Das Leben ist keine Keksdose: Bücher für Mädchen ab elf Jahren

2 1/2 Punkte Hoffnung – derzeit eines der besten Bücher für Mädchen

Die elfjährige Hope und ihr Bruder werden von ihrer Mutter alleine aufgezogen und daran gibt diese dem Mädchen die Schuld. Daran und an der Tatsache, dass sie ihr Leben „vergeudet“ hat und nun, mit Anfang Vierzig und den ersten Verfallserscheinungen, allein dasitzt. Hope bekommt frontal den ganzen Hass ihrer Mutter ab. Sie schlägt sie zwar nicht, sie berührt sie sowieso nie, aber mit ihren Worten gräbt die einsame Frau tiefe Kerben in Hopes Seele.

Dass so ein Verhalten nicht normal ist, lernt Hope erst, als sie die zwei fröhlichen Damen aus dem Second-Hand-Laden kennenlernt, in dem ihre Traumstiefel stehen. Sie arbeitet die lila Stiefel ab und findet ein Stückchen Zuhause. Und langsam, ganz langsam lernt Hope, dass sie seelisch misshandelt wird und dass sie ein Recht hat, sich dagegen zu wehren. Doch bis es soweit ist, verbringt das traurige Mädchen seine Zeit mit dem Tagebuch der Anne Frank und einem Punktesystem, das ihr beim Überstehen der Gemeinheiten helfen soll…

Dieser Roman geht ganz tief und lässt einen auch nach der letzten Seite nicht wirklich los. Und es könnte durchaus sein, dass ein feinfühliges Buch wie dieses ganze Menschenleben verändert. Ein absolutes „Daumen hoch“ für Gretchen Olsen und 2 1/2 Punkte Hoffnung aus dem aufbau Verlag (broschiert erschienen im März 2011 für 12,95 Euro).

Das Leben ist keine Pralinenschachtel

Auch die Hauptfigur dieses Buches hat es nicht leicht, allerdings auf eine ganz andere Art und Weise. Francesca ist auf einer Schule gelandet, die eigentlich eine Knabenschule ist und auf die nur eine Handvoll Mädchen gehen. Und die sind in Francescas Augen alles andere als normal, sondern ziemlich durchgeknallt. und ganz anders als ihre Vorreiter-Mädchenclique auf der alten Schule. Dass die Jungs in diesem Alter nicht wirklich besser sind, versteht sich von selbst und ganz besonders Will Trombal ist ein echter Idiot. Und wie das mit „echten Idioten“ oft so ist, letztendlich sind sie es, in die man sich verliebt – frei nach dem Motto, was sich liebt, das neckt sich. Wobei wir hier nicht von Leidenschaft sprechen, sondern von ersten mehr oder weniger tollpatschigen Anbandelversuchen.

Bücher für Mädchen in dem Alter müssen fast schon mit Problemen arbeiten, wenn sie Erfolg haben wollen. Wenn dann noch erste Einblicke in die Welt der Jungs und der gegenseitigen Faszination gegeben werden, dann hat man ein Buch, das vielleicht nicht zu den besten dieser Saison gehört, das aber durchaus lesenswert ist.

Eines muss man hier allerdings dazusagen: Die Sprache, die die Autorin gewählt hat, ist nicht die einfachste, man sollte also das Leseklientel altersklassenmäßig etwas höher einstufen als elf.

Melina Marchetta: Das Leben ist keine Pralinenschachtel, erschienen bei Ravensburger im Juni 2011 für günstige 7,99 für fast 300 Seiten.

Das Leben ist nicht nur keine Pralinenschachtel, es ist auch keine Keksdose

Schade eigentlich. Denn sowohl Kekse als auch Pralinen wären tausendmal besser als das Chaos, das Polly am Hals hat. Schließlich hat sie neben ihrem Halbtagsjob, der Schule, noch ein paar andere Baustellen in ihrem Leben. Und jetzt soll sie auch noch Tagebuch schreiben! Und das nur, weil die Lehrerin noch gar nicht wirklich eine ist und ihr Ehrgeiz sie antreibt, die Youngsters zu „quälen“. „Sie stellt sich das so vor, dass wir jeden Tag einen Satz zum Wichtigsten des Tages sagen. Superidee, nur wechseln bei mir und meinen Freundinnen die Wichtigkeiten im Minutentakt.“ Doch dann gewinnt das Mädel doch Gefallen an dieser Tagebuchidee und lässt die geneigte Leserin an ihrem Alltag teilhaben. Allerdings nur die, denn Frau Balder bekommt eine zensierte Fassung.

Dieses Buch ist leicht geschrieben, trifft den schnoddrigen Ton der Altersklasse ganz gut und auf seine Art ist es auch witzig. Kein Tiefgang, aber ein Lesevergnügen, bei dem die Mädels sich gut wiedererkennen. Und manchmal braucht es ja auch nicht mehr.

Claire Singer: Polly – das Leben ist keine Keksdose, erschienen als Schneiderbuch im Januar 2011 zu einem Preis von 9,99 Euro.

Bücher für Mädchen mal ganz anders

Mädchen in diesem Alter lieben Tagebücher, doch nicht jede hat Lust, sich seitenweise schreibend einem anzuvertrauen. Eine schöne Alternative ist da „Mein Buch über mich“ von Planet Girl, erschienen im Juli 2011. Ähnlich aufgebaut wie die Hin- und Herreiche-Poesiealbumsersatzbücher der Grundschule, allerdings nur für eine Person gedacht. Mit kleinen Tests, den „dunklen“ Seiten des Lebens und all den schönen und leckeren Dingen, die in diesem Alter wichtig sind. Inklusive Platz und Anregung für eigene Texte. Ein schönes Geschenk, das allerdings mit 12,95 Euro schon happig ist.

Ganz anders in seiner Art ist das Büchlein mit dem etwas seltsam zweideutigen Titel „Mach mich fertig“. Kleider entwerfen, schminken, zeichnen, kleben und gitzern sind hier genauso erwünscht wie Seiten rausreißen, um das Pausenbrot einzuwickeln und Duftproben zu sammeln. Aus dem Hause Ravensburger für 8,99 Euro. Ebenfalls ein stolzer Preis, für den man vielleicht doch ein etwas schöneres Papier hätte nehmen können.

 

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