein Gesellschaftsmagazin. Sie teilt sich die schicke Wohnung in Mitte mit ihrem schwulen Redaktionskollegen Paul (Sascha Göpel). Vor aller Welt, einschließlich Freunden, Eltern und Kollegen geben sich die beiden als Paar aus – Clara, damit niemand glaubt, sie sei Single, Paul, damit niemand denkt, er sei ein Homo. Dieses Theater geht leidlich gut, bis sich die mannstolle Clara eine Abfuhr bei einem Macho-Fotografen holt. Die Frustrierte sucht Trost in den Armen ihres Mitbewohners – und siehe da: der schwule Paul, der es auf den homosexuellen Sohn seines Chefs abgesehen hat (der sich aber dann als Möchtegern-Tucke, also eigentlich hetero entpuppt), wechselt flugs das Ufer und steigt zu Clara ins Bett. Komplett ist die Verwirrung, als sich sowohl Clara als auch Paul in ihren neuen Nachbarn verlieben, einen gut gebauten Tischler, der scheinbar alles hobelt, was ihm in die Quere kommt.
Das klingt nach einer brüllend komischen, knisternden Geschlechter-Komödie – genau das ist "Verrückt nach Clara" aber nicht. Star-Produzent Nico Hofmann ist es bitterernst. Der Macher der historischen Katastrophen-Kracher wie "Die Sturmflut" oder "Dresden" will jetzt den Zeitgeist auf den Schirm zaubern: "'Verrückt nach Clara' steht für das neue Lebensgefühl der Ende Zwanzigjährigen", und, so Hofmann weiter, es gehe in dieser Serie auch "um die Spurensuche nach der eigenen Identität." Mit der haben die Figuren seiner Serie ersichtlich Schwierigkeiten. Männer kurz vor ihrem 30.Geburtstag, die ihre Homosexualität vor der hysterischen Mutter verstecken, Frauen, die bereit sind, sich zu jedem kräftigen Kerl ins Lotterbett zu legen, und sich am nächsten Morgen wundern, warum ihr Gefühlsleben so chaotisch verläuft, Trend-Journalistinnen mit Schuh-Tick, gestandene Männer, die auf Knopfdruck ihre sexuelle Orientierung ändern – wo gibts denn sowas? In der Klamotte, in Frauenzeitschriften-Kolumnen, bei "Ally McBeal" oder "Sex and the City", im wirklichen Leben (und auch in der "Big City" Berlin) wohl eher selten.
Was eine gediegene Komödie hätte werden können, versandet im Anspruch, eine Botschaft zu transportieren. Clara, Paul und die anderen haben ernsthafte Probleme: Ihr Pech ist, das man sie nicht ernst nehmen kann. Wir sehen unreife Erwachsene, die sich vor Verantwortung flüchten und Lifestyle mit Lebensgefühl verwechseln. Statt Leichtigkeit liegt eine seltsam teutonische Schwere über dieser Identitätssuche. Und die nimmt im Verlauf der Serie noch zu: es geht in den folgenden Episoden u.a. um ungewollte Schwangerschaft, Abtreibung, erzwungene Kinderlosigkeit, Moral und Tod – ein bisschen viel für eine Serie, die, "we love to entertain you", zur besten Sendezeit einfach unterhalten soll.
Bleibt die Erotik. In einer Serie, in der es um alle möglichen Beziehungen zwischen den Geschlechtern und fast jede erdenkliche Form von sexuellen Neigungen geht, sollte man eine ordentliche Portion Erotik erwarten. Außer regennassen Klamotten, glasigen Blicken und (danach) verschwitzten Gesichtern ist davon in "Verrückt nach Clara" nicht viel zu spüren. 20.15-Uhr-Unterhaltung muss eben unverfänglich jugendfrei bleiben, verbal und visuell. Damit verfehlt die Liebes-Serie ihr eigentliches Thema.
Schade um die guten Schauspieler und die für eine einheimische Serie ungewöhnlich hohen Produktionsstandards. Gern hätte man gesagt: eine deutsche TV-Produktion und sie ist gut. Nun muss man sagen: eine deutsche Produktion und sie tut sich schwer. Wieder mal.
