Eintracht Frankfurt gegen Hamburger SV: Vorschau auf das Traditionsduell der Gegensätze

Auf den ersten Blick ergeben sich zwischen Eintracht Frankfurt und dem Hamburger SV eine Menge Gemeinsamkeiten. Beide Vereine haben eine leidenschaftliche und leidensfähige Anhängerschaft, eine moderne international taugliche Arena mit großem Fassungsvermögen, eine traditionsreiche Vergangenheit und beide sind seit einer gefühlten Ewigkeit notorisch erfolglos. Jedenfalls, wenn man zu den Erfolgen große nationale und internationale Titel zählt. Sicherlich konnten sich die Frankfurter jüngst über mehrere Aufstiege freuen, denen aber immer bittere Abstiege und damit bedeutende Rückschläge gegenüber standen.

Hamburg erlebte im neuen Jahrtausend gar mehrmals das internationale Geschäft und schnupperte auch mal am Meistertitel, doch in den entscheidenden Momenten, versagten den Spielern dann doch stets Können und Nerven. Hier sind wir schon an einem der Punkte angelangt, die die Eintracht und den HSV voneinander unterscheiden, denn Erfolg wurde in beiden Metropolen zuletzt höchst unterschiedlich eingeordnet. Und obwohl man beide Vereine in dieser Saison wohl zu den Abstiegskandidaten zählen muss, sind Stimmung und Perspektive in Hessen und der Hansestadt höchst verschieden. Welche Schlüsse sind daraus für das kommende Aufeinandertreffen am 3. Bundesliga-Spieltag zu ziehen?
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Die Ausgangslage von Eintracht Frankfurt

Die Eintracht ist zurück. Das Pflichtprogramm Wiederaufstieg hat der Adler in der vergangen Saison letztlich souverän umgesetzt. Glücklicherweise muss man sagen. Denn mit dem höchsten Etat der 2. Bundesliga war man quasi zum Aufstieg verdammt. Bei Misserfolg hätte wahrscheinlich ein massiver Einschnitt bei den Spielergehältern erfolgen müssen.

Dabei ist die Eintracht schon länger nicht mehr die launische Diva früherer Tage, die sich auch beim Finanzgebaren zeigte. Mehrmals stand sie kurz vor der Insolvenz. Doch mit Heribert Bruchhagen, der seit 2003 Vorstandsvorsitzender ist, kehrte Solidität und nachhaltige Arbeit in den Verein. Dass trotz dessen umsichtiger Politik am Ende der Saison 2010/2011 der Abstieg aus der Bundesliga stand, in der man sich gerade gut etabliert hatte, versteht bis heute wohl kein Eintracht-Fan. Nun aber ist der Meister von 1960 zurück in der höchsten Spielklasse, backt weiterhin erstaunlich kleine Brötchen – und legte einen Raketenstart hin. Völlig verdient, drehten die Hessen das Spiel gegen Bayer Leverkusen nach Rückstand zu einem 2:1 um. Gleich darauf gab es ein furioses und eiskalt herausgespieltes 4:0 bei der überforderten TSG Hoffenheim. Architekt dieser Siege und des kürzlichen Aufstiegs ist natürlich Armin Veh, der Meistertrainer von 2007 beim VfB Stuttgart.

Er passt mit seinem Verständnis für Taktik und Spielerführung und seinem klugen, aber unspektakulären Auftreten perfekt zur Vorgabe Bruchhagens. Wichtig ist dabei vor allem, dass die Spieler diesem Stil zu folgen scheinen und nicht abheben. Denn echte Stars gibt es bei Eintracht Frankfurt zurzeit keine. Namhafteste Neuzugänge sind Keeper Trapp und der Topstürmer des Mitaufsteigers Greuther Fürth, Olivier Occean. Ansonsten führen alteingesessene Mannen wie Urgestein Alex Meier die Eintracht. Lohn ist derzeitig Platz 2 in der Tabelle hinter Rekordmeister Bayern München. Keine schlechte Ausbeute für einen Aufsteiger, der sich dennoch an den Vereinen der unteren Tabellenhälfte orientieren muss und wird, um die Liga zu halten.

Die Ausgangslage beim Hamburger SV

In der vergangenen Saison war es dann fast soweit: Beinahe wäre der HSV zum ersten Mal seit ihrem Bestehen aus der Bundesliga abgestiegen.  Auch der Trainerwechsel auf Thorsten Fink zur Mitte der Hinrunde brachte die Hanseaten nur aus dem Gröbsten heraus, doch sie mussten bis zum Schluss zittern. Der finanzielle und folglich auch personelle Aderlass zeigte sich überdeutlich – hatten doch die Hamburger die Abgänge großer Spieler nicht gleichwertig ersetzen können. Und auch in dieser Saison wird es nicht einfach für den HSV.
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Die Ergebnisse ähneln zunächst stark der vergangenen Spielzeit: 0:1 gegen den 1. FC Nürnberg, 0:2 im Nordderby in Bremen. Zwei Niederlagen und kein einziger Treffer also, daran konnte auch der lettische Hoffnungsträger im Sturm, Rudnevs, nichts ändern. Dazu kam das peinliche Pokalaus beim Drittligisten Karlsruhe (2:4). Schon stecken die Hamburger schon wieder knietief im Schlamassel und kommen nicht dazu, in Ruhe eine neue Philosophie zu entwickeln, etwas Neues aufzubauen. Vielmehr gab es die ersten Panikreaktionen auf dem Transfermarkt. Der Wolfsburger Jiracek, der bei der EM für Tschechien zwei Tore erzielte, wurde fürs defensive Mittelfeld verpflichtet.

Größter Coup aber ist – dem Namen nach – die Rückkehr von Rafael van der Vaart an die Elbe. Doch der einstige Superstar aus den Niederlanden ist in die Jahre gekommen. Er kann sicherlich noch einige Male sein Können aufblitzen lassen, jedoch nur noch selten Spiele allein entscheiden. Aufgabe für Torsten Fink wird es vielmehr sein, eine schlagkräftige und teamfähige Mannschaft aus dem vorhandenen Kader zusammen zu stellen, damit die Saison nicht katastrophaler endet als die letzte.

Fazit: Die Eintracht hat derzeit Flügel, der HSV sucht seine Form und dieser Zustand hält auch noch mindestens ein Wochenende lang an. Frankfurt siegt erneut, wenn auch etwas glücklich mit 2:1, während der HSV sich allenfalls über das erste Saisontor freuen kann.

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