Die Blue Rose Trilogie von Peter Straub ist eine weniger übernatürliche, dennoch zweifellos gruselige Sammlung an Geschichten, in der er mit den Erwartungen des Lesers und dem Vertrauen in den Erzähler spielt. Wer sich also an „Green Woman“ heran wagen möchte, der sollte sich vorher zumindest auf eine nicht ganz stringente Erzählweise gefasst machen, bestenfalls sogar in die Trilogie rein lesen.
Psychothriller im Wahn der Green Woman
Denn die Green Woman weckt Fielding Bandolier ein weiteres Mal auf, ein mittlerweile abgehalfterter Serienkiller, dessen innere Dämonen nur noch Verachtung für ihn haben und der nichts als Erinnerungen hat. Gleichzeitig tritt Bob Steele auf den Plan, ein Polizist, der nach einem Filmhelden benannt wurde und dem die Vergangenheit des Hollywood Cowboys wie ein Schatten nachhängt. Beide werden durch die Obsession des Anderen zu einem Pub gezogen, in dem das Böse lauert: The Green Woman.
Peter Straub schreibt, Michael Easton bringt es in Form
Leichte Kost ist es wahrlich nicht, wer sich ohne Vorkenntnisse in diese albtraumhafte Welt Peter Straubs begibt, der muss sich teilweise arg durchbeißen, um die vielen Andeutungen und Referenzen nicht über seinen Kopf wachsen zu lassen, aber nicht zuletzt die Illustrationen von John Bolton ziehen einen sofort in den Psychotrip hinein. Besonders die grandiose Technik, in der das Gezeichnete immer wieder zu verzerrten Fotomotiven verschwimmt, geht einher mit der Schwelle zwischen Realität und Wahnsinn, die sowohl Fielding als auch Bob gefangen hält.
John Bolton zieht es in düstere Farbspiele
Konfus, in düsteren, ja geradezu deprimierenden Farben gehalten ist „Green Woman“ visuell als auch inhaltlich ein Kampf zwischen den heißgeliebten Klischees des Psychohorrors (Trenchcoat-Cop mit ambivalenten Moralvorstellungen und hochintelligenter Soziopath) und den psychologischen Abgründen, die Straub miteinander derartig vermischt, dass auch der Leser am Ende daran zweifeln muss, was wahr ist und was lediglich Halluzination der Protagonisten.
Künstlerisch mehr als empfehlenswert und auch inhaltlich mal etwas anderes ist „Green Woman“ vielleicht nicht die beste Wahl für den Fan des roten Fadens, kann aber besonders diejenigen locken, die Genregrenzen und ungewöhnliche Herangehensweisen in der Welt der Graphic Novels zu schätzen wissen. Für das Comic-Erstlingswerk Peter Straubs dürfte es ein voller Erfolg sein und es bleibt zu hoffen, dass wir noch mehr von ihm zu sehen bekommen. Wer einmal Blut geleckt hat…
Autoren: Peter Straub, Michael Easton
Illustrator: John Bolton
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Verlag: Vertigo