Studie: Eltern befürworten Zentralabitur

Ineffektive Vorgehensweisen haben in Deutschland traditionell einen schweren Stand. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich 92 Prozent der Eltern von schulpflichtigen Kindern für ein deutschlandweites Zentralabitur aussprechen. Zu diesem Ergebnis kommt die von der Firma Jako-o in Auftrag gegebene Bildungsstudie. Die betroffenen Eltern sind dabei vor allem wegen der Chancengleichheit für ihre Kinder beunruhigt.

Das deutsche Bildungssystem ist reformbedürftig

Die bei Gründung der Bundesrepublik Deutschland festgelegte Kulturhoheit der Länder bringt es mit sich, dass es bis heute sechzehn unterschiedliche Kultusministerien gibt, die alle ihr individuelles Bildungsmodell betreiben. Dabei hat sich inzwischen das Zentralabitur in fünfzehn von sechzehn Bundesländern durchgesetzt. Lediglich in Rheinland-Pfalz wird das schriftliche Abitur weiterhin in dezentraler Form abgelegt, was sich in diesem Jahr allerdings etwas ändern wird. Vor diesem Hintergrund stellt sich tatsächlich die Frage, wie viel Sinn es macht, für jedes Land unterschiedliche Aufgaben zu stellen.

Kein isoliertes Problem

Allerdings würde eine Reform der Abiturprüfung hin zu einem deutschlandweiten Zentralabitur weitreichende Folgen über die schriftlichen Arbeiten hinaus haben. Denn deutschlandweit gleichartige Aufgabenstellungen würden voraussetzen, dass das Abitur auch überall in Deutschland gleichzeitig abgelegt wird. Da aber die Schulferien in Deutschland aus verkehrstechnischen Gründen zeitlich nicht gleich gelagert sind, dürften sich in diesem Zusammenhang Terminprobleme ergeben. Doch die Kritik der Eltern entzündet sich nicht am Abitur allein. Auch zu anderen Fragen des deutschen Bildungssystems haben sie im Rahmen der Bildungsstudie eindeutig Stellung bezogen. So gehen nur 29 Prozent der Eltern in Deutschland davon aus, dass im derzeitigen Bildungssystem eine ausreichende Chancengleichheit gewährleistet ist. Umgekehrt wünschen sich 81 Prozent der Eltern eine bessere Förderung für lernschwache Schüler, was durch die Inklusion zwar geschaffen werden sollte, durch mangelnde Ressourcen jedoch noch immer nicht gelingt.

G8 findet nur wenige Freunde

Besonders kritisch wird von Eltern weiterhin die Verkürzung des gymnasialen Bildungsweges auf acht Schuljahre gesehen: vier von fünf Eltern lehnen das Konzept G8 ab. Auch die Trennung der Schulformen nach lediglich vier Jahren gemeinsamen Unterrichts ist vielen Eltern ein Dorn im Auge. Für drei Viertel von ihnen würde eine spätere Aufteilung mehr Sinn ergeben. Das Thema Inklusion wird noch differenzierter betrachtet. So halten es neunzig Prozent der Eltern das gemeinsame Lernen mit Behinderten für eine wichtige Form der Förderung des Sozialverhaltens von Kindern. Umgekehrt haben aber 46 Prozent der Eltern Sorge, dass behinderte Kinder den Lernfortschritt verlangsamen könnten. Ginge es nach dem Willen der Eltern, gäbe es demnach für die Kultusministerien jede Menge zu tun.

Foto: Thinkstockphotos, iStock, 178426907, monkeybusinessimages

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