Die eigenen vier Wände werden in Deutschland immer teurer. Gründe hierfür sind die explodierenden Kosten für Holz und Stahl – aber auch die Steuer.
Höchster Preisanstieg seit 51 Jahren
Wer seinen Lebenstraum vom Eigenheim verwirklichen will, muss immer tiefer in die Tasche greifen: Laut aktuellen Angaben des statistischen Bundesamts (Destatis) sind die Baukosten im November 2021 gegenüber dem Vorjahresmonat um 14,4 Prozent angestiegen. Im letzten Berichtsmonat, dem August 2021, lag dieser Wert noch bei 12,6 Prozent. Noch teurer als in diesem Januar war das Bauen nur im August 1970: Damals stiegen die Baupreise um 17 Prozent an.
Besonders teuer: Holz
Der Hauptgrund für diese Verteuerung ist die Verknappung von Baumaterial. Durch die Konjunkturerholung nach dem Corona-Krisenjahr 2020 stieg der Bedarf. Deshalb zogen die Preise für Dämmstoffe, Holz und Stahl in den vergangenen Monaten kontinuierlich an. Beschränkte Transportkapazitäten und eine erhöhte globale Nachfrage verschärften die Lage zusätzlich.
Besonders stark machte sich diese Entwicklung bei den Holzbau- und Zimmererarbeiten bemerkbar: Wegen der erhöhten Nachfrage nach Bauholz kosteten diese Leistungen laut Destatis 38,9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Wer sein Dach decken oder ausbessern lassen wollte, musste mit Preiserhöhungen um etwa 17 Prozent rechnen, die Kosten für Beton- und Klempner-Arbeiten erhöhten sich um denselben Prozentsatz.
Arbeiten an Entwässerungskanälen verteuerten sich um 18 Prozent. Die Kosten für Rohbauarbeiten schlugen im November 2021 gegenüber dem Vorjahresmonat mit 15,7 Prozent Mehrkosten zu Buche.
Weitere Ursache der Kostenexplosion: Die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung
Zusätzlich zu den erhöhten Preisen beim Baumaterial spielte auch das Ende der befristeten Mehrwertsteuersenkung eine Rolle. So galt ab Januar 2021 wieder der reguläre Steuersatz, der Waren und Dienstleistungen wieder verteuerte – auch im Baugewerbe. Laut den Statistikern hätten sich die Baukosten allerdings auch ohne die Rücknahme der Steuersenkung noch um 11, 6 Prozent erhöht.
Baukosten bleiben wahrscheinlich auf hohem Niveau
Aufgrund des Materialmangels ist voraussichtlich weiterhin mit erhöhten Baukosten zu rechnen. Nach Zahlen des Münchener Ifo-Instituts klagten im Dezember 2021 noch 31,3 Prozent der Bauunternehmen über Lieferengpässe beim Baumaterial. Gegenüber dem Vormonat November sank dieser Prozentsatz zwar um etwas mehr als drei Prozent, lag damit aber immer noch auf einem hohen Niveau.
Im Tiefbau klagten 23,1 Prozent der Unternehmen im Dezember über Probleme bei der Materialbeschaffung, im November letzten Jahres waren das noch 28,7 Prozent. Aufgrund dieser Zahlen ist in absehbarer Zeit nicht mit einer Besserung der Lage am Bau zu rechnen.
Auf die Branche selbst hat das derzeit keine negativen Auswirkungen: Die Auftragsbücher des deutschen Baugewerbes sind nach Angaben des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie sowie des Zentralverbands des deutschen Baugewerbes gut gefüllt.
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