Der 14. Bundesliga-Spieltag: Das Derby-Wochenende

Der Begriff „Derby“ meint in der Fußballersprache ursprünglich ein Duell zweier Vereine aus unmittelbarer Nachbarschaft, das eine langjährige Tradition hat. Meistens hat sich in dieser Zeit unter den Fans auch eine gesunde Rivalität entwickelt, die sich hier und da aber auch in verstärkter Gewalt bis hin zu blankem Hasses äußert. Beispiele für besonders hohe Sicherheitsgefährdung im deutschen Fußball sind Begegnungen zwischen Kickers Offenbach und Eintracht Frankfurt, dem VfB Stuttgart und dem Karlsruher SC oder dem FC Hansa Rostock und dem FC St. Pauli. Die letztgenannte Partie offenbarte gerade am vergangenen Wochenende wieder einmal traurige Höhepunkte von Ausbrüchen gewaltbereiter Fans, auch während des Spiels.

Derbys am 14. Bundesliga-Spieltag

Dabei sind Derbys eigentlich Spiele erhöhter medialer Aufmerksamkeit und Vorfreude. Auf diese haben die Fans beider Vereine lange gewartet und wer gewinnt, macht vormalige Enttäuschungen auf einen Schlag wett. Vielfach wird der Derbybegriff daher auch gern mal überstrapaziert, indem man Paarungen ohne große Geschichte wie Freiburg gegen Kaiserslautern oder Hertha BSC Berlin gegen Union Berlin als Derby bezeichnet. Noch schlimmer sind solche Wortungeheuer wie das Nord-Südderby zwischen dem Hamburger SV und Bayern München oder das Inselderby zwischen Malta und Island, die mit dem eigentlichen Nachbarschaftsgedanken des Begriffes nichts mehr zu tun haben.

Am 14. Bundesliga-Spieltag haben wir jedoch drei mehr oder weniger klassische Derbys auf dem Spielplan. Alle drei Partien elektrisieren die Fans und haben erhöhten Spannungscharakter. Dennoch ist bei ihnen trotz einem sicherlich etwas erhöhten Polizeiaufgebot nicht unbedingt mit Zuschauerausschreitungen zu rechnen, da sich das Gewaltpotenzial der Fans aus Dortmund, Schalke, Köln, Mönchengladbach, Hannover und Hamburg im Allgemeinen in erträglichen Grenzen bewegt. Wir stellen die Begegnungen vor und wagen wieder einmal eine Prognose auf den Spielausgang.

1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach 

Beim rheinischen Nachbarschaftsduell hört der Spaß in der karnevalsverrückten Region für 90 Minuten auf. Beide Vereine sind traditionell Kinder der Bundesliga, auch wenn die Gladbacher nicht von Anfang an dabei waren. Die ganz erfolgreichen Zeiten wie zum Beispiel das Jahr 1978, als es bis zum letzten Spieltag zwischen Köln und Gladbach ein direktes Duell um den Meistertitel gab, liegen bereits ein Stück zurück. Allerdings ist gerade in dieser Saison bei beiden Vereinen ein Aufwärtstrend bemerkbar, der die jüngst tristen Zeiten der zweiten Liga vergessen macht. Vor allem die Gladbacher machten nach dem Fast-Abstieg der letzten Saison einen unglaulichen Leistungssprung, der in erster Linie Trainer Lucien Favre zu verdanken sein dürfte. Die letzten Siege gegen Hannover (2:1), Hertha (2:1) und vor allem die Gala gegen Bremen (5:0) lassen die Fans von einem dauerhaften Verbleib in den oberen Tabellenrängen träumen. Aktuell beträgt der Rückstand auf die erstplatzierten Bayern nur 2 Punkte.

Aber auch der 1. FC Köln ist nach einer verkorksten Anfangsphase auf Touren gekommen. Vor allem zu Hause machten die Geißböcke einen soliden Eindruck, fertigten Hoffenheim (2:0), Hannover (2:0) und Augsburg (3:0), dank einer gut eingestellten Abwehr und eines starken Lukas Podolski, souverän ab. Ein Platz im sicheren Mittelfeld ist der Lohn. Zuletzt mussten die Kölner allerdings aufgrund des Suizidversuchs von Schiedsrichter Rafati vor dem Spiel gegen Mainz zwangspausieren. Dadurch könnte ihnen zusätzlich zur davor liegenden Länderspielpause etwas der Schwung verloren gegangen sein.

Prognose: Die Gladbacher sind im Moment sehr gut eingestellt und eingespielt. Das Mittelfeld um den hervorragenden Marco Reus weiß den Gegner mit schnellen Spielzügen zu überrenen. Zudem ist Köln ein absoluter Lieblingsgegner und hat die angesprochene Spielpause zu verkraften. Gladbach gewinnt sicher mit 3:1 und bleibt oben dran.

