Einer wie Bruno: Dramödie mit Christian Ulmen

Die Tragikomödie schaffte es also doch ins Kino, was, wie manche böse behaupten, leider nur der Bekanntheit Christian Ulmens geschuldet sei.

Anscheinend lag es der Regisseurin von „Einer wie Bruno“ am Herzen, sich von den amerikanischen Kunst-Figuren wie Forrest Gump (verkörpert durch Tom Hanks) und (Dustin Hoffman als) Rain Man zu entfernen, um eine authentischere Figurenzeichnung und ein intimeneres Portrait zwischen Vater und Tochter zu erzielen.

Dies ist ihr wirklich nur teilweise gelungen. Denn leider wirkt Christian Ulmens Spiel in der Rolle des an Intelligenzschwäche leidenden, alleinerziehenden Vaters der 13-jährigen Radost oft overacted und unwillkürlich komisch.

Einer wie Bruno: Christian Ulmen

Ulmen sagt in einem Interview: „Ich habe ein paar Lebensberichte von Kindern geistig behinderter Eltern gelesen und unter anderem die Dokumentation zu dem Thema aus der ZDF-Reihe „37 Grad“ gesehen. Ich bin aber immer darauf aus mit meiner Fantasie und dem Buch auf Reisen zu gehen. Den Abgleich mit der Realität übernimmt dann die Regie.“

Vielleicht hätte mehr Schauspielführung Jacobs an dieser Stelle dem Film besser getan.
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Ein sensibles Thema: Oligophrenie

Mit schwierigen Themen kann man nicht umgehen, wenn man nicht mit ihnen lachen kann. Sicherlich gehört auch Oligophrenie dazu. Dabei handelt es sich um eine ererbte, angeborene oder früh erworbene Minderung der allgemeinen geistigen Entwicklung, die beispielsweise durch Down-Syndrom, Sauerstoffmangel während der Geburt oder auch Deprivation begünstigt wird.

Leider schaffen es Ulmen und Jacobs nicht, die Krankheit in ihrer Darstellung zu erfassen, sie driften mitten durchs Klischee. Das oberflächliche, unwillkürlich komische Bild, das Christian Ulmen entwickelt, zeigt mehr einen Debilen als einen an Oligophrenie Erkrankten. Nur manchmal scheint er die Figur zu treffen, was bedauernswert ist, zeigt dies doch, was für ein schöner deutscher Film dies mit dem voll ausgeschöpften Potential Ulmens hätte werden können. Völlig außer Acht gelassen wurde der Fakt, dass auch an Oligophrenie leidende Menschen Reifeprozesse durchlaufen können.

Ein Lichtblick ist da Lola Dockhorn, die es schafft, die 13-jährige Radost authentisch zu verkörpern. Davor war sie in Filmen wie „In der Stille“ und „Räuber Kneissel“ zu sehen. Radost ist ihre erste Kinohauptrolle

Die Regisseurin Anja Jacobs

Anja Jacobs studierte von 1998 bis 2003 an der Filmakademie Baden-Württemberg das Studienfach Szenische Regie. Mit ihrem Kurzfilm „Wolfsschlucht“, der auf vielen internationalen Festivals lief, wurde sie mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Seitdem führt Jacobs hauptsächlich bei Fernsehproduktionen Regie. Zusammen mit Produzent Alex Funk, den sie noch aus der gemeinsamen Akademiezeit in Ludwigsburg kannte, konnte „Einer wie Bruno“ realisiert werden.

Einer wie Bruno

Regie: Anja Jacobs
Land: Deutschland 2011
Darsteller: Christian Ulmen, Lola Dockhorn
Genre: Drama, Komödie
Länge: 108 Minuten
FSK: 6

Kinostart: 12. April 2012

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