Kellerkinder

Ein bisschen bewundere ich das, ganz leise, nur so für mich. Wenn die Kollegin von ihren Hunden und Katzen erzählt. Und von dem Pferd, zu dem sie jeden Abend noch hinausfährt. Wozu dann noch fernsehen? Das macht wirklich keinen Sinn. Da bleibt ja nicht einmal Zeit dazu. Ich bin geneigt, still und heimlich in die Knie zu gehen vor Ehrfurcht. Vor soviel Konsequenz, zu der ich nie im Leben fähig wäre.

Bis die Kollegin dann irgendwann mit der wahren Geschichte herausgerückte. Und die geht so:

Ihre Kinder sind auf einer Alternativschule, und da sind Fernsehgeräte offensichtlich „Teufelszeug“. Die Kollegin neigt allerdings ein wenig zu Übertreibungen, muss ich dazu sagen. Darüber hinaus sind bei dieser Schule regelmäßige Hausbesuche üblich. Es ist also so, dass die Kollegin schlicht und einfach nicht beides, den Fernseher und ihre Kettenraucherei, zur Diskussion freigeben mag. Also wird bei diesen Gelegenheiten das Gerät regelmäßig in den Keller gebracht, damit sie sich nicht beim Rauchen einschränken muss. Das Ding wird versteckt, das ist alles. Nach einiger Zeit, mal mehr und mal weniger, wird es dann wieder hervorgeholt. Und das wird so weitergehen, schätze ich, bis die Kinder aus der Schule sind.

Ingo, der Informatikstudent von ganz oben, hat übrigens auch keinen Fernseher. Ich weiß nicht, ob er auf einer Alternativschule war. So gut kenne ich ihn nicht. Vielleicht hält er seinen Fernseher ja im Keller versteckt. Immer, wenn Gäste kommen. Aber ich denke, dass er nur deshalb keinen braucht, weil er ständig im Internet ist und das seit Jahren. Das ist ja irgendwie dasselbe, nur anders.

Mein Netzwerk ist übrigens immer noch malade. Ingo!

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