Tom Rachman weiß, wovon er spricht. Zumindest dann, wenn es um das Leben von Journalisten geht. Schließlich hat er selbst in der Branche gearbeitet und seine Erfahrungen sammeln können. 1974 in London geboren, reiste er um die Welt und arbeitete als Korrespondent für die Associated Press (Rom). „Die Unperfekten“ ist der Erstling des Autors und ein komischer Gesellschaftsroman, der die Eigenarten verschiedener Charaktere mit Witz und jeder Menge Charme beschreibt.
Tom Rachmans Klischee-Journalisten
Eine internationale Tageszeitung in Rom. Nach außen eine Auflage von 150.000, drinnen Journalisten am Rande des Nervenzusammenbruchs. Egozentrisch bis zur Schreibblockade, Nervenbündel die nach Beachtung schreien. Künstler-Klischees werden ausgelebt und diese vom Autor nachvollziehbar ausgeschmückt. Befriedigung erlangen „Die Unperfekten“ nur durch eine hohe Quantität ihrer veröffentlichten Texte. Da erfindet einer eine Story, nur um Geld zu verdienen, der Chef-Redigierer steckt seine ganze Kraft in die Aufregung über Buchstabendreher und Ruby hat immer noch nicht den Mann fürs Leben gefunden. Der Alltag ist schon hart.
Der Roman von Tom Rachman lebt von den zum Teil unerträglichen aber doch irgendwie liebenswürdigen Charakteren. Die Überlebenskünstler in ihrer Imperfektion. Schön skurril; ans Herz gehend menschlich. Die Hektik im journalistischen Alltag wird beschrieben. Ein Alltag mit Überschriften, Spalten und dem Schreiben von Sätzen. Auch dann noch, wenn in einer Minute der Redaktionsschluss mit dem Ende winkt. Von Problemen und Mechanismen mal ganz abgesehen. Und mittendrin Narzissten auf allgemeiner Existenzsuche.
Herrlich unperfekt
Redakteur zum freiberuflichen Journalisten: „Du kennst ja unsere finanziellen Probleme, Lloyd. Von Freien nehmen wir heute nur noch Sachen, bei denen's einem die Kinnlade nach unten reißt. Was nicht heißen soll, dass Deine Story nicht gut ist. Ich meine einfach, Kathleen will nur noch Sachen, die Auflage bringen. Terrorismus, Iran und Atom, Russlands neue Stärke – so Sachen. Alles andere nehmen wir inzwischen im Prinzip von Agenturen. Hat mit Geld zu tun, nicht mir Dir.“
Miteinander gegeneinander aufgrund eines schrumpfenden Redaktions-Budgets. Die Journalisten rasen mit der Zeit und verfolgen Perfektion, die aufgrund ihrer Träumereien von Anerkennung in die Kategorie von „Die Unperfekten“ rutscht. Wunderbar humorvoll, wunderbar unterhaltend. Der Roman von Tom Rachman erschien beim dtv Verlag.
- Hier eine Leseprobe.
Klasse,weiter so!