Borussia Dortmund gegen Schalke 04 

Das Revierderby ist in Deutschland wohl so etwas wie die Mutter aller Derbys. Nirgendwo sonst haben die Ergebnisse dieser Begegnung so eine große Bedeutung für die Saisonbewertung. Im Jahr 2007 legte Dortmund beispielsweise eine höchst mäßige Spielzeit hin, vermasselte den Königsblauen aber am vorletzten Spieltag die Meisterschaft, wodurch sich Fans und Spieler schlagartig wieder lieb hatten. In diesem Jahr ist das Revier besonders gespannt, weil beide Vereine endlich einmal wieder gleichzeitig oben mitspielen – vielleicht ja sogar bis zum Ende um den Titel. Die Dortmunder haben sich durch den Sieg in München wieder an die Spitze herangerobbt, leiden aber unter chronischer Champions-League-Erfolglosigkeit. Die neuerliche Pleite bei Arsenal London lässt die Chancen des BVB auf ein Weiterkommen im europäischen Wettbewerb gegen den Nullpunkt sinken. Das drückt natürlich auf die Stimmung auch in der Bundesliga. Zudem fallen Sven Bender und möglicherweise auch Mario Götze nach ihren Verletzungen am 14. Bundesliga-Spieltag aus.

Der FC Schalke 04 kann dagegen sehr optimistisch zum großen Rivale fahren. Huub Stevens hat die Mannschaft nach dem überraschenden Rücktritt Ralf Rangnicks mittlerweile gut im Griff. Diese zeigt sich stabil und liegt nur einen Punkt hinter dem BVB. In der Europa League ist das Weiterkommen ebenso nur noch Formsache. Das Team zeigt guten Zusammenhalt und ist defensiv wie offensiv stark, vor allem durch den derzeit aus allen Lagen treffenden Klaas Jan Huntelaar. Die Ausfälle von Abwehrchef Benedikt Höwedes und Flügelflitzer Jefferson Farfan sind allerdings dennoch schmerzhaft und sind nur schwer zu kompensieren.

Prognose: Trotz des Europakaters ist mit den Dortmundern in der Liga weiter zu rechnen. Gegen einen wiedererstarkten FC Schalke 04 kommen die Borussen allerdings trotzdem nicht über ein 1:1 hinaus. Dies freut Bayern München, das sich oben wieder etwas absetzen kann sowie die Borussia aus Mönchengladbach, welche nach dem 14. Bundesliga-Spieltag sensationell Platz 2 übernimmt.

Hannover 96 gegen Hamburger SV 

Der kleine (Hannoversche) HSV hat den großen (Hamburger) HSV zu Gast. Dieser Satz mutet angesichts der Tabellensituation etwas grotesk an. Schon in der letzten Saison konnten die Hannoveraner ihren nördlichen Nachbarn eindrucksvoll in die Schranken weisen und auch zur Zeit haben die Niedersachsen klar die Nase vorn. Allerdings ist Hamburg unter dem neuen Trainer Thorsten Fink im Aufwind. Nach drei Unentschieden und einem glücklichen Sieg im Pokal in Trier, gab es gegen Hoffenheim endlich den ersten Heimsieg der laufenden Spielzeit. Bei Hannover 96 ist dagegen ein leichter Abwärtstrend ersichtlich, der vor allem durch die schwachen Auswärtsleistungen zustande gekommen ist. Mirko Slomka muss einsehen, dass die Leistungsstärke mit der zusätzlichen Belastung des Europapokals trotz des hohen Teamgeists an ihre Grenzen kommt. Auch das Spiel gegen Lieblingsgegner Hamburg wird da sicherlich kein Selbstläufer. Sollten die (Hamburger) Rothosen gegen die (Hannoveraner) Roten allerdings zu sebstbewusst auftreten, drohen sie  wie schon viele andere Opfer der niedersächsischen Konterkunst zu werden.

Prognose: Kaum ein Derby läuft so friedlich ab wie das zwischen den beiden HSV. Die Anhänger der Vereine mögen sich und stimmen während des Spiels sogar gemeinsame Gesänge an. So schiedlich-friedlich wie auf den Rängen wird es schließlich auch auf dem Rasen ausgehen. Das dennoch nicht uninteressante Spiel endet 2:2.

Werbung

2 Meinungen

  1. Super Blogartikel! Ich persönlich finde das Derby BVB gegen S04 mit einer der spannenden Spiele in ganz Europa. Beleibt nur zu hoffen, dass das ganze auch in einem sportlichen Rahmen bleibt.

  2. Quatsch der 1 FC Köln gewinnt das Derby und rächt sich fuer die Pleiten in den letzten spielen!

Schreiben Sie Ihre Meinung

Ihre Email-Adresse wird Mehrere Felder wurden markiert *

*