Rezensiert: Normal ist das nicht (Sidney Hoffmann)

„Normal ist das nicht“, auch als PS Profi und Unternehmer recht bodenständig zu bleiben? Für Sidney Hoffmann offenbar schon, denn diesen angenehmen Eindruck hinterlässt sein aktuelles Werk gleichen Titels. Wir unterzogen das Paperback einer Hauptuntersuchung.


Keine Erwartungen zu hegen ist oft hilfreich, dann winken auch weniger Enttäuschungen. Oder wie im Falle von Sidney Hoffmanns Episodenbuch „Normal ist das nicht“ große Freude, denn die Schwänke des 38-jährigen von seiner Kindheit bis ins heute sind überaus packend zu lesen, sein Talent, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen, großartig. Mitfiebernd will erfahren werden, wie sich Sid zunächst in erster Linie durch jugendlichen Leichtsinn in unangenehme Situationen hereinmanövriert und anschließend Lehrgeld in den verschiedensten Formen zu zahlen hat. Nachdem die frühen Kindheitseinblicke zweifelsohne sehr emotionsgeladen gehalten, wenn auch subjektiv nicht übermäßig interessant waren, ging es erfreulicherweise rasch in medias res.

Normal ist das nicht? Doch!

Normal ist das nicht, wenn sich ein minderjähriger Speedfreak aus Dortmund die Fahrradbremse entfernt, das Moped aufmöbelt und dann angesichts einer Pkw-Führerscheinsperre die Hosen gestrichen voll hat, seinen Golf GT vom Wagenheber knallen lässt, seine nicht eingetragene Auspuffanlage verliert? Sehr wohl, oder um es mit den Worten eines weiteren NRW-Prominenten, Tom Gerhardt, auf den Punkt zu bringen: Voll normaaal, ey! Denn selbst wer statt Super Plus nur Ottonormal in den Adern zirkulieren hat, hat diese oder ähnliche Erlebnisse persönlich gemacht, war dabei, als sie einen anderen Hobby-Tuner ereilten oder kannte zumindest einen, dessen Schwager ihm sein Nachbar… Ganz großes Kino, spätestens nach „Mein Golf soll schöner werden, Teil 2“ war der ergebene Rezensent komplett hooked und ballerte auch noch die 181 verbliebenen der 240 Seiten an einem Abend weg.

Der Job als PS Profi kommt nur kurz zur Sprache

Ballern? Was ist denn das für eine Wortwahl? Die von Sidney Hoffmann! Ansprüche an gehobene Literatur erfüllt „Normal ist das nicht“ in keiner Weise, das Ausdrucks- und Sprachniveau ist teils so tiefergelegt wie seine zahlreichen Autos, deren anschauliche Beschreibungen genau das rechte Maß treffen. So und nicht anders soll es sein, der in der Tuningszene übliche Duktus dominiert und macht das Werk glaubhaft wie greifbar. Trotz all der Vergnüglichkeiten kommt auch die ernste, wenn auch mit einem Augenzwinkern betrachtete Seite des Tuning-Geschäfts zum Vorschein, hier tun sich dem geneigten Beobachter die Abgründe des täglichen Endkundenverkehrs nur allzu vertraut auf. Nichts Vertrauliches gibt jedoch an der Jean Pierre Kraemer-Front: „…war mir ein sehr guter Freund und ein absolut cooler Kollege. Aus diesem Grunde respektiere ich ihn auch nach dem Ende unserer Freundschaft und möchte mit dem Thema keine Sensationslust befriedigen.“


Das Werk von Sidney Hoffmann ist ein empfehlenswertes

Nur Bixenon-Licht? Nein, marginale Schattenstellen gibt es auch, an erster Stelle der absolut grausame Coverrückseitentext. Ferner hätte der gute Sidney sich die Erklärung eines Bodykits sparen können, die Need-für-Speed-instruierte Playstation-Jugend weiß das ohnehin. Auch die zwar gelungene Erklärung der Finessen eines Wastegates war an dieser Stelle nicht unbedingt dem Lesefluss dienlich, dessen Übersetzung als „Resterampe“ zumindest sehr erheiternd. Sehr erheiternd, so lautet auch das Fazit zu „Normal ist das nicht“ – und damit durchaus zu empfehlen. Erschienen ist das Werk von Sidney Hoffmann unter ISBN 978-3-959101585 bei Eden Books und in Deutschland erhältlich zu € 17,95.

Bilder: ©Arild Eichbaum

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