Vergiss beim Ford F-150 Raptor Test europäische Standards. Ansonsten wird dieser Sport-Truck keinen Spaß bereiten. Besonders, da der Ford Pickup das Motto „Go big or go home“ verkörpert.
Darf es etwas größer sein? Der 2.584-kg-Truck baut bei 370 cm Radstand 589 cm lang und 219 cm breit. Oder pfiffiger? Schließlich ist die Ford F-Serie seit knapp 70 Jahren mit allen Wassern gewaschen. So wies das auch per Fernbedienung zu öffnende Tailgate des Raptor zusätzlich zur Ausklappstufe eine Ausziehstange zum sicheren Besteigen auf. Ferner riegelte beim Ford F-150 Raptor Test der Bed Extender das Ladebett bei runtergeklapptem Tailgate ab und erleichterte bei geschlossener Ladeklappe das Ordnunghalten. Das LED-erhellte Bett selbst maß 170 cm Länge, zwischen den Radhäusern 129 cm Breite und 54 cm Höhe, was 1.495 Liter Stauraum ergibt. Reicht noch nicht? Außerdem kleidete das Ladebett ein sehr robust erscheinender Bedliner.
Ford sorgt im Raptor für anständigen Komfort
Reichlich Platz offeriert das Super Crew-Cab des F-150 sowieso: Fünf Insassen passen auch in klischeegerechter Supersize-me-Übergöße hinein, den zentralen Fondgast belästigt kein Kardantunnel. Mit mehr Bein-, Schulter- und Kopffreiheit lockt allein der heimische Fernsehsessel. Leder, Carbon und orangefarbene Highlights wissen zu gefallen, die elektrisch betätigte Heckscheibe und das gewaltige Panoramadach erst recht. Die Leder-Alcantara-Sitze des Raptor bieten genügend Seitenhalt, auf der nahezu planen Rücksitzbank verkanten sich besser vollformatige Herren gegeneinander vor möglichem Umherrutschen. Weiterhin wird die Kunst des Kartenlesens aufgefrischt, denn das US-Navi kennt sich in Europa nicht aus, üppige Konnektivität dank Ford SYNC gleicht das aber aus. Dem Fahrkomfort beim Ford F-150 Raptor Test weiter förderlich waren die Rückfahrkamera genauso wie der Dynamic Hitch Assist, die Trailer Sway Control und der Trailer Brake Controller.
Mit 450 PS ist der F-150 Raptor eine echte Spaßmaschine
Ungenügende Leistung gab es beim Ford F-150 Raptor Test nicht zu beklagen, der 3,5-l-EcoBoost-V6 mit Biturbo-Aufladung drischt den Pickup in 5,1 Sekunden von 0 auf 96 km/h und macht bei Tempo 170 dicht. Äußerst drehfreudig, mobilisierte das Triebwerk satte 691 Nm Drehmoment bei 3.500 Touren und lieferte bei 5.000 Umdrehungen 450 PS, akustisch von zornigem Grollen begleitet. Mehr Gänge als üblich gab es obendrein, die sanft und flott schaltende Automatik verfügte sicherheitshalber über zehne. Der Vierradantrieb bot die Modi 2H, 4H, 4A samt variabler Kraftverteilung von 0:100 bis 50:50 sowie 4L, zudem sperrte das Hinterachsdifferential manuell. Alles schön und gut, auf dem trockenen Asphalt war 4A völlig ok.
Der Ford Truck ist als Offroadsportler ausgelegt
Mit Vollgas durch die Kiesgrube? Ginge problemlos. Der Unterfahrschutz, die Fox Racing-Dämpfer mit 33 beziehungsweise 36 cm Federweg sowie die 315er BF Goodrich „All Terrain“ auf 17-Zoll-Alurädern hätten definitiv wilderes Gelände als eine Landstraße gemeistert. Auf ihr brillierte der Ford Raptor mit prächtiger Traktion, angenehm leisem Abrollgeräusch und kaum Seitenneigung in Kurven. Dabei bügelt er Unebenheiten subjektiv deutlich eleganter als der kleinere Ranger aus. Die elektrische Servolenkung ermöglichte beim Ford F-150 Raptor Test zum Einen, den Fullsize-Truck mit einem Finger zu rangieren, missfiel auf der anderen Seite aber nicht mit unmäßigem Spiel oder dürftigem Geradeauslauf.
Große Zufriedenheit nach dem Ford F-150 Raptor Test
Im Ganzen nahm sich der Fahreindruck abgehen von der beachtlichen Beschleunigung und dem fesselnden Sound erfreulich unaufregend aus. Kein ausbrechendes Heck, keine quietschenden Reifen, innen akkurat geräuschisoliert, schlicht ein großes, kommodes Fahrzeug mit der so populären hohen Sitzposition sowie massig Raum für Freizeit und Fahrgäste. So sittsam, so pkw-haft wie der Ford Truck sich benimmt, verblüfft nicht weiter, dass der F-150 jahrelang das bestverkauftes Fahrzeug in den USA ist. Was auch den Bogen zum Thema „Kaufen“ schlägt: Offiziell bieten die hiesigen Ford Händler den F-150 Raptor nicht feil, Importeure aber schon. Der in den Staaten ab $ 50.020 lieferbare Truck ist hierzulande inklusive Transport, Zoll und umfangreicher Zusatzausstattung für rund 90.000 Euro zu erwerben.
Bilder: ©Arild Eichbaum