Kurz nach Weihnachten wartet auf Skifans das erste große Highlight des Sportwinters. Die Vierschanzentournee im Skispringen zieht Jahr für Jahr Millionen in ihren Bann und sorgt für Hochspannung an den Schanzen und vor den TV-Geräten. Durch das große öffentliche Interesse gehört das Skispringen zu den wohl am besten für das Fernsehen aufbereiteten Wintersportarten, obwohl die Ermittlung der Sieger aus Gerechtigkeitsgründen sehr kompliziert ist. Durch klare, ersichtliche Markierungen von Höchstweiten und regelmäßige Einblendungen von Startluken, Windstärken, Weitenpunkten und Haltungsnoten konnte die Unübersichtlichkeit jedoch in Grenzen gehalten werden, so dass man als TV-Zuschauer den eleganten und aufregenden Sport in vollen Zügen genießen kann.
Programm der Vierschanzentournee 2011/2012
Der Auftakt der diesjährigen Vierschanzentournee findet wie üblich auf der Schattenbergschanze zu Oberstdorf im Allgäu am 30. Dezember statt. Anschließend folgt der Umzug nach Garmisch-Partenkirchen, wo am Neujahrstag auf der neuen großen Olympiaschanze einer der legendärsten und traditionsreichsten Skisprungwettbewerbe überhaupt steigt. Nicht nur im Stadion vor Ort, sondern auch zu Hause vor den Bildschirmen, nutzen Skifans und Interessierte in vielfacher Millionenzahl den Feiertag, um dem Garmischer Schanzenspektakel zuzusehen. Das wohl stimmungsvollste Springen gibt es allerdings erst auf der Bergiselschanze in Innsbruck. Die Tiroler Hauptstadt ist erster Austragungsort in Österreich und kann zumindest bei guter Ausgangsposition der heimischen Sportler zu einem wahren Hexenkessel werden. Schließlich wird die Tournee am Dreikönigstag (6. Januar) in Bischofshofen abgeschlossen. Die Paul-Ausserleitner-Schanze gehört durch ihre Konstruktion als direkt in den Berg eingelassene Naturschanze zu den schwierigsten der Welt, so dass das bisherige Klassement oft noch einmal gehörig durcheinandergewirbelt werden kann.
Der Modus der Vierschanzentournee 2011/2012
Das Teilnehmerfeld jedes Einzelspringens besteht aus den automatisch gesetzten zehn Weltcupbesten sowie den 40 besten Springern der Qualifikation. Sie findet stets einen Tag vor dem Hauptwettkampf statt. Der Hauptwettkampf setzt sich wiederum aus zwei Durchgängen zusammen, wobei der erste im so genannten K.O.-Modus ausgetragen wird. Dabei kämpft jeweils ein gemäß der Qualifikationsleistung schwächerer Springer gegen einen stärkeren Springer um einen Platz im zweiten Durchgang. Die so ermittelten 25 Sieger und die 5 besten „lucky looser“ springen dort unter Mitnahme der Punkte aus dem ersten Durchgang den Tagesieger aus. Aus den individuell erzielten Gesamtpunkten aller vier Springen ergibt sich schließlich der Sieger der Tourneewertung. Dieser wird sportlich sogar höher angesehen als ein Weltmeister oder Olympiasieger, da er bei der Vierschanzentournee über eine lange Distanz von 4 Springen und ebenso vielen Qualifikationswettkämpfen in nur 9 Tagen eine konstant gute Leistung bringen muss.
Die Wertung eines Sprungs nachzuvollziehen ist nicht ganz einfach. Nach einem ausgeklügelten System wird einer Sprungweite eine Punktwertung zugeordnet, zu der noch die Haltungsnote addiert wird. Diese setzt sich aus den Noten von 5 neutralen Punktrichtern zusammen, wobei die beste und schlechteste Note aus der Wertung gestrichen wird, um starke Ausreißer zu vermeiden. Bei der Haltung werden Absprung, ruhige Flughaltung und vor allem die Landung bewertet. Zu Weitenpunkten und Haltungsnoten kommen seit kurzem auch noch gesonderte Boni oder Mali hinzu. Sie werden bei unterschiedlichen Windverhältnissen einbezogen, um für ausgleichende Gerechtigkeit zu sorgen. Ebenso wird bei dauerhaften Windveränderungen ab und zu eine Veränderung des Anlaufes vorgenommen. Auch dann müssen Punktestände angeglichen werden, um Springer, die von einem längeren Anlauf profitieren konnten, nicht zu übervorteilen. Diese verschiedenen Bewertungskomponenten machen das Skispringen zugegebenermaßen unübersichtlich, da ein weiter Sprung nicht immer auch eine vordere Platzierung bedeutet. Jedoch ist aus Fairnessgründen die Komplexität der Bewertung nachzuvollziehen.
