Von Carsten Hennig*
Designhotels haben zuweilen die Unart, ein wenig unbequem zu sein. Bei manchen Projekten durften sich Innenarchitekten austoben, ohne auf Komfort für die Gäste oder Wirtschaftlichkeit der Laufwege für die Servicebrigade zu achten. Allein deshalb gilt dem Debüt der Kameha Hotels & Resorts in Bonn der besondere Augenmerk der Hotelexperten. Design soll in dem 253-Zimmer-Haus, das rund 110 Millionen Euro kostet, auf einem neuen Niveau stattfinden. Obwohl Hotelier Carsten K. Rath von seinen Co-Investoren der Luxury Hospitality & Entertainment Group (LHEG) freie Hand hat, entwickelt er das Konzept mit dem Designer-Rockstar Marcel Wanders – für den Niederländer ist es das erste Hotelprojekt – mit Bedacht und viel Akribie; was seinem Ehrgeiz auch keinen Abbruch tut. Kameha steht für Leichtigkeit (mit viel Weiß), Transparenz (mit viel Glas) und außergewöhnliche Überraschungen (die zahllosen Details). So findet man als Grundmuster das Pausenbild einer selten hawaianischen Blüte, die Reminiszenz an die Ursprünge des gastronomischen Konzepts der King Kamehameha Clubs (heute nur ein Teil der LHEG) ist. Leider kann „CKR“ diese Blüten nicht einfliegen lassen und sucht daher nach einer in Europa verfügbaren, aber ebenso seltenen Blume. Vielleicht eine Protea? Blumen sind Leben und gehören stets frisch in jedes Tophotel, predigt „Hotelinspektor“ Heinz Horrmann.
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„Das Design muss zu Ende gedacht sein“, fordert Rath von seinem Kreativpartner und allen anderen – und trieb damit manch’ Mitstreiter schier zur Verzweifelung. Sei’s drum – hier ist Präzision gefragt. So geht über den King-Size-Betten ein Mond auf, wenn man die Abendbeleuchtung betätigt. Oder die Wandbespannung der „Fair Play“-Suiten trägt – fast unmerklich eingearbeitet – ein Dartboard; der Teppich ist Bühne für ein Brettspiel. In der „Reingold“-Bar (ohne „h“) bewegt eine Windmaschine eine Wand aus goldenen Pailetten, auf die Schattenrisse projiziert werden. Die Säulen im Bistrorant wurden mit Pozellan übergossen und stellen sich als übergroße Vasen chinesischer Prägung vor. Und die glockenförmigen Kronleuchter begegnen dem Gast auf Augenhöhe und wachsen als Blickfang empor. Die Meissen-Motive von vier rheinischen Sagen sind historisches Vorbild für übergroße Teppichmotive und – freilich – für die Platzteller im Bistrorant. In der Davidoff-Zigarrenlounge zieren die Deckblätter berühmter Partagas die Wände und laden zum rauchigen Genuss ein. – Die Liste der Designdetails ließe sich freilich etliche Zeilen fortsetzen, doch noch sei nicht alles am Kameha Grand verraten!
Liebe zum Detail steckt auch im ökonomischen Konzept des Neubaus (Architekt: Karl-Heinz Schommer), der Teil des sog. „Bonner Bogens“ ist; ein Areal mit Gewerbeimmobilien, das von einem IT-Unternehmen initiiert wurde. Eine Geo-Thermieanlage pumpt wohltemperiertes Grundwasser in ein System aus „Adern“ in der Gebäudehülle und sorgt so für Wärme im Winter bzw. für angenehme Kühle im Sommer. Allein zehn Millionen Euro wurde für diese gebäudetechnische Innovation ausgegeben. Damit ließe sich 70 Prozent des Wärme- und Kältebedarfs des energieintensiven Betriebes denken – und obendrein ca. 400 Tonnen CO2-Ausstoss sparen. Auch wer mit diesen technischen Details nicht vertraut ist, wird hier staunen müssen. Green Hotelier – dies ist in Großbritannien unter Schirmherrschaft von Prince Charles längst State-of-the-art und hat auch in Deutschland seinen Platz im Denken des Top-Hotelmanagements erobert.
