Nicht Freund, nicht Feind
Eigentlich glaubt man ja immer, dass Zwillingsschwestern ein Herz und eine Seele sind. Charlotte, die brave berufstätige Ehefrau mit Nachwuchs geht davon auch fest aus und hat in ihrem Alltagskuddelmuddel noch nicht einmal gemerkt, dass ihre Schwester Luise stinksauer auf sie ist.
Erst als die Kleinste der Drei, Lilly, verkündet, dass sie Hals über Kopf heiraten wird und ihre großen Schwestern um die Organisation der Chose bittet, wird klar, dass es zwischen den beiden einen unausgesprochenen Konflikt gibt.
An dem auf den folgenden Seiten kräftig gearbeitet wird.
Anna Licht hat sich mit Schwesterherz nicht gerade selbst übertroffen
Wer jetzt Hintergründiges erwartet, vielleicht aufgepeppt mit dem Neuesten aus der Zwillingsforschung, der geht leider fehl. Das Geschichtchen, das die Autorin konstruiert, bewegt sich auf über 250 Seiten auf reichlich seichtem Gebiet. Nicht niveaulos, aber auch nicht wirklich einfallsreich. Hier wäre deutlich mehr drin gewesen. Der Einstieg über die kleine Schwester zum Beispiel mag an sich eine gute Idee sein, Anna Licht hat darüber aber vergessen, dass sie einen Faden hat, der es Wert gewesen wäre, weitergesponnen zu werden. Denn auch dieses Schwesterherz müsste seinen Platz in der Geschichte bekommen und nicht nur als Staffage vom Rand des Tellers fallen.
Die üblichen Verdächtigen sind auch hier wieder zugange
Charlotte und Luise raufen sich Stück für Stück wieder zusammen, bewegen sich dabei aber die meiste Zeit auf elektronischem Parkett. In Form von E-Mails erfährt der Leser mehr über die beiden Frauen und ihre Beziehungen. Dass dabei eine Ehe in Gefahr gerät, ein Liebhaber eine Rolle spielt und jemand auf Wolke 7 schwebt, versteht sich fast schon von selbst. Ein paar nette Verwicklungen, Missverständnisse und eine Portion Wortwitz machen „Schwesterherz“ trotz alledem zu einem Buch, das man gerne zu Ende liest. Danach aber auch genauso schnell wieder vergisst. Guter Stoff also für den Dienstagabend bei Sat1.
Anna Licht: Schwesterherz, erschienen bei Rütten & Loening im März 2012, der Preis liegt für das gebundene Buch bei etwa 14 Euro.
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