So lief das Topspiel Bayern München gegen Borussia Dortmund

So gedemütigt wie von Borussia Dortmund ist der FC Bayern in seiner Geschichte lange nicht gewesen. Nicht im berühmten Champions League Finale 1999 gegen Manchester United und nicht einmal im traumatischen „Finale dahoam“ im Mai 2012 gegen Chelsea London. In beiden Partien hatten die Münchener sich einen ersehnten Europapokaltitel nehmen lassen, ohne dass sie jeweils genau wussten wie das geschehen war, obwohl sie jeweils klar überlegen gespielt hatten.

Doch es waren letztlich immer nur einzelne Partien mit freilich großer Nachwirkung, nicht aber eine jahrelang andauernde Depression, in denen man sich um die selbstverständliche Vormachtstellung im eigenen Land tatsächlich Sorgen machen musste. In genau diese hatte der von Jürgen Klopp entzündete BVB den großen FC Bayern München und seine Anhänger gestürzt. 2:0, 3:1, 1:0, 1:0, 5:2! In vier Ligaspielen und einem denkwürdigen DFB-Pokalendspiel war Borussia Dortmund in Folge siegreich geblieben.

Bayern München feiert Wiederauferstehung im Herbst 2012

Der Rekordmeister im Süden startete jedoch furios in die neue Saison. Was blieb ihm auch anderes übrig. Der Kader hat weiterhin internationale Klasse und diese stellten die Münchener im zweiten vollen Jahr von Jupp Heynckes eindrucksvoll unter Beweis. In 14 Spielen gab es 12 Siege und nur eine unglückliche Niederlage gegen Bayer Leverkusen.

Dagegen wurden ambitionierte Mannschaften wie Schalke 04 (2:0), VfB Stuttgart (6:1) oder Hannover 96 (5:0) regelrecht vom Platz gefegt. Die Abwehr entwickelte sich wie früher zum Prunkstück – Manuel Neuer musste nur 5mal hinter sich greifen. Es war bis hierhin eine Rekordsaison – für die Clubgeschichte und bundesligaweit. Ausgerechnet in der Champions League lieg dabei noch nicht alles rund. Doch trotz der heftigen Gegenwehr des FC Valencia können die Bayern im letzten Heimspiel gegen BATE Borisov den Gruppensieg perfekt machen. Nun fehlte nur noch ein Triumph über die neue schwarz-gelbe Macht, um die Rehabilitation perfekt zu machen.

Die zwei Gesichter von Borussia Dortmund 

Nein, es war bisher keineswegs eine schlechte Saison für die Westfalen. Sicherlich lässt die Performance in der Bundesliga etwas zu wünschen übrig. Im Vergleich zu den letzten beiden Spielzeiten lassen Lewandowski, Hummels, Götze & Co. überraschend viele unnötige Punktverluste zu. Die unerwarteten Niederlagen in Hamburg oder das jüngste 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf sind da nicht die einzigen Beispiele. Besonders aber nagte die 1:2-Niederlage im Derby-Heimspiel gegen Schalke an den Nerven der BVB-Fans, denn gegen die ungeliebten Könogsblauen hatte man schon serienweise nicht mehr verloren.

Diesen Enttäuschungen steht jedoch die strahlende Performance in der Champions League gegenüber. Real Madrid, Manchester City, Ajax Amsterdam – all diese wirklichen Größen des internationalen Klubfußballs wurden von den Dortmundern in die Schranken gewiesen. Sämtliche Heimspiele wurden gewonnen, insgesamt gab es keine einzige Niederlage. Das hätten selbst kühnste Optimisten kaum zu hoffen gewagt. Der Fokus der Westfalen scheint also diesmal eher international zu liegen. Doch was ist in der Bundesliga noch möglich?

Das Duell der Giganten zur Adventszeit: Bayern München fordert die Borussia 

Am Vorabend des ersten Advents sollte es nun also wieder zum großen Showdown kommen. Mit satten elf Punkten Vorsprung auf den BVB gingen die Bayern in das Match, das die Vormachtstellung in Deutschland bis auf weiteres klären sollte und die Tabellenkonstellation aus Münchener Sicht natürlich bestätigen sollte. Und wie in einem solchen Spitzenspiel üblich, war zunächst ein strategisches „Abtasten“ bestimmend. Niemand traute sich so recht aus seinem Schneckenhaus, auch wenn die Gastgeber insgesamt dominanter auftraten, was aber auch vom Umfeld erwartet wurde.

Dortmund agierte zunächst defensiv, stand dabei aber sicher gestaffelt, wodurch auch der französische Spielmacher Ribery nicht genügend zur Entfaltung. So hatte nur Thomas Müller eine ernst zu nehmende Gelegenheit nach schönem Doppelpass mit Mandzukic. Der Schuss wurde jedoch rechtzeitig abgeblockt. Als Holger Badstuber in der 35. Minute einen Kreuzbandriss erlitt und ausgewechselt wurde, wurde der BVB stärker. So prüfte Marco Reus Bayern-Schlussmann Manuel Neuer kurz vor der Pause mit einem Volleyschuss.

Nach der Pause hatten Hummels und Götze Großchancen zur Dortmunder Führung, doch dann schlugen die Hausherren urplötzlich zu. Toni Kroos (67.) erhielt 25 Meter vor dem Tor den Ball und tanzte zwei Gegenspieler gekonnt aus, bevor er mit einem platzierten Flachschuss ins rechte Eck Roman Weidenfeller überwand. Kroos war es aber auch, der sieben Minuten später (74.) bei einem Eckball auf der anderen Seite Mario Götze völlig blank stehen ließ. Der Mittelfeldwirbler hatte so genug Zeit zur Ballannahme und fand die Lücke im Abwehrbollwerk der Bayern, um zum verdienten Ausgleich einzunetzen. In der letzten Viertelstunde drehte der Rekordmeister dann aber noch einmal mächtig auf. Bei Großchancen von Kroos, Müller und vor allem beim Kopfball von Martinez reagierte Weidenfeller glänzend und bewahrte seine Mannschaft damit vor der ersten Niederlage gegen die Bayern seit nunmehr sechs Spielen.

Auf das „Dortmund-Trauma“ angesprochen antwortete Bayern-Präsident Uli Hoeneß angefressen und behauptete, dieses Trauma gebe es nicht. Mit der Art seiner Reaktion bewies er allerdings, das genau dies offenbar ein Problem darstellt. Gern hätte der FC Bayern mit einem Sieg die hervorragende Hinrunde gekrönt. Insgesamt aber ist die Situation an der Isar immer noch mehr als komfortabel. Der große Angstgegner wurde elf Punkte auf Distanz gehalten. Nur Bayer Leverkusen ist mit acht Punkten dichter dran, hat jedoch noch immer einen gehörigen Abstand. Läuft alles normal weiter, können Münchener und Dortmunder ein entspanntes Weihnachtsfest feiern.

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