Natursteinmauern selber bauen: Tipps von spanischen Architekten

Eine Mauer aus Naturstein lässt sich am einfachsten in der Trockenbauweise erstellen. Im Gegensatz zu betonierten Mauern kommt man da gänzlich ohne Mörtel und Beton aus. Die Fugen bleiben offen und bilden wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere. In Spanien legen Bauern Trockenmauern zur Hangbefestigung an Berghängen seit Jahrhunderten an.

Maurische Einwanderer führten die Terrassenform in Südspanien erstmals ein. Sie waren es auch, die raffinierte Wasserleitungen aus Steingräben unter cleverer Nutzung des Gefälles anlegten und so die Terrassen bewässerten.

Mauern aus Naturstein werden aber auch im Hausbau im ganzen Mittelmeerraum errichtet. Traditionelle Steinhäuser in Katalonien, im Baskenland, auf den Balearen oder in Andalusien gehören zum typischen Bild des ländlichen Spaniens. Auf den Balearen, wo viele rötlich-gelbe Gesteinsformen vorkommen, sind sie seit Jahrhunderten das Baumaterial erster Wahl. Das typische Ibiza-Haus ist aus Naturstein gemauert und von Trockenmauern eingefasst. Die Kombination aus weißem Kalk und rötlich-gelbem Stein ist hoch ästhetisch, ökologisch und dem Mittelmeerklima perfekt angepasst. Zeitgenössische spanische Architekten lassen sich heute vom Bauern-Stil in Ibiza inspirieren und integrieren Natursteinelemente in moderne Bauten.

Auch bei uns können Trockenmauern aus Naturstein im Garten und anderen Freiräumen einen schönen optischen Blickfang bilden, der ein wenig Mittelmeerflair vermittelt. Dabei wurden in Deutschland auf dem Land ebenso traditionell Mauern mit Material aus der Natur errichtet. Die berühmten Zwickelmauerwerke aus Feldsteinen in der Mark Brandenburg sind beispielweise heute noch sehr gut erhalten. Die Trockenmauern in Deutschland haben dagegen ihren Ursprung im Weinbergbau, wo sie zur Terrassierung der steilen Weinberge genutzt wurden. 

Trockenmauern eignen sich allerdings nicht für den Hausbau, erst Recht nicht in unseren Breiten, wo es viel regnet. Die Steine sollten mit Mörtel befestigt werden. Der Naturstein wirkt trotzdem noch rustikal und schön. Auch in Spaniens regenreicheren Gegenden wie im grünen Norden oder in den Gebirgsdörfern der Pyrenäen wurden traditionelle Steinhäuser aus Natursteinen mit Mörtel, Lehm oder Kalk gemauert.

Das kunstvolle Verlegen der Steine ist keine ganz einfache Sache. Hier erfahren Sie, wie man  Natursteinmauern selber bauen kann, um den Garten oder die Terrasse zu verschönern oder stabile und tragende Mauern für ein Haus zu errichten.

Natursteinmauern selber bauen: Was wird benötigt?

  • Ausreichende Menge von Natursteinen aus Sandstein, Granit, Kalkstein, Grauwacke oder Basalt
  • Zement
  • Sand
  • Wasser
  • Kalkfarbe (z.B. Rügener Kreide)

 

Natursteinmauern selber bauen: So wird's gemacht!

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Natursteine auswählen und sortieren

  • Verwendet werden Gesteine, die möglichst in der unmittelbaren Umgebung vorkommen wie Sandstein, Grauwacke, Muschelkalk oder Quarzit. Weniger eignet sich Basalt, da dieser nicht regelmäßig gebrochen werden kann und sich daher schlecht stapeln lässt.
  1. Bei der Auswahl der Natursteine muss vor allem auf die Frostbeständigkeit des Gesteins geachtet werden. Denn viele Gesteine platzen ab und bilden Risse, wo Wasser eindringt und gefriert. Damit ist die Standsicherheit vor allem von höheren Trockenmauern in Gefahr. Als weiteres Kriterium bei der Auswahl kommt die Farbe ins Spiel. Wer warme Farbtöne bevorzugt, sollte sich für gelbe Sandsteine oder Kalksteine entscheiden, die sich zudem einfacher bearbeiten lassen. Doch Achtung: weiche Sandsteine nutzen sich schnell ab und bilden Moos, wenn sie zu porös sind. Rötliche Farben werden von Porphyr oder roten Sandsteinen abgedeckt. Granit, Gneis, Grauwacke oder Muschelkalk sind eher in grauen, dunklen Farbtönen zu erhalten.
  1. Wer nicht genügend Natursteine in der eigenen Umgebung sammeln kann, muss sich welche kaufen. Dabei gibt es erhebliche Preisunterschiede. Ein Stein wird umso teurer, je stärker er zuvor bearbeitet wurde, um seine Form zu erhalten. Bruchsteine sind dagegen sehr günstig, aber auch komplizierter zu verarbeiten, gerade für Laien. Rechtwinklige, große Steine, die vor allem an Ecken und für Türeneinfassungen oder als Sockel verwendet werden, sind um einiges teurer. Wer seine Natursteinmauern selber bauen will und wenig Erfahrung hat, sollte sich eher für die teureren aber regelmäßigen Steine entscheiden.
  1. Die Steine müssen nun nach Größe und Form sortiert werden. Für hohe Trockenmauern braucht man auch entsprechend große Steine, die die Mauer stabil halten. Wichtig: Eine Trockenmauer steht nie allein da, sondern stützt sich gegen eine Wand, einen Erdwall oder einen Hang. Der Effekt einer Trockenmauer lässt sich aber auch vortäuschen, indem man eine Natursteinmauer mit Mörtel innen vermauert und nur die äußeren Steine „trocken“ lässt.
  1. Flache, lange Steine, kleine, runde nach Art und Größe sortieren und ablegen. Auf genügend Ablagefläche achten! Die größten Steine für die erste Steinreihe am Boden und die Ecken auswählen. Als Decksteine eignen sich flache, große Steine, die ganz oben aufgelegt werden. Mittlere und runde Steine in der Mitte verwenden. Kleine, sogenannte „Zwickel“ werden zum Stützen in Fugen eingeführt.