"Verrückt nach Clara", ab 11.1., 20.15 Uhr, ProSieben, acht Folgen, jeweils Donnerstag
Hauptdarstellerin und visuelles Erscheinungsbild der Serie waren gut, Story eher schwach, weil auch schon sehr oft durchgekaut.Natürlich taucht nur das hippe und trendige Berlin auf.Trotzdem halte ich die Produktion der Serie für richtig.Ob der Sendeplatz günstig ist wage ich mal zu bezweifeln.Da momentan fast keine deutsche Serie auf einen grünen Zweig kommt umso mehr.
Auch wenn „Verrückt nach Clara“ kein Geniestreich ist – das auch dieses Ding gefloppt ist, macht es nur noch schwieriger, neue Ideen ins Programm zu bringen und nicht nur US-Serien abzuspulen.
Eben.Allerdings haben sich die Privatsender offensichtlich zum Aussitzen des Problems entschlossen.Das halte ich für fatal, denn die Wahrscheinlichkeit, dass die jetzt im Archiv befindlichen Serien bei geänderter Erwartungshaltung und Geschmack der Zuschauer in zwei Jahren besser ankommen wenn CSI abgenutzt sein sollte doch relativ niedrig ist.Die einzige Chance sich auf die geänderten Verhältnisse einzustellen ist zu experimentieren. Das ist den Sendern, die sich natürlich aber auch unter gewaltigem Renditedruck befinden, aber offensichtlich zu teuer.Das Ergebnis lässt sich jetzt noch nicht abschätzen.Statt einer erhofften Trendwende verschärft sich das Problem stattdessen immer mehr.
Da versucht Pro 7 mal wieder ein Gegengewicht zu der Übermacht an erfolgreichen US-Serien, die sie sonst so gerne einkaufen, selbst zu produzieren und: scheitert! Ein bisschen „Will & Grace“ und „Sex and the City“ gemischt mit „Berlin,Berlin“. Es hätte so schön sein können, da alle 3 Serien durchaus allein funktionieren. Die Trailer waren vielversprechend, aber die 1. Folge war leider nur langweilig. Wenige Pros wie Berlin als Schauplatz, nette Musik, wenige schnelle Schnitte, stehen gegen viele und schwerwiegende Contras: langatmige Dialoge ohne Witz- in einer Stunde 2 Ausreißer sind nicht genug-, eine Hauptfigur, bei der sich die Schreiber nicht entscheiden konnten, ob sie eine verwirrte Mitt20erin, oder eine orientierungslose mitt30erin ist, sehr unestäthisch gefilmte „Erotik-Szenen“, alles in allem harmlos und daher langweilig. Vielleicht wäre ein Sendeplatz ab 21:15 Uhr besser gewesen, um so die Geschichte spannender gestalten zu können, die Dialoge bissiger, die Schnitte schneller, ein wenig „Queer as folk“ dazu, und dann hätte es funktionieren können, aber so: thank god for american tv-shows, die pro 7 bitte weiter fleißig einkaufen soll!!! Und vielleicht macht Twentieth Century Fox aus „Der Teufel trägt Prada“ eine fantastische kleine TV-Serie, die Pro 7 dann einkaufen kann…
Genau: mehr Sex, Pfeffer und Entschiedenheit und das Ganze hätte eine Chance, ab 22 Uhr gute Unterhaltung für junge Erwachsene zu bieten. Und nicht diesen bigotten Kinderkram. Aber selbstgemachte Spätunterhaltung für eine spitze Zielgruppe ist wohl zu teuer für einen deutschen Sender, der von Werbung leben muss.
ich sach nur nora tschirner…
Nora Tschirner hätte ich in der Rolle mit anderem Drehbuch auch gerne gesehen, aber die hat unter den Voraussetzungen wohl noch nicht einmal darüber nachgedacht, die Rolle zu spielen! Vielleicht spielt sie im nächsten „Incubus“-Video die Hauptrolle…