Die Favoriten der Vierschanzentournee 2011/2012
Der Ausgang der Tournee ist in diesem Jahr offen wie selten. Topfavoriten sind immer noch die österreichischen Springer, Wolfgang Loitzl, Andreas Kofler und Thomas Morgenstern, die zuletzt dreimal in Folge triumphieren konnten. Während Loitzl zur Zeit noch nicht seine Form gefunden hat, sind der im letzten Jahr überragende Gesamtweltcupsieger Morgenstern sowie der aktuelle Weltcupführende Kofler schon wieder in hervorragender Verfassung. Selbstbewusst ist aber vor allem auch ihr Teamkollege Gregor Schlierenzauer. Das frühere Jahrhunderttalent gehört nun schon seit 5 Jahren zur Weltspitze, konnte bei der Tournee auch bereits einzelne Springen für sich entscheiden, jedoch nie die Gesamtwertung. Dennoch ist er bei den Buchmachern aktuell der erste Sieganwärter.
Stärker als in den vergangenen Jahren könnten aber auch wieder andere Nationen in den Kampf um den Titel eingreifen. Das verrät jedenfalls ein Blick auf die bisherigen Springen der noch jungen Weltcup-Saison, bei denen die Österreicher nicht mehr ganz so dominierend waren wie zuletzt. So konnten bereits der Norweger Andreas Bardal, die Deutschen Richard Freitag und Severin Freund, der Pole Kamil Stoch und der Japaner Daiki Ito das Podest besteigen. Bardal und Freitag gelang dies bereits mehrfach und beide gewannen sogar je ein Springen. Auch der Tscheche Roman Koudelka und der Slowene Robert Kranjec konnten das ein oder andere Mal überzeugen. Die Hoffnung besteht also, dass sich nach längerer Zeit endlich einmal wieder Athleten aus mehreren Ländern um den Tourneesieg streiten.
Im deutschen Lager ist die Zuversicht so groß wie lange nicht. Richard Freitags Sieg in Harrachov und die Podestplätze von Severin Freund lassen die Stimmung in die Höhe schnellen. Bundestrainer Werner Schuster hält dennoch den Ball flach und erwartet von seinen Jungs keine Wunderdinge. Ein Sieg im Einzelspringen oder gar der Tourneesieg steht daher nicht als Ziel auf dem Programm. Schön wären allerdings regelmäßige Platzierungen unter den besten Sechs. Neben Freund und Freitag dürften auch Maximilian Mechler und der Routinier Michael Neumayer eine gute Rolle spielen können. Altstar Martin Schmitt sieht sich dagegen nach einer weitgehend individuellen Vorbereitung erneut einer schweren Aufgabe gegenüber. Dem unermüdlichen Kämpfer wurde sicher nicht nur einmal das Karriereende nahe gelegt, doch er ist auch in diesem Jahr wieder dabei. Aktuell wäre es aber wahrscheinlich schon ein Erfolg, wenn Schmtt sich regelmäßig für den zweiten Durchgang qualifizieren könnte.
Etwas hinter den Erwartungen zurück blieb bislang auch der vierfache Olympiasieger und Schweizer Einzelkämpfer Simon Ammann. Ihm ist allerdings der Weltcup auch weniger wichtig. Der Tourneesieg fehlt ihm allerdings noch in seiner Titelsammlung, weshalb er seine ganze Konzentration auf dieses Ziel ausgerichtet hat. Man darf gespannt sein, ob Ammann pünktlich zum Tournee-Start in Oberstdorf fit ist.
Tickets für die Vierschanzentournee gibt es noch immer bei den bekannten Anbietern im Internet, sowie auf telefonische oder persönliche Direktanfrage bei den Veranstaltungsorten und -arenen.
Hier erhalten Sie Online-Tickets für:
Oberstdorf
Garmisch-Partenkirchen
Innsbruck
Bischofshofen
Nach dem Auftakt von heute ist es ersichtlich, dass die österreichischen Jungs mal wieder übertrainiert sind gut trainiert haben, ich hoffe nur, dass sich Freund und Co. so schnell wie möglich ein Beispiel nehmen und über sich „hinausfliegen“ 😉 Aber wenn man sich bei Interwetten mal so die Quoten beobachtet wissen die Herr und Frau Buchmacher anscheinen immer mehr als alle anderen. In diese speziellen Glaskugeln würde ich auch gern mal vor der Lottoziehnung reinschauen!