Song Danya ist Chinesin, lebt aber seit vielen Jahren in Deutschland. Als Reiseleiterin für chinesische Gruppen vermittelt sie zwischen zwei Kulturen und Erfahrungswelten. Als eine chinesische Delegation für Stadtplanung nach Europa kommt, um an einer Konferenz teilzunehmen und gleichzeitig in nur 14 Tagen halb Europa bereisen will, stellt sich das für alle Beteiligte als Prüfung heraus.
Anhand des alten tyrannischen Gruppenleiters, der von den Reisenden nur „Kommandant" genannt wird, werden die Repressionsmechanismen, denen die Mitglieder der Gruppe ausgesetzt sind, veranschaulicht. Ob es um eine „gefundene" Brieftasche geht oder um einen heimlichen Besuch im Rotlichtviertel von Amsterdam, Verstöße gegen die allgemeine Ordnung werden hart geahndet.
Trotz der oft bedrückenden Alltagsbrutalität kommt der Humor nicht zu kurz und lässt die Geschichte zu einem beschwingten Lesevergnügen werden. Wie im Flug liest man sich durch die 260 Seiten des Buches. Nicht nur vor einer Chinareise zu empfehlen. Da „Die chinesische Delegation" Luo Lingyuans erster Roman ist, warte ich mit Spannung auf ihren nächsten Roman.
Luo Lingyuan wurde 1963 in der Volksrepublik China geboren, studierte Computerwissenschaften und Journalismus und lebt seit 1990 in Berlin. Seit 1992 Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien in China. Zahlreiche namenhafte Literatur Stipendien. Erste Erzählungen veröffentlicht im Sammelband „Du fliegst jetzt für meinen Sohn aus dem fünften Stock!", für den Lingyuan am 27. Februar den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis 2007 erhält. Mit diesem Preis ehrt die Robert Bosch Stiftung jährlich herausragende literarische Leistungen deutsch schreibender Autoren, deren Muttersprache oder kulturelle Herkunft nicht die deutsche ist.
Luo Lingyuan
Die chinesische Delegation
dtv premium
260 Seiten
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