Gelingt die Inklusion wirklich?

Inklusion bedeutet Heterogenität zu akzeptieren, ohne dabei Homogenität zu erstreben. Dabei sollen alle Schülerinnen und Schüler dieselben Chancen erhalten. Daneben ist Inklusion nicht bloß eine Schulreform, sondern vielmehr ein Gesellschaftsgedanke. Aber gelingt die Inklusion an Deutschlands Schulen?

Historie

Vor der heutigen Inklusion hatten wir bis in die 70er Jahre eine klare und gewollte Separation und Exklusion. „Gesunde“ Kinder wurden von „kranken“ Kindern getrennt. Tatsächlich wurden Kinder und Jugendliche mit einer geistigen Beeinträchtigung gar nicht beschult, da sie als verrückt galten. Im Potsdamer Abkommen hatte man 1945 als Leitziel jedoch die Demokratisierung gewählt, die im Schulalltag jedoch nicht stattfand, da sowohl die Chancengleichheit als auch die Heterogenität der Schülerschaft nicht akzeptiert und verwirklicht wurde.

Ab 1973 fand an deutschen Schulen die sogenannte „Integration“ statt. Hier wurden erstmals auch Kinder und Jugendliche mit Behinderungen an Regelschulen aufgenommen. Das Konzept der Integration wurde jedoch erst 20 Jahre später in das Grundgesetz mit aufgenommen: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“

Auf die Integration folgte die heutige „Inklusion“, die 2006 im Rahmen der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland etabliert wurde. Hier soll die Heterogenität gestärkt werden, die allein durch Geschlecht, Herkunft, soziale Lage, Ethnologie, Kultur und Sprache gegeben ist. Ziel der Inklusion: Alle erhalten dieselben Möglichkeiten!

Gefahren der Inklusion

Die Inklusion klingt in der Theorie wie das einzigwahre Konzept, jedoch birgt sie auch Gefahren. Akzeptiert man alle Schwächen der Kinder und Jugendlichen, werden eventuelle Förderbedarfe zu wenig berücksichtig und Kinder bleiben auf der Strecke. Weigern sich Pädagogen also bestimmte Förderbedarfe zu benennen, da sie gegen die wahre Inklusion sprechen, können Schülerinnen und Schüler auf der Strecke bleiben.

Der derzeit so moderne „offene Unterricht“, der weniger lehrerzentriert ist, birgt ebenfalls Gefahren, da Schülerinnen und Schüler sich ihr Wissen selbst erarbeiten sollen. So bleibt undurchsichtig, wer auf der Strecke bleibt.

Eine weitere Gefahr ist die noch immer vorkommende Benennung vom „Inklusionskind“. Es wiederspricht dem Inklusionsgedanken. Schließlich hebt die Bezeichnung „Inklusionskind“ das Anderssein heraus, obwohl dies durch die Inklusion vermieden werden soll. Also merke: Inklusionskinder sind alle Kinder und Jugendliche an einer Inklusionsschule!

Chancen der Inklusion

Die Inklusion bietet jedoch auch Chancen. So werden durch sie zunehmend Klassen von zwei Lehrpersonen gleichzeitig betreut (einem Sonderpädagogen und einem Fachlehrer). Dies ermöglicht eine doppelte Betreuung, Förderbedarfe werden berücksichtig. Diese Doppelbesetzung ist jedoch noch längst nicht an allen deutschen Schulen der Fall. Hier fehlen die Ressourcen. Eine doppelte Anzahl an Lehrkräften kostet schließlich doppelt so viel Geld.

Des Weiteren öffnet die Inklusion durch ihr Konzept vor allem Kindern und Jugendlichen die Augen, dass es die eine „Norm“ nicht gibt. Wir alle sind unterschiedlich und besonders. Ein wichtiger Wert, der durch die Schulform vermittelt wird.

Durch fehlende Mittel ist die Inklusion aktuell jedoch noch immer ein Wunschgedanke, denn die Kinder bleiben auf der Strecke und erhalten nicht die nötige Förderung. Der Gedanke jedoch ist ein guter – so denken wir zumindest.
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Foto: Thinkstockphotos, iStock, 178426907, monkeybusinessimages

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