Eine gewisse Tradition kann etwa die „Saure Gurke“ vorweisen, die seit 1980 an frauenfeindliche öffentlich-rechtliche Sendungen verliehen wird. Wie anlässlich des jährlichen „Herbsttreffens der Frauen in den Medien“ kürzlich bekannt gegeben wurde, geht der Preis im Jahr 2006 an Frank Elstner und Ranga Yogeshwar für ihre Leistung in der ARD-Wissenschaftsshow „Die große Show der Naturwunder“, in der sie an spärlich bekleideten Frauenkörpern Naturphänomene erklärten. Apropos nackt: Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass die Preisträger mit einem Phallus bedacht werden. Als einen solchen kann man auch ein Weißbierglas interpretieren, womit wir bei Waldemar Hartmann wären, der für seine „Bemühungen um die Konservierung des Stammtisches“ in seiner WM-Show mit einem Sonderpreis ausgezeichnet wurde.
Doch die Gurke ist nicht der einzige Preis, den es durch Verärgerung zu gewinnen gibt. So gibt es etwa auch noch den „Preis der beleidigten Zuschauer“, der seit 1989 ausgelobt wird, für den Waldemar Hartmann auch schon mal nominiert war, und zwar 2003. Gewonnen hat damals jedoch Dr. Helmut Kohl. Der hat nämlich in der Sendung „Panorama“ auf die Frage nach Geldspenden des Medienhai Leo Kirch folgendes zum Besten gegeben:
"Die Gelder sammle ich, um das nötige Geld zu haben, um jetzt eine große Untersuchung anzustellen über die Vaterlandsverräter und Leugner der deutschen Einheit. Etwa bei bestimmten Machenschaften der ARD. (…) Von Teilen der ARD und natürlich die Machenschaften von vielen Jahren, die in ihrer speziellen Sendung vorgekommen sind. (…) Natürlich werfe ich Teilen von Ihnen Landesverrat vor."
Das ist doch ziemlich flott und hat durchaus einen Preis verdient. Ich glaube nicht, dass Waldi allzu enttäuscht war und es vor allem jetzt nicht ist, wurde doch in diesem Jahr sein Stammtischfreund Harald Schmidt mit dem „Preis der beleidigten Zuschauer“ prämiert. Und zwar nicht, wie vom „Büro gegen Alterdiskriminierung“ verlangt, für seinen Gammelfleischwitz („Wir im Ersten, wir sagen nicht Gammelfleisch, wir sagen 50 plus“), sondern für folgende Aussage über seine Fernseh-Kollegen:
"Auch die übelsten Pfeifen, die der Menschheit Zeit stehlen, tauchen ja immer wieder auf. (…) Sagen Sie mir mal einen, der in den letzten zehn Jahren endgültig verschwunden ist. Es gibt keinen. Ansonsten, wenn sie nicht gerade kleine Kinder fressen, sind Sie unkaputtbar."
Das Besondere an der Verleihung ist, dass Schmidt den Preis nur kommissarisch überreicht bekommt, und zwar mit der Auflage, ihn den Angesprochenen selbst zu überreichen. Und sollte er das nicht tun, muss er ihn behalten. Entweder, die PdbZ-Kommission will Schmidt aus der Reserve locken und ihm eine wirklich schlagzeilenträchtige Äußerung entlocken, oder sie traut sich ganz einfach nicht selbst an Gottschalk ran (der jetzt hoffentlich nicht beleidigt ist).
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