Das Kameha Grand soll an die Tradition der Grand Hotels in Europa anknüpfen – und dieses Segment neu definieren. 190 Doppelzimmer, 63 Suiten und eine Royal-Suite werden angeboten. Das gewöhnliche Gästezimmer misst 34 Quadratmeter und ist damit erheblich größer als in zahlreichen anderen „Fünf-Sterne“-Hotels. Der Schreibtisch ist in die begehbare Zimmerbar integriert und lädt zum modernen Arbeiten an der Theke ein. Zudem bietet ein Stehtisch und Board mit ausgesuchten Rotweinen Grund zum Verweilen. Bei den Amenities will Rath auf eine exklusive Kosmetikmarke setzen und schließt derzeit die Verhandlungen mit einem wirklich sehr anspruchsvollen Lieferanten ab. Die Suiten werden nach Themen geordnet: Der Typus „Fair Play“ ist u.a. mit Basketball-Korb, Zimmer-Golfanlage und Nintendo Wii-Konsole ausgestattet. Das „Workaholic“-Konzept bietet alle Vorzüge für Geschäftsmäßigkeit und Meetings in kleiner Runde. Die „Diva Suiten“ sind speziell auf Luxus gewöhnte Damen bzw. anspruchsvolle Geschäftsfrauen (oft ein- und dasselbe) ausgerichtet.
Schöne Frauen sind eine Passion eines jeden Hoteliers. So erlag auch Carsten K. Rath den „Sirenen“, hier den außergewöhnlichen Fotomotiven von Zena Holloway. Bildhübsche Models in ausladender Abendgaderobe schweben unter Wasser über die Leinwände – und könnten den geneigten Gast an Fabelwesen aus den Rheinauen denken lassen. Gedanken schweifen zu lassen ist im Kameha Grand gefragt – „Kameha“ steht im Sprachgebrauch auf Hawaii auch für „Einzigartigkeit“.
Die Eröffnung des Hotel-Kunstwerkes ist für Mitte November fest vorhergesagt. Dann hat das Team bereits vier Wochen intensives Training in der Betaphase hinter sich; ein sonst übliches Soft Opening (hier wird der Gast gebeten, über gelegentliche Missgeschicke hinweg zu sehen) wird es nicht geben. Die Eröffnungsrate von 111 Euro je Doppelzimmer je Nacht (Themensuiten: 222 Euro) wird es 111 Tage lang (ergo bis Mitte Februar 2010) geben. Buchungen von Individualreisenden werden bereits jetzt entgegen genommen.
Kameha Grand Bonn – Executive Summary
Am Bonner Bogen 1, 53227 Bonn
Tel. +49 (0)228 4334-5000
Fax +49 (0)228 4334-5005
info@kahemagrand.com
www.kahemagrand.com
190 Gästezimmer, 63 Suiten
1 Bistrorant, 1 Gourmet-Sushi-Restaurant, 2 Bars, 2 Lounges, 1 Zigarrenlounge, große Terrasse am Rhein
Spa mit 460 qm großen Außenpool, 2 Saunen, 4 Treatment Rooms, 1 Spa Suite (für 2 Personen), Ruheraum und Health Bar
Fitnessareal mit modernen Geräten, Gymnastikraum
Eventhalle für bis zu 1.600 Gäste
Multimediasaal für bis zu 550 Personen
Bankettsaal für 300 Gäste
mehrere Konferenzräume (20 bis 100 Teilnehmer)
Supervisor/GM: Carsten K. Rath
Director F&B: Tim Hansen
PR Manager: Daria Ezazi
Küchenchef: Jörg Stricker
Director Rooms Division: Dorit Schaper
* Carsten Hennig (Jahrgang 1970) ist Hoteljournalist und berichtet kritisch-wohlwollend über die Tophotellerie bevorzugt in seinen Onlinepublikationen hotelier.com und im Hotelblog. Seine Hintergrundberichte werden im Hotelmanagement (und nicht nur dort!) weithin beachtet.
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Wer immer dafür zuständig ist.
Die Aufmachung der Webside ist ja gut und schön. Ich hätte auch gerne eine Wegbeschreibung gehabt, z.B. von den Flughäfen Köln/Bonn und Frankfurt.
Ist schon gseschehen unter 3.
sieht ja mal wirklich vielversprechend aus. ich denke mal ich schaue mir das ganze mal vorort an. Freue mich shcon drauf.
Danke für den artikel
Das innovative Kamehagrand Hotel Bonn hat eine wunderschöne sowie auch etwas avantgardistische Lobby und Bar. Einfach geniale, perfekte Konzeption mit traumhaftem Blick zum Rheinufer. Es fehlt eigentlich nur ein Quentchen Romantik in Form von dezenter Piano-Livemusik a la Clayderman in Bar und Lobby…dann ist man noch mehr fasziniert von diesem in Glas gehaltenem, exzellenten Hotel-Objekt. Bravo.