Was tun, wenn Sport zur Sucht wird?

Irgendwann geht es nicht mehr ohne: Der Wunsch nach einer besseren Fitness und einem gesünderen Leben kann schnell zur Sucht werden. Übertriebene Fitness und Verausgaben bis zum Umfallen als Resultat einer Sportsucht ist Experten zufolge ein größeres Problem als bisher angenommen.

Regelmäßiger Sport gilt als gesund: Er hält Körper und Geist fit, stärkt das Immunsystem, kurbelt den Stoffwechsel an und schüttet Glückshormone aus. Wenn das Sportprogramm jedoch ausufert, kann sich daraus eine ernstzunehmende Sucht entwickeln, die körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Nervosität und sogar Depressionen mit sich bringt, sobald kein Sport gemacht wird. Wer bei sich derartige Entzugserscheinungen – ähnlich wie bei einer Alkoholsucht – bemerkt, sollte die Warnsignale ernstnehmen.

Wenn dem Sport plötzlich alles untergeordnet wird

Ein weiteres Anzeichen für eine krankhafte Sucht nach Sport, eine sogenannte „Excerise Addiction“, sind immer härtere Trainingseinheiten. Der Körper verlangt immer mehr und häufiger nach sportlicher Aktivität, sodass die Dosis unweigerlich gesteigert wird. Einige Betroffene stehen sogar nachts auf, um zu trainieren. Vergleichbar mit anderen Süchten wird das Belohnungssystem im Körper ständig auf Trab gehalten, sodass das anfänglich gut gemeinte Fitnessprogramm immer mehr zum zentralen Lebensinhalt wird. Die Folge: Betroffene leiden unter Schlaflosigkeit, isolieren sich von ihrem sozialen Umfeld und haben Muskelbeschwerden, die sie jedoch keineswegs vom harten Trainingsprogramm abhalten.

Studie: besonders Triathleten sind sportsuchtgefährdet

Eine Studie der Universität Erlangen-Nürnberg hat 2013 ergeben, dass 4,5 Prozent der deutschen Ausdauersportler sportsuchtgefährdet sind. Vor allem Sportler unter 30 Jahren und Triathleten sind anfällig: Beim Triathlon werden aufgrund der verschiedenen Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen unterschiedliche Muskelgruppen beansprucht. Wer häufig die Disziplin wechselt, kann vermeintlich ewig trainieren – ambitionierte Triathleten kommen dabei auf bis zu 35 Stunden in der Woche.

Sportsucht vorbeugen

Damit eine Sportsucht gar nicht erst entsteht, empfehlen Experten, das eigene Trainingsverhalten stets kritisch zu hinterfragen. Nicht selten hat es psychologische Ursachen wie Traumata oder eine gestörte Selbstwahrnehmung, wenn die Grenze von der Sportleidenschaft zur Sportsucht überschritten wird. Anzeichen sind außerdem das Ignorieren von Schmerzen und Verletzungen. Ebenfalls blenden Sportsüchtige die eigene Erschöpfung aus. Das kann gefährlich werden.

Betroffen? – Ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen

Wer sich gefährdet sieht, kann zunächst versuchen, bewusst kürzer zu treten und eine andere Form des Wohlfühlens für sich zu entdecken. Bleibt das erfolglos, sollte sich dringend an einen kompetenten Mediziner gewendet werden – das kann ein Sportmediziner, ein Sporttherapeut oder auch der Hausarzt sein. Dieser kann Betroffenen Strategien an die Hand geben, mit denen sie vom exzessiven wieder zum normalen Sporttreiben zurückzufinden.

Foto: Thinkstockphotos, iStock, 159203879, Tibor Nagy

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