Die Jerry Springer Show lief vor fast 20 Jahren an und ist seitdem ein voller Erfolg. Ob die Themen und damit verknüpften, ausufernden Debatten und brodelnden Emotionen seiner Gäste tatsächlich real sind, ist jedoch die Frage aller Fragen. Die übertriebenen Reaktionen seiner Kandidaten lösen beim Publikum zwar ‚Sensationsgeilheit‘ aus, schockieren aber andererseits die Zuschauer und rufen Abneigung und Unverständnis hervor.
The Jerry Springer Show – Die Mutter aller Trash-Talkshows
Am 30. September 1991 moderiert Jerry Springer seine erste gleichnamige Trash-Talkshow. Beginnend mit eher harmlosen Themen wie Obdachlosigkeit oder Auswirkungen von Rockmusik kommt man, um die Einschaltquoten zu erhöhen, schnell auf die Idee provokative Inhalte aufzunehmen, die die Aggression der Gäste untereinander anstacheln. 1993, als der erste Kampf zwischen zwei Rassisten im Gange ist, erreichen die Quoten Spitzenpositionen – amerikanische Talkshows mal anders. Und schon fegt jene neuartige Sendung die unangefochtene Oprah Winfrey vom Sockel.
Die Jerry Springer Show läuft noch heute. Beliebte Themen sind Ehebruch, Inzest, Schwulenhass, Rassismus und Pornografie. Springer interviewt den ersten Gast, der zweite Gast kommt hinzu und der handfeste Streit ist da. Ein immer gleiches Schema. Leute, die miteinander in Konflikt stehen, treffen aufeinander. Reibereien sind vorprogrammiert. Bevor sie sich gegenseitig an die Kehle springen, ertönt ein Gong, der den Kampf einleitet. Das Publikum johlt. Springer ist der Ringrichter. Beschützt von seiner Security kommentiert er, stellt Fragen – vor allem stellt er bloß.
In seiner Autobiographie „Ringmaster“ von 1998 enthüllt Springer, dass die Geschichten der Talkshowgäste bevor sie auftreten nachhaltig auf Echtheit hin untersucht werden. Dennoch erscheint diese Show arrangiert. Schon allein der Gong vor jedem Kampf, der sie wie einen Ringkampf anmuten lässt, welcher noch dazu auf einer Bühne (!) stattfindet, verweist auf eine Inszenierung. Doch alles Theater?
[youtube -LQla5x_tfw]Die Show wurde schon in der gesellschafts – und medienkritischen Comic-Serie „The Simpsons“ parodiert. Die Darstellung körperlicher Auseinandersetzungen mit Pieptönen untermalt macht den mangelnden Informationsanspruch bzw. Aufklärungscharakter jener Talkshow deutlich. Es ist nichts als die extreme Version kultivierten Lästerns. That’s Entertainment!
Die Keimzelle allen Trash – TVs unzensiert? Jerry Springer uncut!
Für die, denen aufgrund Abstumpfung durch Film und Fernsehen jegliche Fantasie abhanden gekommen ist, um unter dem Schleier der Pixel und Pieptöne das vermeintlich Wesentliche zu erkennen, gibt es auch die unzensierte Version von Amerikas Talkshow Nr. 1 – Jerry Springer uncut. Natürlich nur im Pay-TV. Ungeschnitten? Wieder ein Verweis auf die mediale Inszenierung.
[youtube SUFHART7H_k]Frauen batteln sich beim Strippen, Schwarze sitzen neben Männern in weißen Kapuzen, die stolz darauf sind Rassisten zu sein, dicke Menschen ziehen sich bis auf die Knochen aus. Kurz: viel nackte Haut, Obszönes, Kontroverses, körperliche und verbale Gewalt – eben was das Zuschauerherz begehrt. Und obendrein ist alles echt. Jedenfalls soll es das sein. Hauptsache: Give the people what they want! Der Rest ist doch egal.
Weitere Informationen zur Jerry Springer Show finden Sie auf der offiziellen Homepage.