In „Tannöd“ ist nichts, wie es scheint. Die Familie Danner wird erschlagen aufgefunden, der Mörder bleibt unentdeckt. Jahre später kommt Kathrin in das verschwiegene Dorf und hört zum ersten Mal vom „Mordhof“. Sie entdeckt eine Gesellschaft, die sich darin geübt hat, wegzusehen und gleichzeitig Gerüchte, Halbwahrheiten und Lügen zu verbreiten. Denn die Danners waren nicht eben beliebt im Dorf. Tyrannisch, geizig und inzestiös hat der alte Bauer seinen Hof geleitet und die Familie von anderen ferngehalten.
Tannöd entlarvt die Verlogenheit eines heilen Bergdorfes
Der Film von Bettina Oberli muss sich zumindest in seiner Erzählstruktur vom Erfolgsbuch von Andrea Maria Schenkel entfernen. In der Buchvorlage entwickelt sich die Geschichte größtenteils aus Zeugenaussagen, erzählende Passagen sind sparsam gesäht. Dadurch wird der Leser selbst zum Ermittler. All dies geht natürlich in einem Film nur bedingt, daher wird hier die Geschichte von Kathrin eingespannt, durch deren Augen wir den Mordfall sich ausbreiten sehen, der auf einer wahren Begebenheit basiert.
Wie eine Art reales „Twin Peaks“ erscheint die Geschichte des wahren Mordhofs: In Hinterkaifeck wurde die gesamte Familie Gruber und deren neuer Magd 1922 ermordet, der oder die Täter bis heute nicht ermittelt. Je mehr über die Familienverhältnisse bekannt wurde, umso dichter wurde das Netz aus Intrigen, Geiz und Inzest. Als mögliche Mörder kamen der totgeglaubte Schwiegersohn, ein sich in Widersprüche verstrickender Ortsführer und ein geisteskranker Bäcker in Betracht, doch niemand konnte überführt werden.
Der Bestseller von Andrea Maria Schenkel wird verfilmt
Die Regisseurin konnte für ihre Verfilmung von „Tannöd“ Julia Jentsch und Volker Bruch, sowie die kürzlich verstorbene Monica Bleibtreu gewinnen. Durch die intensiv agierenden Schauspieler und die düstere, bedrohliche Atmosphäre gelingt es dem Film, geheimnisvoll und bedrückend die vermeintlich friedliche Bergwelt zu entlarven.
„Tannöd“ nach Andrea Maria Schenkel läuft am 19.11.2009 in den Kinos an.
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