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Arten von Natursteinmauern

Wer Natursteinmauern selber bauen will, muss sich anhand des Materials entscheiden, welche Art von Mauer die geeignete ist. Wer seine Steine selbst zusammensammelt und unterschiedliche Größen zur Verfügung hat, wird sich wohl am ehesten für eine Bruchsteinmauer entscheiden. Wer gleichmäßig große, rechtwinklig bearbeitete Steine zur Verfügung hat, kann ein Schichtmauerwerk errichten. Folgende Mauertypen gibt es:

  • Bruchsteinmauer aus unbearbeiteten Bruchsteinen mit möglichst gleichmäßigen Fugen.
  • Zyklopenmauerwerk mit unregelmäßiger, polygonaler Fläche. Das Fugenbild ist ebenfalls unregelmäßig. Horizontale Fugen lassen sich nicht erreichen.
  • Unregelmäßiges Schichtenmauerwerk mit rechtwinkligen Steinen in unterschiedlicher Höhe. Schichthöhen wechseln innerhalb einer Schicht – die Fläche wirkt bewegt.
  • Regelmäßiges Schichtmauerwerk mit rechtwinklig, bearbeiteten Steinen. Die Steinschichten sind innerhalb einer Schicht immer gleich hoch.

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Errichten der Natursteinmauer

  1. Zunächst wird ein 80 cm tiefer Graben für ein Fundament ausgehoben mit der Dicke der gewünschten Mauer. Selbst angemischter Beton wird in den Graben geschüttet. Beton gleichmäßig verteilen und mit einem Stampfer verdichten. Mit einer langen Wasserwaage das Niveau im Graben ausmessen. Es sollte möglichst waagerecht sein; sonst den Beton mit dem Stampfer ausgleichen.
  1. Soll die Natursteinmauer vor einem Hang oder einer Terrasse gebaut werden, muss eine horizontal ausgerichtete möglichst gerade Bretterwand errichtet werden. Auf dem gegossenen Betonfundament, das mit dem Boden abschließt, eine Richtschnur anbringen. Nun mit Maurerkelle und geeignetem Naturmörtel die erste Schicht Steine mauern. Steine werden an der Richtschnur mit einem Abstand zur Bretterwand in Reihe gemauert. Stoßfugen und Lagerfugen werden vermörtelt und mit einem Fugeisen der Mörtel festgedrückt und abgeschlossen. Ist die erste Reihe gesetzt, wird der dahinterliegende Hohlraum bis zur Bretterwand mit Beton aufgefüllt und verdichtet. Bei verschieden hohen Steinformaten die Schichten auffüllen, bis eine Waagerechte gebildet wird. Unpassende Steine lassen sich mit Hammer und Meißel bearbeiten. Rundungen für eine gebogene Mauer müssen ebenso in den Stein gehauen  werden. Je weicher das Gestein, wie etwa Sandstein, umso einfach fällt die Bearbeitung. Dafür sind die Steine anfälliger für Witterungseinflüsse.
  1. Wenn die Höhe der Schalungsbretter erreicht ist und der Beton abgebunden, können die Bretter entfernt werden. Jetzt die innere Schicht mit einer neuen Reihe von Natursteinen mauern. Den Hohlraum zwischen beiden Reihen mit Beton auffüllen. Die letzte abschließende Schicht mit Beton auffüllen und flache Decksteine aufmauern. Fugen, die nicht vollständig geschlossen sind, können mit Mörtel und einem Fugeisen nun verdichtend geschlossen werden.
  1. Trockenmauern ohne Mörtel erreichen ihre Standfähigkeit in erster Linie durch das Eigengewicht der Steine, das Verkeilen der Fugen mit kleineren Steinen und durch das fachgerechte Hinterfüllen. Damit die Standsicherheit gewährleistet ist, sollten einige Regeln beachtet werden:
  1. Bei Trockenmauern kann auf ein Fundament aus Beton verzichtet werden. Stattdessen errichtet man eine 40 cm starke Schicht aus Schotter oder Kies, wo die Steine aufgesetzt werden. Mauern aus losen Steinen können aufgrund ihrer unstarren Bauweise etwaige Senkungen oder Bodensetzungen ausgleichen. Bei festem Boden h
    ält die Mauer auch durch ihr Schwergewicht.

Tipps und Hinweise

  • Bei Trockenmauern bereits beim Errichten Pflanzen einbringen. Geeignete Mauerblümchen sind Blaukissen, Hornkraut, Steinkraut, Dalmatiner-Glockenblumen, Rosenschleierkraut, Phlox und Mittelmeerkräuter wie Thymian.
Schwierigkeitsgrad:  

Foto: Thinktstock, iStock, jorgeantonio

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