Die Koreanerin Sung-Hyung Cho setzt sich in ihrem Dokumentarfilm „Full Metall Village“ mit zwei Kulturen auseinander, wie sie gegensätzlicher kaum sein könnten. Wackens brave, religiös angehauchte Milchbauern treffen auf gruftige im Matsch tobende Headbanger aus der Gothic Szene. Und siehe da: Ganz peacig vertragen sich alle und so mancher Bauer plant das Zubrot aus dem Open-Air Geschäft, fest ein (für ein schwarzes Kuh-Kalb gibt’s schließlich nur mickerige 60 Euro). Organisator und Multibauer Trede hat sich finanziell am Open Air schon längst gesund gestoßen.
Skurrile Idylle
Filmemacherin Sung-Hyung Cho wirkt in ihrem Film ebenso deplaziert wie verloren – allerdings nur auf den ersten Blick. Schnell ist klar: Die kleine Koreanerin versteht ihr Handwerk. Wie selbstverständlich sucht sie das Skurrile in der Idylle. Sie gräbt aus, was auch Wackens Bewohner beinahe schon vergessen hatten. Sie erfährt, dass es auch beim Wacken-Festival tragische Personen und Verlierer gibt. „Full Metall Village“ ist witzig und informativ zugleich und gewann als erster Dokumentarfilm den Max Ophüls Preis – zu Recht.
Lehrreiches erfahren
„Full Metal Village“ ist lehrreich: Man erfährt wann ein Bulle zum Ochsen wird – nämlich wenn ihm die Eier abgeschnitten werden und dass ein weibliches Jungtier sich erst Kuh nennen darf, wenn es ein Kalb zur Welt gebracht hat. Sung-Hyung Chos Film ist aber auch gänzlich unorthodox. Nämlich dann, wenn sich Bauer Klaus H. Plähn eine Zigarette nach der anderen ansteckt. Auf drei Schachteln am Tag kommt er locker. Oder dann wenn Bauer Trede meint, dass ein Mann immer mehrere Frauen brauche, eine Frau, aber gut mit einem Mann im Leben auskomme. Die Mädels hingegen sind so wie anderswo auch: Sie machen sich schick, tanzen gern (auch wenn es nur im Kuhstall ist) und wollen gerne Models werden… Und wer weiß, vielleicht kommt „Germanys next Topmodel“ ja aus Wacken? Dann ist Wacken sogar noch berühmter…
Ich habe den Film gestern gesehen und kann ihn nur empfehlen! Er fängt die Stimmung im Dorf, die Ruhe aber gleichzeitig leise Melancholie ein, im Kontrast zur lautstarken Festivalgesellschaft, die alljährlich in Wacken einfällt. Die ketterauchenden Dorfbewohner entwickeln einen ganz besonderen Charme. 😉 Auf jeden Fall angucken!
Es ist schon seltsam, was man alles ueber diesen Film liesst. Nach der Beschreibung hier moechte ich den Film jetzt wieder sehen, wenn ich andere Reviews lese werde ich eher davor gewarnt. Grund fuer diese Haltung ist die Tatsache, dass mich der ‚Konflikt‘ interessiert, das Zusammenleben und nicht die Dorfidylle vorher. Und ich habe gehört, dass man hier sehr wenig von sieht und das die Berichterstattung der 3. da besser sein soll (Ein Dorf im Ausnahmezustand – mal bei Google suchen).