Geheimniskrämer Harald Schmidt

 

Zur Erinnerung, Pssst… ging so: Die Gäste hatten ein „Geheimnis“, das Rateteam (meistens bestehend aus Elke Heidenreich, Marielle Millowitsch, Ingolf Lück und Herbert Feuerstein) musste es erraten. Jeder hatte 30 Sekunden Zeit und dann kam die „Ententröte“ und rief den nächsten auf. Zumindest theoretisch, denn Feuersteins 30 Sekunden waren immer wesentlich kürzer als die der anderen. Nur eine der Gemeinheiten, die Schmidt schon damals im Kopf so rumgeisterten.

Ein Ego so groß wie die Brille

Und, auch wenn Schmidt in jenen Jahren noch etwas weniger feinfühlig unterwegs war: Das Ego war zwar schon so riesig wie seine damalige Brille. Nur eine gewisse Zurückhaltung – auch in der Lautstärke – musste Schmidt noch lernen, bis er den ausgereiften Fallhöhen-Humor entwickeln konnte, der ihn später so bekannt gemacht hat. Und schon damals zeigte sich, dass es manchmal herzlich egal ist, was genau der Schmidt macht (ihm zumindest, denn das Ego ist im Gegensatz zur Brille mindestens gleich groß geblieben) und dass in diesem Sinne in erster Linie auch nicht die „Geheimnisse“ der Gäste, sondern das Zusammenspiel zwischen dem Moderator und seinen „Promis“ Inhalt und Witz der Sendung ausmachten.

Was bin ich? Genial daneben? Pssst…

Mehrere (einander und der Allgemeinheit) bekannte Menschen sitzen nebeneinander, versuchen etwas herauszufinden und sind dabei mehr oder weniger witzig – Ein alter Hut? Klingt alles allzu bekannt? Klar, das Konzept auf dem „Pssst…“ aufbaut(e), gibt’s ja schon seit Robert Lembkes „Was bin ich?“. Und auch „Genial daneben“ hat ein bisschen was von beiden Vorgängern. Hier gilt jedoch – wie so oft im Fernsehen – durchaus der alte Spruch, dass früher alles besser gewesen sei. Zumindest hatte der ‚Witz’ im TV meiner Ansicht nach früher tendenziell noch mehr mit seiner eigentlichen Bedeutung von ‚Einsicht’ und ‚Verstand’ zu tun. Und „Genial daneben“ ist mir da leider Gottes meistens viel zu billig. Da sehne ich mir ja fast schon den eher staubigen, gutbürgerlichen Humor von Loriot auf den Bildschirm. ‚Verstand’ suche ich bei Balder & Co. jedenfalls vergeblich, während man bei „Pssst…“ schon an einer ganz guten Adresse war. Und es vielleicht ja bald auch wieder sein wird. Dann im Ersten.

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