Verbrauchertipps für Weihnachtsschenker – HEUTE: „Es lebe das unnütze Wissen!“

Glaubt man dem Einzelhandel, ist es höchste Zeit, sich um die obligatorischen Geschenke für seine Lieben zu kümmern. Und mal ehrlich, man kommt ja doch nicht drum herum. Nun wird es auch schon früh dunkel und öfter mal recht kalt, so dass es gar nicht mehr so schwer ist, ein bisschen Weihnachtseinkaufshysterie zu konstruieren. Also Lebkuchen raus, Kerzen an und aufgepasst: In den nächsten Wochen gebe ich hier ein paar (Buch-)Geschenkanregungen für Unentschlossene.

Sowohl als Immer-mal-Wieder-Durchblätter-Buch wie auch als Von-vorne-bis-hinten-in einem-Ruck-Lesestoff geeignet ist „Out-Takes – Das lesbisch-schwule Lexikon des unnützen Wissens". Die Autoren Karin Schupp und Axel Schock haben gesammelt, ausgewählt und aufbereitet und das Ergebnis liest sich locker-flockig von A wie Abfindung (Wie viel Geld zahlte Tennis-Star Martina Navratilova 1991 ihrer Ex Judy Nelson?) bis Z wie Zwillinge (Was fand eine sexualwissenschaftliche Zwillings-Studie 1952 in den USA heraus?).

Dass der erste Fernsehkuss unter Männern 1990 in der Lindenstraße stattfand, ist vielleicht kein ganz neues Wissen. Aber dass Absolut-Wodka sich erst durch die Schwulen- und Lesbenszene zu einer Marke entwickelte? Dass die Zeitschrift coupé 1994 Hochleistungssport bei Frauen als Ursache von Homosexualität erkannt haben wollte? Oder dass es in der US-Army einen Schwulen-Schnelltest gab, der mit dem Einführungen eines Spatels in den Rachen zu tun hatte?

Aber bei allem Spaß bleibt auch in diesem Kompendium Platz für den einen oder anderen ernsthafteren Gedanken. Dennoch: Betroffenheitsgeschichten und große Politik werden gemieden und anderen Büchern überlassen. Der Großteil der hier dargestellten Informationen ist so drollig-absurd wie unnütz und macht daher großen und unpolitischen Spaß.

Dazu gibt es viele Abbildungen, jede Menge witzige Querverweise und ein Register, das die Übersicht und das Wiederfinden der besten Stellen erleichtert. Zwischendurch werden Sonderrubriken wie „letzte Worte" oder „TV-Serien" abgehandelt. Alles wird so wertfrei wie möglich dargestellt, denn niemand soll hier bekehrt oder missioniert werden.

Es ist das richtige Buch-Geschenk für ca. 20- bis 60-jährige Spaßvögel. Und nein, durchaus nicht nur für die, die sich selbst als schwul, lesbisch oder bisexuell einordnen und deren Freunde/Eltern/Kinder/Geschwister. Sondern für alle mit Interesse an Stars, Sternchen, Hoheiten und anderen Kuriositäten. Kein Buch, mit dem man sich stirnrunzelnd und schweigend allein unter dem Weihnachtsbaum verkriecht. Nein, ein unterhaltsam-kommunikatives Werk für den Rest der Familie, der sich ja irgendwie beschäftigen muss, wenn die Kinder den Fernseher mit der neuen Playstation besetzen.

Und sollte man beim Kauf rot werden, dann kann man sich ja immer noch lächerlich machen und erklären: „Is´n Geschenk!"

Zusammenfassung: wunderbares Small-Talk-Repertoire-Futter; vertreibt jegliche Weihnachtsmelancholie; -Geeignet für: Neugierige, Plaudertaschen und Dandys (und solche, die es werden wollen) fast jeden Alters und Geschlechts

Romantikfaktor: 1

Anspruch: 3

Lesevergnügen: 10 (volle Punktzahl!)

Angeberfaktor: 8

Empfohlen vom Deutschen Institut für angewandtes Augenzwinkern und Schmunzelforschung im Andenken an Oscar Wilde

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