In Martin Blunts (herausragend: Peter Schneider) Leben stehen die Zeichen auf Erfolgskurs.
Der hochbegabte Mathematiker arbeitet erfolgreich in einem Unternehmen, hat eine schöne Wohnung, eine bezaubernde Freundin…kurz: ein geordnetes Leben!
Bis „Die Summe meiner einzelnen Teile“ zerbricht
Aus nicht näher thematisierten Gründen erleidet Martin einen Zusammenbruch wegen Erschöpfung und wird in eine Psychiatrie eingeliefert. Als er entlassen wird, gelingt es ihm aber nicht in sein altes Leben zurückzukehren. Seine Firma stellt ihn nicht wieder ein, seine Beziehung scheitert, er verliert soziale Kontakte, seine Wohnung und landet schließlich ohne Lebensmut auf der Straße.
Erst als er den zehnjährigen Viktor (Timur Massold), einen nur russisch sprechenden Jungen, kennenlernt, sieht er wieder eine Perspektive für seine Zukunft. Die beiden freunden sich an und beschließen, sich im Wald eine Hütte zu bauen und einen neuen Anfang jenseits gesellschaftlicher Konventionen zu wagen. Ihr Leben wird himmlisch, sie durchstreifen den Wald, toben über Wiesen und Felder und genießen ihre neugewonnene Freiheit. Bis sie erkennen müssen, dass man vor der Vergangenheit nicht flüchten kann.
[youtube 1cckBYrtsm0]Großes Drama von Hans Weingartner
„Die Summe meiner einzelnen Teile“ ist ein gesellschaftskritisches und psychologisches Meisterwerk von dem Regisseur von „Die fetten Jahre sind vorbei“. Subtil gelingt es Weingartner die heutigen psychiatrischen Anstalten zu kritisieren und weniger subtil den Umgang mit Menschen, die nicht in das allgemein akzeptierte Gesellschaftsbild passen. Obgleich der Film teilweise etwas langatmig wirkt, stellt das seine Qualität nicht in Frage, sondern ist ein unabdingbares Element, um den Zuschauer mit in die vielseitige und verwirrenden Wahrheitsbetrachtung innerhalb des Films zu ziehen. Denn welche Filmperson nun das Recht und den Blick auf die Wahrheit hat, Martin, die Psychologin oder vielleicht gar eine individuelle, sagt der Film nicht. Das offene Ende verstärkt diesen Effekt noch. Doch ist dies eine der großen Stärken des Films, der seinen Zuschauern nicht eine einfache Wahrheit und Lösung liefert, und nichts anderes würde man von einem Werk Weingartners erwarten.
„Die Summe meiner einzelnen Teile“
Regie: Hans Weingartner
Besetzung: Peter Schneider, Henrike von Kuide, Timur Massold
Produktionsland: Deutschland
Kinostart: 2. Februar 2012